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  • demon driver

mehr als 1000 Beiträge seit 25.02.2000

Dem kann ich nur...

Artur_B schrieb am 25. November 2005 6:52

[Vernünftiges]

... sehr zustimmen.

Inwieweit die Unterschiedung zwischen Beamten und Angestellten im
öffentlichen Bereich noch Sinn macht, ist eine andere Frage, aber das
Beamtenbashing, das bei Gapp offen zutagetritt, geht an den Ursachen
dann doch ein wenig vorbei. Das Problem ist ja beispielsweise nicht,
dass "den Beamten" eine vergleichsweise abgesicherte Existenz
zugestanden wird, sondern dass die Gesellschaft sie allen anderen
nicht mehr zugesteht - obwohl das Bruttosozialprodukt auf der enormen
Höhe angekommen ist, die im Artikel auch genannt wurde, und weiter
steigt, ohne dass die Anzahl der Bürger irgendwie zunehmen würde,
deren Existenz zu sichern wäre. In den Achtzigerjahren genoß, wer
z.B. bei HP oder IBM angestellt war, noch ähnliche soziale
Absicherung wie der öffentliche Bedienstete.

Die Gesamtwirtschaft würde rechtlich dazu verpflichtet gehören, nicht
nur via Steuern den Beamten, sondern allen eine angemessene Existenz
zu sichern, das würde in die Verfassung gehören - und das allerdings
muss man der politischen Elite und den sich dahinter verbergenden
Beamten dann aber auch in der Tat ankreiden, dass diese politische
Notwendigkeit nicht erkannt wird und man sich stattdessen schon auch
zu einem beträchtlichen Grad damit beschäftigt, die Strukturen
aufrechtzuerhalten, die die eigene Macht dann wenigstens gegenüber
den Bürgern, wenn schon nicht der Wirtschaft sichern.

Die Erfüllungsgehilfenschaft der verbeamteten politischen Elite für
Wirtschaft und Industrie, das wäre ein Ansatzpunkt für Kritik, den
man mal herausarbeiten könnte, anstatt wenig zielführend auf das
Beamtentum loszugehen.

Hinzu kommt, dass nicht im selben Maß wie in der "freien Wirtschaft",
aber doch mit derselben Tendenz auch die Beschäftigungsverhältnisse
im öffentlichen Dienst unter Druck geraten - wenngleich es natürlich
auch dort vor allem "die Kleinen" trifft. In vielen Bereichen des
öffentlichen Dienstes sind die Gehälter im Vergleich ohnehin schon
gering und seit Jahrzehnten mit einer geringeren Steigerungsrate
verbunden, und jetzt kommen Arbeitszeitverlängerung, Zulagenkürzung,
und daneben auch schon seit längerem massive Stellenstreichungen
dazu, mit der Folge, dass immer mehr Arbeit bei dem einzelnen
Beschäftigten anfällt (während, man muss es in solchen Punkten ja
immer wieder dazusagen, draußen immer mehr Leute arbeitslos werden,
und keiner kapiert, dass der Produktivitätswahn, dem die Republik
durch alle Schichten hindurch hoffnungslos verfallen ist,
wesentlicher Teil des Problems ist, keine Lösung).

Gruß
d. d.
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