Operation Zartheit
Der Verfassungsschutz überwachte Mohammed Haydar Zammar und erhielt so Namen, Telefonnummern und Adressen der Terroristen Marwan al-Shehhi und Mohammed Atta.
Der VS gab seine Erkenntnisse auch an die USA weiter, aber trotzdem konnten die Terrositen unbehelligt einreisen und ihre Taten ausführen.
Das st schon seltsam.
Die tödlichen Fehler des US-Geheimdienstes I
Aber solche Aussagen können deutsche Verfassungsschützer nicht beeindrucken. Maulhelden wie Zammar sind in den einschlägigen Moscheen häufig anzutreffen. Allerdings bekommt der Verfassungsschutz 1998 einen Hinweis aus Italien auf den Tisch, der ihn dazu veranlasst, sich Zammar noch einmal genauer anzuschauen. In Turin sind islamistische Extremisten verhaftet worden, die nach Angaben italienischer Behörden kurz davor standen, Anschläge gegen amerikanische Einrichtungen in Europa zu verüben.In der Wohnung der Männer hat man ein riesiges Waffen- und Munitionsarsenal gefunden, dazu Perücken, falsche Bärte und eine Adressenliste. Auf dieser war die Hamburger Anschrift und Mobilnummer von Mohammed Haydar Zammar verzeichnet, versehen mit dem Vermerk "Fratello Mohammed" sowie dem Zusatz "Abu al-Hassan", der Vater von Hassan.
"Operation Zartheit"
Die deutschen Ermittler haben schnell herausgefunden, dass Zammar einen Sohn mit Namen Hassan hat. Beim BfV in Köln muss man nun umdenken. Allem Anschein nach hat der Maulheld aus Hamburg zumindest Kontakt zu mutmaßlichen Terroristen. Eine umfangreiche Überwachung wird eingeleitet.Die Ausspähaktion bekommt den Decknamen "Operation Zartheit", was einer gewissen Ironie nicht entbehrt. Schließlich ist Zammar fast zwei Meter groß und zirka 140 Kilogramm schwer. Für die Aktion setzen die Ermittler ihr gesamtes nachrichtendienstliches Repertoire ein. Zammar wird observiert, Spitzel fragen seine Umgebung über ihn aus, und immer wenn "Bruder Haydar", wie Zammar in der Szene genannt wird, zum Hörer greift oder angerufen wird, schaltet sich beim Verfassungsschutz automatisch ein Tonbandgerät ein.
Am 31. Januar 1999 meldet sich bei Zammar ein Marwan. Der Anrufer erkundigt sich nach dessen Befinden und dem Wohlergehen der Brüder; sein Gesprächspartner erzählt von seiner Arbeitslosigkeit und der Möglichkeit einer Umschulung auf Staatskosten. Marwan berichtet von seinem Studium in Bonn; Zammar bittet ihn, bald nach Hamburg zu kommen. Der Anrufer verspricht, spätestens im Mai, wenn er seine Prüfungen beendet habe, in die Hansestadt zu ziehen. Das scheinbar belanglose Telefonat veranlasst die Verfassungsschützer dennoch, die Nummer des Anrufers zu ermitteln. Ergebnis: Der Anruf aus Bonn kam von einem Mobiltelefon, das in den Vereinigten Arabischen Emiraten angemeldet ist.
Dürftige Informationen für die CIA
Die deutschen Verfassungsschützer halten den Anrufer offensichtlich für so wichtig, dass sie ihre dürftigen Informationen der CIA zur Verfügung stellen, die Marwan nicht nur Verbindungen zu Zammar, sondern auch zu dessen Landsmann Darkazanli nachweisen können. Jedenfalls wird ab dem Frühjahr 1999 in den Datenbanken der CIA ein "Marwan", Student in Deutschland und Staatsbürger der Vereinigten Arabischen Emirate, als wichtiger Kontaktmann von Zammar und Darkazanli geführt. Der Student heißt mit vollständigem Namen Marwan al-Shehhi und wird zweieinhalb Jahre später jene Boeing steuern, die in den Südturm des World Trade Center kracht.Die deutschen Verfassungsschützer führen derweil die "Operation Zartheit" fort. Dabei stellen sie fest, dass Zammar die Hamburger Telefonnummer 76 75 18 30 anwählt - den Anschluss einer Wohngemeinschaft von arabischen Studenten in der Marienstraße 54 in Hamburg-Harburg. Der Telefonanschluss ist angemeldet auf Said Bahaji, einen Deutsch-Marokkaner und Studenten der Elektrotechnik.
Ebenfalls in der Wohnung gemeldet sind der Ägypter Mohammed Atta, Stadtplanungsstudent, sowie Ramzi Binalshibh, Jemenit und Gelegenheitsstudent. Der Marokkaner Mounir el-Motassadeq, Student der Elektrotechnik, und der Libanese Ziad Jarrah, der Flugzeugbau studiert, verkehren regelmäßig in der Wohngemeinschaft.
http://www.stern.de/politik/ausland/511557.html?p=5&nv=ct_cb&eid=501259