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mehr als 1000 Beiträge seit 04.03.2003

Re: je länger ich drüber nachdenke ...

liquidnight2 schrieb am 8. August 2012 23:41

> ... desto eher fällt mir auf dass Du in extremen Kategorien und nur
> in Schwarzweiß denkst. Aber ich vermute, die Welt ist wesentlich
> analoger - es läuft viel mehr Grau-in-Grau und es basiert viel mehr
> auf Signalen und Stimmungen. 

Aber eine Mauer ist immer noch eine Mauer wenn du mit 100kmh darauf
prallst.
Ich halte das für ein Totschlagargument. Wir reden hier über das
große Ganze, das bedeutet nicht, dass der einzelne nicht ganz andere
Erfahrungen in seinem Leben machen kann. Aber persönliche Glücksfälle
heben nicht gesellschaftliche Mißstände auf.

> THE ME ME schrieb am 8. August 2012 18:28
> > Dann bist du doch das beste gegenbeispiel für die von dir (auch in
> > den späteren Antworten) genannte Informationspflicht des Einzelnen.

> Wenn Du die Informationspflicht ins Extreme ziehst - ja da wirst Du
> bei jedem Lücken finden. 

Ich habe das auch nur erwähnt, weil du einem anderen Foristen recht
ausführlich erklärt hast warum das nicht zählt:
----->
> Dann kommt auch noch hinzu, dass es viele Informationen gibt, die
> zweifelhaft sind und ausgefiltert werden müssen. Ein
> Vollzeitarbeitender kann diese Arbeit kaum durchführen.

> Einerseits ja - andrerseits ist kein Mensch von seiner Verantwortung
> über sein Handeln entbunden. Sei er nun Vollzeitarbeiter oder nicht. 
-----<

> Jajaja ich weiß dass Kuba und NK einen anderen Ist-Zustand haben.
> Wenn man  die dynamische Veränderung betrachtet  sieht man dass  die
> Isländer ein sehr wichtiges Zeichen gesetzt haben. 

Das bleibt abzuwarten. Ich kann mich noch gut an die Zeiten erinnern,
wo Island international sehr Hartleibig in Bezug auf den Schutz der
Meere vorging, etwa so wie Japan. Geld regiert auch dort die Welt. 

> > Da kommen wir zu einem alten Streit zwischen Marx und seinen
> ...

> Das ist alles relativ alt und aus dem materialistischen Standpunkt
> aus gesehen. Es erwartet keiner dass Du auf einmal darüber stehst und
> *mehr* erkennst. Das wird kommen wenn Deine Zeit dran ist. 

Eine sehr ausweichende Antwort. Sehr alt ist sehr relativ, weil diese
Frage immer noch nicht geklärt ist, also eher hochaktuell. Und auf
ein Leben nach dem Leben lass ich mich nicht vertrösten. Würde mich
schon interessieren worauf du da anspielt mit dem darüber stehen und
der Zeit die für mich kommen wird.

> > Übertragen auf die Situation heute ist der Umstand. dass die Menschen
> > immer mehr von ihrer Arbeit konsumiert werden einer der Umstände, die
> > eine Bewustwerdung verhindern. 

> Im allgemeinen -ja. Trifft aber nicht auf alle und jeden zu. Die Zahl
> der Ausnahmen steigt. 

Das sind eben die, die keine Arbeit haben. Fraglich bleibt ob sie
bereit und fähig sind die notwendige Veränderung vorzuleben und
anzuführen.

> > Ob das allerdings
> > eine Revolution tragen kann bleibt abzuwarten.

> ok, trinksch noch nen Tee - ich will da nicht belehrend eingreifen.

Das klingt jetzt etwas überheblich. Aber Tee trink ich eh den ganzen
Tag - Wohl bekommts.

> > > Chance, eine kritische Schwelle zu überschreiten. Die Kapitalisten
> > > würden dann zwar mit der Vernichtung beginnen, aber immerhin wäre
> > > damit eine Konfliktsituation hergestellt.
> > 
> > Wieso bist du nicht darauf eingegangen, was ich über das Sterben der
> > kleinen Bioläden und der damit verbundenen Subkultur schrieb? 

> Ich sehe das und Du siehst das - da sind wir doch einer Meinung.
> Wobei ich mit Vernichten nicht nur die Marktassimilierung meine,
> sondern aktivere Maßnahmen.

Siehst du und darüber mach ich mir erstmal weniger Gedanken, weil es
vorerst noch nicht akut ist und man zweitens eh nicht viel Mittel
dagegen hat. Ich bin etwas zu alt für den Guerillakampf. Mir geht es
mehr ums Grundsätzliche. Allzuviele Revolutionen scheiterten (selbst
wenn sie siegreich waren), weil den Beteiligten nicht klar war wofür
sie eigentlich kämpfen. Und dann setzt sich am Ende immer der
Gewalttätigste durch. Scheißspiel.

> > Sobald
> > etwas alternatives/subkulturelles massenwirksam wird, saugt die
> > Warenwelt es auf und macht es zu einem Produkt aus dem jeder
> > alternative Anspruch entweicht wie die Luft aus einem Ballon.

> Solang Du einfache Ideen oder konsumierbare Produkte meinst - ja.

