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  • Pnyx (1)

mehr als 1000 Beiträge seit 01.07.2017

Auslassungen

Als historizistische, phänomenlogische Beschreibung wichtiger Aspekte afghanischer Religionsentwicklung ist dieser Text sicher tauglich. Zumindest für Intellektuelle, da durchsetzt mit z. T. nicht allgemein geläufigen Fachbegriffen.

Er trägt aber absolut nichts bei zur Erklärung dieser Entwicklungen und erst recht nicht zur Frage, warum diese Gruppierungen erfolgreich waren. Wenn man von der nebulösen Implizierung absieht, die militärische Intervention der Sowjets sei daran schuld.

Weder erfahren wir etwas über die sozioökonomischen Verhältnisse im damaligen Afghanistan, noch über die geostrategischen Bedingungen, die bestimmten wer wen wie unterstützte.

Follow the money trägt oft viel zum Verständnis von Abläufen bei. Wie viel saudiarabisches Geld war nötig, um den wahhabitisch geprägten Islam in der Region zum Durchbruch zu verhelfen. Wer hat die Stingers, die hier zur Illustration dienen finanziert und warum?

Generell - wer hatte wann wo welche Interessen, und wie wurden diese durchgesetzt? Maurer spart das komplett aus und ideologisiert damit ihre Darstellung.

Aber auch die Darstellung der Taliban selbst ist einseitig. Dogmatische Fanatiker, die alles zerstören, was nicht ihren Dogmen entspricht. Der durchaus vorhandene, revolutionäre Impetus bis dahin unterdrückter Schichten der afghanischen Bevölkerung und damit so etwas wie eine objektive Teillegitimation ihrer Handlungen bleibt unerwähnt.

Zu hoffen bleibt, dass im angekündigten dritten Teil die letzten Jahrzehnte und ihr Einfluss auf die Taliban-Bewegung thematisiert werden, etwa die Überwindung ihrer paschtunisch-tribalistischen Ursprünge, hin zu einer nationalen Bewegung, und nicht, wie zu befürchten, das wenn auch etwa intellektuell gepimpte Bild, das hier im zweiten Teil gezeichnet wird und ganz den Vorurteilen entspricht, noch weiter zementiert wird.

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