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  • Eiffel

441 Beiträge seit 12.07.2003

Realistisches Menschenbild

NoLix schrieb am 20. Juli 2003 17:35

> Sagen wir mal so, der Mensch hat die gleiche Hardware die er vor
> 160.000 Jahren auch hatte, durch Wissen, Geschichte und Kultur und
> vor allem auch durch Wohlstand, hat sich die Gesellschaft entwicklen
> können.
>
> Das heisst aber in keinem Fall, dass in dem Augenblick, in dem die
> Wissenschaft oder/und die Kulturentwicklung unterbrochen wird, die
> Gesellschaft und damit zwangsläufig alle Menschen nicht sofort wieder
> auf einen niedrigere Stufe zurückfallen würden:
>
> Maslowsche Bedürfnisspyramide, nach dem das primäre Bedürfnis aller
> Menschen die Lebenserhaltung ist, das sekundäre Bedürfnis ist die
> Entwicklung von Wohlstand und Sicherheit, das tertiäre Bedürfnis ist
> die Pflege sozialer Strukturen, das quartäre Bedürfnis ist die
> Selbstverwirklichung, wie hier in Deutschland befinden uns fast auf
> der höchsten Stufe der Selbstverwirklichungstufe.
>
> Soll heissen, wenn man alle existierenden Strukturen in Deutschland
> wegzaubern würde inklusive allen Geldes, allen Wissens und sostigem
> was man benützen könnte, um eine Gesellschaft zu gestalten und
> gleichzeitig Deutschland ins All gebeamt werden würde, dann würde
> innerhalb einer Generation nichts mehr übrig bleiben von dieser ach
> so tollen Entwicklung.

Da kann man schwerlich widersprechen. Ich hab aber noch nicht
kapiert, warum das relevant ist. Solange die jetzt vorhandenen
Systeme funktionieren, darf man sie doch beim Beschreiben der
Leistungsfähigkeit voraussetzen.

> Du scheinst die Wechselwirkung zwischen Wissens-/ Kulturentwicklung
> und Gesellschaftsentwicklung zu ignorieren, dass sieht man schon am
> Beispiel, dass Du die Frage nach der Anzahl der Sprachen vor 160.000
> Jahren stellst. Sprachen sind Teil des menschlichen Wissens und der
> Kultur, die von Generation zu Generation weitergegeben und
> weiterentwickelt werden, das ist aber auch schon alles.

Das ist mE. sehr viel.

> Im übrigen scheint es im Gehirn des Menschen im Sprachzentrum einen
> Bereich zu geben der die Korrekturprüfung für die Grammatik
> beinhaltet, der Mensch hat demnach eine universelle Grammatik.

Mein Kenntnisstand ist, dass es tatsächlich eine Art universellen
Verständingungsdrang gibt, der praktisch immer zu einer Sprache führt
(Chomsky Noam). Ob die Grammatik dieser Sprache universell ist, weiß
ich nicht. Wo ist das gezeigt? Ich verstehe Sprache als
Wechselwirkung zwischen der erwähnten kommunikativen Hirnfunktion,
der bereits sprechenden Menschen und der Umwelt. Ich akzeptiere
sofort, dass es in jeder Sprache Verben, Substantive und
Adjektive/Adverben gibt; dass es Singular und Plural, erste, zweite
dritte Person gibt. Aber gibt es Deklinationen, Konjugationen,
Haupt-, Relativ- und Nebensätze? Ist die Satzstellung universell?

> Die Behauptung, dass der heutige Mensch besser ist als der Mensch von
> früher ist so also immer noch falsch; dass die Gesellschaft sich
> weiterentwickelt hat, verdankt sie (im Westen) der Aufklärung, dem
> Rationalismus, der Säkularisierung und dem liberalen politischen und
> wirtschaftlichen Denken, die sich in der freien Marktwirtschaft und
> der Demokratie ausdrücken; deswegen ist es so wichtig diese
> Prinzipien nachhaltig und vehement gegen die zu verteidigen, die mit
> seltsamen Ideologien (Nazis, Sozis, Islamisten) diese Prinzipien
> bedrohen und auch ignorieren.

Es kommt also auf die Bedeutung des Wortes "besser" an. So wie ich es
verstehe, ist die Aussage richtig: Der heutige Mensch hat viel mehr
Fähigkeiten und Fertigkeiten als derjenige vor 160'000 Jahren.

So wie Du es verstehst, ist es aber nicht sinnvoll, denn der Mensch
ist vor allem durch seine weichen Faktoren definiert. Der Rest
entspricht seiner tierischen Natur und ist aus anthropologischer
Sicht uninteressant.

Mit Deiner Argumentation wären auch alle jetzt lebenden Menschen
gleich gut.