Das meine ich ja mit der Luft die entweicht. Am Anfang eine
revolutionäre Bewegung, 20 Jahre später ein Modetrend oder
nostalgische Verklärung.
Was wurde aus den Hippies, den Punks, den Hausbesetzern, den
Stadtindianern. Alle untergetaucht, aufgesogen vom Zwang im System zu
existieren. Ihre Symbole, ihre Musik und Ästhetik entkernt in jeder
Boutiqe zu finden, weichgespült auf dem MP3 Player, totgenudelt im
Retortenradio, mißbraucht als Werbeikone, verzerrt bis ins Gegenteil
in der Medienmaschine. Ich habe inzwischen schon 3 Generationen
alternative Aufbrüche miterlebt und alle sind (bei vielen auch
persönlich) an den Verhältnissen zerschellt. Es fehlte an echtem
Bewustsein, es ging bei den Meisten immer nur um Befindlichkeiten und
am Ende wurden sie doch wie ihre Eltern.

> Bei
> Bioläden wundert es mich nicht, dass dieses Bedürfnis von Konzernen
> erkannt wurde.  Die Verantwortung wird dadurch wieder ein Stück zum
> Einzelnen verschoben - es wird zugegebenermaßen ein Stück schwerer,
> authentische Nahrung aus der Nähe zu erstehen. 

That's the way it goes.

> > Die kapitalistische Warenform
> > zerstört jeden Anspruch, der über die bloße Form hinausreicht.

> Sorry aber das ist mir zu hoch/zu abstrakt.  Imho: der Kapitalismus
> macht aus allem eine handelbare Ware bzw. versucht aus allem, Profit
> zu machen. Mehr nicht, wobei das schon schlimm genug ist. 

Du singst doch das Lied der inneren Werte. Genau die werden entfernt,
wenn etwas zur Ware wird. Zurück bleibt ein massentaugliches Amalgam,
was nach Jahren das Eigentliche im Bewustsein selbst der ehedem
direkt Beteiligten ersetzt.
So löscht der Kapitalismus alles aus, was er nicht vereinnahmen kann.
Daher wohl haben die meisten Menschen ein so diffuses und
gleichzeitig trotzdem unverrückbares Bild von der kap. Wirklichkeit.

> > > Wiegesagt, das ist mir zu schwarzweiß. Es lässt die Chance offen dass
> > > jeder Einzelne von seiner Verantwortung freigesprochen sei.  Wenn es
> > > nichts Richtiges "gäbe", hieße das, jeder müsse Teil des Systems sein
> > > und sei damit schuldlos. 
> > 
> > Falsch. Jeder ist Teil des Systems und macht sich daher schuldig. 

> Wiegesagt - das ist mir zu extrem. Mir kommts drauf an wo der
> einzelne hin will, und wie bewusst er sich verhält.

Wie oben schon gesagt heilt die private Flucht keinen
gesllschaftlichen Mißstand. Vor allem nicht wenn es um ein so
hermetisches und im Kern totalitäres System geht wie es der Kap. ist.

>  Hier bringst Du
> doch schon das richtige Zitat:

> > "Seid Sand, nicht Öl im Getriebe der Welt".

Das ist das Beste was man zZt tun kann. ZB bei Wahlen die wählen die
am meisten ausgegrenzt werden (aber bitte nicht die Nazis, die sind
diskreditiert bis zum Ende der Welt). Produkte von Großkonzernen
möglichst meiden. Die Propaganda und Täuschungen der Medien immer
hinterfragen. Immer mißtrauisch sein, wenn die Mehrheit jubelt. Immer
versuchen den Dingen auf den Grund zu gehen, besonders jenen die mit
gesundem Menschenverstand begründet werden.

> Wer das ausführt und sich dessen bewusst ist, der kann doch schon
> zufrieden sein. Wobei ich mit Welt hier nicht die Erde meine sondern
> die "westliche" superkapitalistische Wertewelt.

Es gibt doch keine andere mehr. Auch ein 16jähriger Afrikaner träumt
vom Iphone.

> > Träumen tue auch ich in hellen
> > Farben von einer besseren Welt und in meinem Privatleben ist diese
> > auch existent (kleine Fluchten). 

> Die Zukunft wird noch mehr kleine Fluchten bringen, bei noch mehr
> Personen die Du kennenlernen wirst. Diese Gemeinsamkeiten werden sich
> über eine größere Anzahl Personen erstrecken. Kommunikation führt zu
> einem Prozess der die alten Strukturen ablösen wird, es wird dabei
> Widerstände zu überwinden geben.

Seit nunmehr 40 Jahren nehme ich daran aktiv teil und sehe wie sich
Menschen unter den Sachzwängen "entwickeln". Ich habe da meine
Zweifel. Und die Jugend auf die ich viele Hoffnungen gesetzt hatte,
hat mich seit Generation Golf, Aktienboom, Praktikum und Internet
nicht gerade vom Gegenteil überzeugen können.

> > Aber ich weiß nicht was ich meinen
> > Töchtern und Enkeln sagen soll, damit sie glücklich werden...

> Man kann nicht alles erreichen im Leben, man muss Prioritäten setzen.

Meinst du das als Botschaft?

> Tagsüber hab ich nicht so viel Zeit, so kann ich nur abends was dazu
> schreiben.

Macht ja nix, geht mir nicht anders...

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