Der Kapitalismus stiftet Freiheit und Gerechtigkeit
Nein, der Kapitalismus "stiftet" nicht unmittelbar Freiheit, aber er ist ihr wichtigster Gewährträger. Man kann nicht auf Dauer das eine ohne das andere haben. China schickt sich zwar gerade an, das Gegenteil zu beweisen. Langfristig ist aber absehbar, wie es für die KPC ausgehen muss. Es kommt der Tag, da wird sie abtreten müssen.
Kapitalismus stiftet auch "keine" Gerechtigkeit. Auch dies ist nicht die Aufgabe oder begehr. Gerechtigkeit kann aber nur dann existieren, wenn es grundsätzlich eine weitgehend freie Möglichkeit zur eigenwirtschaftlichen Betätigung gibt.
Und außerdem - was ist schon Gerechtigkeit?
Ein waschechter Linker kann diesen Begriff doch sowieso immer nur unter dem Aspekt der totalen Verteilungsgerechtigkeit sehen. Diese betet er götzengleich an. Er kennt gar keine andere Definition oder Auslegung von Gerechtigkeit als diese. Dabei ist absolute Verteilungsgerechtigkeit ein absolut widernatürliches, abscheuliches Ding, das auf ewig unerreichbar bleibt.
Normal denkende Menschen kennen noch viele weitere Gerechtigkeitsprinzipien ohne zwingenden Universalitätsanspruch. Leistungsgerechtigkeit zum Beispiel. Jemand der mehr tut als als andere, fleißiger ist, der soll auch mehr als die anderen haben. Es wird nicht als gerecht und als amoralisch empfunden, ihm alles wegzunehmen um ihn im Ergebnis genau so schlecht dastehen zu lassen wie alle anderen. Das "Working Poor"-Phänomen wird in diesem Kontext z. B. massiv unterschätzt. Es entsteht aber nicht, so die klassische Annahme, durch zu wenig Umverteilung, sondern vor allem durch "zu viel"...