Zudem vergisst Du, dass in 160'000 Jahren doch ein paar
Evolutionsschrittchen erfolgten. Wir haben also heute
Spitzenexemplare von deutlich höherer intellektueller
Leistungsfähigkeit als vor 160'000 Jahren. Auch ist der
Gesundheitszustand deutlich besser. Wenn Du einen 30jährigen vor
160'000 Jahren, sofern Du überhaupt einen findest, da die
Lebenserwartung wohl bei 15 Jahren lag, mit einem heutigen 30jährigen
vergleichst, kommt Dein Exemplar ziemlich flach heraus.

Du hast übrigens bei Deiner Aufzählung die schlimmsten Ideologien
vergessen: Christentum, Judentum und Kapitalismus. Verglichen mit
diesen drei menschen- u. naturverachtenden Ideologien, sind die von
Dir als zweites und drittes Aufgezählten geradezu paradiesisch.

Offenbar sind wir uns beim Nazismus einig, dass er das Schlechteste
aus allen Welten vereinigt. Komisch aber, dass Du Islamisten explizit
erwähnst. Der Islam ist eine sehr friedliebende und sehr viel höher
entwickelte Religion als das Christentum. Islamisten sind eine
quantitativ vernachlässigbare Minderheit. Leider gibt es einige
radikalisierte Exemplare, die uns die Hölle heiß machen. Aber global
(zeitlich und räumlich) betrachtet, gibt es schlimmere Schäden durch
jüdische Verbrecher als durch Islamistische.

Achtung! Dies ist keine Verteufelung des Judentums. Das Judentum ist
zwar fast so schlimm wie das Christentum, aber ich will hier nur auf
einzelne radikale Verbrecher aufmerksam machen wie Scharon oder die
vielen Folterknechte, die in Israel inhaftierte Palestinenser langsam
zu Tode quälen.

Generell müsste man natürlich Christen, Juden und Moslems beseitigen,
um endlich eine Chance auf eine aufgeklärte und friedliche Welt zu
bekommen. Natürlich genügt das noch lange nicht: Man muss die
Menschheit zu friedlichem Verhalten erziehen, das Beseitigen der
Glaubensanhänger ist nur ein erster Schritt. Erfreulicherweise gibt
es in den entwickelten Ländern kaum noch Gläubige.

> Zu Thatcher, Thatcher hat gegen die Argentinier einen
> gerechtfertigten Krieg geführt, denn England wurde angeriffen, die
> Verantwortung für die Toten hat die argentinische Militärdiktatur von
> damals; sie hat GB gerettet, weil sie den sinnlosen Streiks eine Ende
> machte, und GB zu einem wirtschaftlich starken Land gemacht, nach dem
> es von den Sozialisten runtergewirtschaftet worden ist.
>
> Sie musste wegen einer Affäre zurücktreten, nicht wegen der
> Wirtschaftspolitik.
>
> Regards,
> NoLix

Ich finde es überraschend, dass Du Thatcher so einseitig positiv
siehst, obwohl die Tatsachen dagegen sprechen. Die vielen Toten hat
sie auf dem Gewissen, weil sie England in einer beispiellosen
"Rosskur" so heruntergewirtschaftet hat, dass es noch Dekaden dauern
wird, bis es sich davon wieder erholt hat. Diese Einschätzung wird
inzwischen von allen ideologiefreien Köpfen geteilt - auch von
solchen, die eigentlich auf ihrer Seite stehen müssten (oder früher
standen).

Sie hat beispielsweise staatliche Betriebe wie British Rail
privatisiert, wobei sie die Einnahmen zum Decken von Haushaltslöchern
genutzt hat, die durch Steuergeschenke an Firmen entstanden.

Durch die Privatisierung sind viele Leute arbeitslos geworden und die
Qualität der Leistungen ist drastisch gesunken. Das ist wieder gut an
den schlimmen Unfällen und dem desolaten Zustand der Infrastruktur
der Eisenbahn zu beobachten. Dieser wirtschaftliche und
gesellschaftliche Niedergang war letztlich nicht mehr zu übersehen:
Deshalb sind die Tories auch weggefegt worden.

Der Krieg gegen Argentinien ist nur eine Fußnote, aber er zeigt, wie
skrupellos und ahistorisch Thatcher agierte. Sie hat sich als
ungebildete Sklaventreiberin entlarvt. Dass ihre Gegenspieler zu den
größten Verbrechern gehörten, die mit Hilfe der VSA die brutalsten
Foltermethoden gegen Zehntausende ihrer Landsleute einsetzten, gibt
ihr nicht das Recht, ebenfalls mit Hilfe der VSA einen sinnlosen
Krieg gegen ein unterlegenes und geknechtetes Land zu führen.
Historisch betrachtet zählt der Anspruch Englands auf die Malvinen
wohl zum Dümmsten, was man sich vorstellen kann. Mir ist es ein
Rätsel, wie ein aufgeklärter Mitteleuropäer so einen
anachronistischen Frevel unterstützen kann.

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