Oder ist das eh überall so? Sind Strache und Gudenus wieder nur die Spitze des Eisbergs? Würden hinter vermeintlich geschlossenen Türen - noch dazu unter Einfluss von Alkohol und möglicher illegaler Drogen - auch andere Spitzenpolitiker wie Juncker oder Macron so reden? Reden sie am Ende auch so?
Genau dieser recht naheliegende Gedankengang ist die eigentliche Krux an diesen Vorgängen. Sie sind der Grund, dass in der weiteren Folge gegen allen Anschein die Rechte Gewinn aus ihnen ziehen wird. Da wird Vertrauen nicht etwa nur in die FPÖ, sondern ins bürgerliche Parteiensystem an sich zerstört. Die Verallgemeinerung, die sich in den zitierten Sätzen ausdrückt, ob sie nun faktisch berechtigt ist oder nicht, verstärkt das Misstrauen in die politisch Führenden. Gleichzeitig wird die moralische Ebene, die schon ihr Unwesen treibt in den Relotius-Medien - ein von mir gern verwendeter Ausdruck, der selber moralisierend missverstanden werden kann - verabsolutiert. Es werden Empörungsstürme losgetreten, die jeglichen politischen Inhalt unter sich begraben. Das bei den autoritärer gesinnten Bürgern verbreitete Sehnen nach dem politischen Vater, gerecht, streng, aber gütig, moralisch stets auf der sicheren Seite, wird verstärkt. Der nächste Kandidat für die Rolle des starken Mannes - eine Bezeichnung, die nicht zwangsläufig geschlechtsbestimmend aufgefasst werden muss - trifft auf breite Bevölkerungsschichten, die gut motiviert sind seine Botschaft für bare Münze zu nehmen, dem ganzen moralischen Dreck den Garaus zu machen.
Man sollte sich also als politisch Linksstehender nicht zu früh freuen über den gefallenen Möchtegern-Führer.