Unvorhandener Winzling schrieb am 21.10.2024 13:20:
Die zentrale Frage des Buchs ist "Was dachte der Bewohner der Osterinseln, der den letzten Baum fällte?". Es dreht sich immer um die Ausbeutung der Umwelt.
Blöderweise ist die Theorie von der Übernutzung gerade vor einigen Monaten an Gegenbeweisen gestorben.
Also, nicht dass nicht immer wieder Biotope an Übernutzung kaputtgehen.
Der Schneehase-Wolf-Zyklus geht auch in diese Richtung, da beschränkt sich keine Tierart weise auf eine nachhaltige Nutzung. Stattdessen vermehren sich die Wölfe in Schneehasenjahren so sehr, dass im Folgejahr fast keine Schneehasen übrigbleiben, dann verhungern im übernächsten Jahr die meisten Wölfe und die Schneehasenpopulation explodiert wieder.
Und auch von den kanadischen Ureinwohner gab es die Geschichte, dass die Beutetiere nach sehr, sehr ertragreichen Jahren plötzlich verschwunden waren und das Volk hungern musste.
Kulturen, die dies in den Griff bekamen, hatten eben langfristig Erfolg.
Oder die Kulturen, die schlechte Jahre zumindest so überstehen konnten, dass die Ressourcen sich wieder erholen konnten.
Gerade die besonders ausgefeilten, die die Ressourcen besonders gut verplant haben, sind dann allerdings untergegangen, wenn die Nutzung dann aufgrund irgendeines Zufalls doch zuviel war. Dann waren es so viele Menschen, dass das ganze Staatswesen zusammengebrochen ist und selbst die sich allmählich regenerierenden Ressourcen für die Anzahl Menschen nicht gereicht haben.
Alles, was ich über den Zusammenbruch der mittelamerikanischen Kulturen weiß, deutet in diese Richtung: Die waren so erfolgreich, dass sie das System bis exakt an den Rand der Tragfähigkeit ausgebeutet haben, aber sobald dieses System ein ganz klein wenig über die Grenze gerutscht ist, war die Nutzung gleich KRASS zuviel und die Stabilisierung kam zu spät, die Leute waren alle verhungert oder weggezogen und es gab nicht mehr genügend Menschen da, um überhaupt einen Staat zu organisieren.
Also. Nicht perfekte Nutzung anstreben. Die Grenzen der Nutzung sind nicht so scharf, wie man glaubt.
Und dann ist die gelegentliche Übernutzung zwar schlimm, aber es gibt keinen kompletten Zusammenbruch.
In den allermeisten Fällen ist es die Behandlung der Ressource Wald.
Interessanterweise hat der Mensch den Rohstoff Holz sparen können, als er anfing, fossile Energieträger auszubeuten. Insbesondere das moderne Hüttenwesen wäre ohne Koks in den Hochöfen nicht denkbar. Unvorstellbar, was es für ein Aufwand wäre, diese Koks aus Holzkohle, gewonnen per Köhlerei, herzustellen.
Interessanter Aspekt, danke.
Die früheste mir bekannte nachhaltige Nutzungsordnung sind übrigens die Nürnberger mit ihrem Stadtwald. Die haben sich sehr genaue Gedanken gemacht, wie viel Holz aus welchem Landflecken entnommen werden konnten, ohne dass das Ganze zu einer Wildnis wird.
Die Nürnberger hatten deshalb auch immer Holz, auch dann, als die Köhlerhütten andernorts die Wälder komplett gefressen haben.
Angeblich einer der Gründe, warum Nürnberg im Hoch- und Spätmittelalter eine der wichtigsten und reichsten Städte des dt. Reichs war.