Möglicherweise sehe ich das viel zu pessimistisch. Dass es hier zu einer verhandlungsbasierten Beendigung des - nunja Krieges - kommt, halte ich für ausgeschlossen.
Wer auf der "anderen" Seite der Verhandelnden sollte denn Russland die "Neutralität" der Ukraine garantieren können?
Die EU, welche zu nahezu 100% aus NATO-Mitgliedern besteht und aktuell die Hauptlast der finanziellen und nicht personellen militärischen Unterstützung für die Ukraine leistet?
Die NATO, welche sich als globale Sicherungsmacht versteht und aus sich heraus die Beurteilung internationaler Differenzen in Anspruch nimmt?
Die UNO, deren Handlungsfähigkeit (ausgerechnet) durch die hier involvierten Parteien qua Satzung eingeschränkt ist?
Die OSZE, welche nur dann Relevanz entwickeln darf, wenn es eben keine Konflikte gibt?
Nein, entweder übernimmt Russland den Laden selbst oder organisiert eine Machtübernahme im eigenen Sinne, Muster Tschetschenien.
Das muss aber der russischen Führung schon vor zwei Jahren bewusst gewesen sein. Allein, dass die Konferenz in Istanbul schon knapp zwei Monate nach Beginn der SMO organisiert wurde, war doch kein Zufall. Warum glauben dann also vor allem westliche Politiker, dass sich Moskau allein auf einen Erfolg von Istanbul verlassen hat und keinen Plan B hatte? Angesichts des Hintergrundes des Scheitern von Minsk I + II keine sehr realistische Annahme.
Also bleibt das Zeitspiel mit der US-Wahl. Egal wer ab Jänner '25 im Weißen Haus sitzt, er (oder sie[!]) wird den Konflikt nicht als den eigenen ansehen und sich davon trennen wollen. Seine Fortführung bringt im vom Primat der Innenpolitik beherrschten US-amerikanischen Politzirkus keine Wählerstimmen - seine Beendigung und die damit einhergehende Kostenreduzierung hingegen schon.
Im Übrigen ist die nächste US-Wahl regulär schon 2028, zum russischen Präsidenten aber erst 2030 - und der könnte schon wieder Putin heißen...
So long Oyan