FLxxxxT.DE schrieb am 20.02.2022 10:08:
Ja klar weis ich das, es würde mehr als reichen auf jedes Dach in DE PV zu installieren und die so entstehenden Überschüsse als Wasserstoff zu speichern.
Ich stimme Ihnen aber insofern zu, als das ich die Speicherung der riesiger Energiemengen im Sommer allenfalls als "Solargas" für möglich halte. Aber selbst wenn das rechnerisch richtig ist/wäre wie Sie sagen, ist das bei weitem nicht so einfach, wie Sie das darstellen. Ich möchte "nur" wenige Problemfelder skizzieren:
Die Technik ist noch nicht entwickelt, jedenfalls nicht im notwendigen industriellen Maßstab. Man arbeitet daran, aber ich würde optimistisch schätzen, dass man noch mindestens ca. 10 Jahre Entwicklungszeit benötigt.
Zum Bau von Elektrolysezellen werden nicht unerhebliche Mengen an Katalysatoren (Platin) benötigt. Bekanntermassen ist Platin rar und teuer. Meines Wissens gibt es gegenwärtig (noch?) keine Möglichkeit, das industrielle Elektrolysezellen ohne Platin auskommen. Wenn die ganze Welt diesen Weg beschreitet, wird der Preis von Platin explodieren.
Der Wirkungsgrad ist nicht besonders gut. Man sollte diesbezüglich nicht nur die Elektrolysezellen betrachten, sondern die ganze Kette: Produktion, Transport, Verstromung.
Die Speicherung von Wasserstoff ist sehr schwierig, da es durch Metalle diffundiert. Unter anderem deshalb kann man kann dem Erdgasnetz nur wenige Prozent Wasserstoff beimischen. Produziert man mit dem Wasserstoff Methan, das sich viel besser speichern lässt, sinkt der Wirkungsgrad nochmals deutlich.
Gegenwärtig verfügt die BRD bei weitem nicht über genügend grosse Speicher für Wasserstoff bzw. das daraus produzierte Methan. D.h. man müsste viele neue, da die Anlagen bauen, da diese unter Tage liegen, dürfte sich der Protest der Anwohner aber in Grenzen halten.
PV-Strom wird grossmehrheitlich, um nicht zu sagen fast ausschliesslich, im Sommerhalbjahr erzeugt. Diese Energie muss man für den Winter speichern. An einem sonnigen Sommertag kommt es durch PV zu erheblichen Stromspitzen. Gegenwärtig werden diese Spitzen durch die Weichenheizungen der DB kostenpflichtig "vernichtet", ansonsten würde das Stromnetz überlastet. Um dies zu verhindern und um die gesamte durch PV erzeugte Energie im Winter verfügbar zu machen, müsste man Leistung der Elektrolysezellen für die Spitzentage im Sommer auslegen. Man muss also teure Anlagen vorhalten, die absehbar während des grössten Teils des Jahres still stehen werden. Daher können die hohen Investitions- und Wartungskosten nur in den Sommermonaten abgeschrieben werden. Dieser Umstand verteuert "Solargas" ganz erheblich.
Das Problem bei der Energiewende besteht allgemein darin, dass man Anlagen immer doppelt und dreifach bauen (und bezahlen) muss, damit man mit stark volatilen Energiequellen eine stabile Stromversorgung erreichen kann.