Es gibt in Deutschland derzeit zwei Pawlow'sche Reflexe:
1.) Wenn es um Reformen geht, einschneidende Opfer von allen zu
fordern, die dann letztendlich doch nicht alle betreffen, zumindest
nicht alle im gleichen Umfang.
2.) Von Neid zu reden, wenn man von denen Opfer fordert, die bei (1.)
erst einmal ausgeklammert wurden (manchmal durch andere, meist jedoch
infolge eigener, subtiler Einflussnahme).
Das Neidargument dient vor allem der Besitzstandswahrung. Nehmen wir
einmal als Beispiel die Finanzbeamten. Es ist schlichtweg
ungeheurlich, dass ein Heer von Steuerbeamten damit beauftragt ist,
in Deutschland das unbestritten komplizierteste Steuersystem der Welt
zu exekutieren, ohne dass dem ein wirtschaftlicher Standortvorteil
gegenüber stünde. Im Gegenteil: Unser Steuerrecht ist ein
internationaler Standortnachteil par excellence - und paradoxer Weise
widerspricht dem praktisch niemand.
Das Einsparpotential von 80 Milliarden Euro, von denen
Wirtschaftsinstitute im Zusammenhang mit dem deutschen Steuerrecht
reden, sind vor allem Transferkosten, also Kosten, die bei der
Verwaltung und dem Zurechtkommen mit den komplizierten Vorgaben
verursacht werden. Und was macht das neue Kabinett am ersten
Arbeitstag? Es beschließt, dass zukünftig die Kosten für
Steuerberater nicht mehr von der Steuer absetzbar sind.
Hallo? Jemand zu Hause? Sobald die eigenen finanziellen
Rahmenbedingungen über die Verwaltung eines Sparkonto hinaus gehen,
benötigt man, zumindest zeitweise, die Unterstützung eines Profis.
Das gilet in besonderer Weise für Selbstständige und Unternehmen. Die
hohe Anzahl von Steuerberatern ist somit eine Folge des komplizierten
Steuerrechts. Aber Merkels neue Truppe setzt natürlich genau da an,
wo es dem Beamtenapparat nicht weh tut: Nicht das Steuerrecht wird
vereinfacht - und so der primäre Bedarf an Steuerberatern verringert
- sondern die, die einen Steuerberater infolge des komplizierten
Steuerrechts benötigen, dürfen die Kosten zukünftig einfach nicht
mehr absetzten. Opfer bringen also immer die anderen, nie die
herrschenden Beamten. Ist diese Feststellung Neid? Wohl gemerkt: Die
Entscheidung fiel am ersten Arbeitstag des Kabinetts.
Wenn der erste Arbeitstag richtungsweisend sein sollte für die Arbeit
der großen Koalition, dann sollte man wohl zukünftig von einem
"Merkeltekel" reden.
1.) Wenn es um Reformen geht, einschneidende Opfer von allen zu
fordern, die dann letztendlich doch nicht alle betreffen, zumindest
nicht alle im gleichen Umfang.
2.) Von Neid zu reden, wenn man von denen Opfer fordert, die bei (1.)
erst einmal ausgeklammert wurden (manchmal durch andere, meist jedoch
infolge eigener, subtiler Einflussnahme).
Das Neidargument dient vor allem der Besitzstandswahrung. Nehmen wir
einmal als Beispiel die Finanzbeamten. Es ist schlichtweg
ungeheurlich, dass ein Heer von Steuerbeamten damit beauftragt ist,
in Deutschland das unbestritten komplizierteste Steuersystem der Welt
zu exekutieren, ohne dass dem ein wirtschaftlicher Standortvorteil
gegenüber stünde. Im Gegenteil: Unser Steuerrecht ist ein
internationaler Standortnachteil par excellence - und paradoxer Weise
widerspricht dem praktisch niemand.
Das Einsparpotential von 80 Milliarden Euro, von denen
Wirtschaftsinstitute im Zusammenhang mit dem deutschen Steuerrecht
reden, sind vor allem Transferkosten, also Kosten, die bei der
Verwaltung und dem Zurechtkommen mit den komplizierten Vorgaben
verursacht werden. Und was macht das neue Kabinett am ersten
Arbeitstag? Es beschließt, dass zukünftig die Kosten für
Steuerberater nicht mehr von der Steuer absetzbar sind.
Hallo? Jemand zu Hause? Sobald die eigenen finanziellen
Rahmenbedingungen über die Verwaltung eines Sparkonto hinaus gehen,
benötigt man, zumindest zeitweise, die Unterstützung eines Profis.
Das gilet in besonderer Weise für Selbstständige und Unternehmen. Die
hohe Anzahl von Steuerberatern ist somit eine Folge des komplizierten
Steuerrechts. Aber Merkels neue Truppe setzt natürlich genau da an,
wo es dem Beamtenapparat nicht weh tut: Nicht das Steuerrecht wird
vereinfacht - und so der primäre Bedarf an Steuerberatern verringert
- sondern die, die einen Steuerberater infolge des komplizierten
Steuerrechts benötigen, dürfen die Kosten zukünftig einfach nicht
mehr absetzten. Opfer bringen also immer die anderen, nie die
herrschenden Beamten. Ist diese Feststellung Neid? Wohl gemerkt: Die
Entscheidung fiel am ersten Arbeitstag des Kabinetts.
Wenn der erste Arbeitstag richtungsweisend sein sollte für die Arbeit
der großen Koalition, dann sollte man wohl zukünftig von einem
"Merkeltekel" reden.