FunzeligLicht schrieb am 21. Juli 2002 16:14
> > > - Ein Dialog mit einem allgemeinen Betreuer (auch anonym und mit
> > > Schweigepflicht): Falls man Probleme mit sich selbst hat. Seien es
> > > persönliche Probleme oder Probleme etwas zu kapieren. So kann jeder
> > > auch versuchen herauszubekommen, warum ihm bestimmte Themen
> > > unzugänglich sind, obwohl sie ihn augenscheinlich interessieren.
> >
> > Das verlang Selbstkritik.
>
> Ja, deswegen Schweigepflicht etc.
> Aber es ist evtl. die einzige Möglichkeit: Das Verhältnis zu den
> Eltern ist bei den meisten zu vorbelastet (besonders in der Pubertät)
> und die Eltern sind für vieles selbst in diesem Bereich gar nicht
> kompetent. Dann brauchen Menschen insbes. Kinder eine
> Ausweichmöglichkeit.
>
Das Problem ist das die meisten Leute Fehler nicht bei sich selbst
sondern im System suchen. Siehe die jetzige Pisa Studie, es wird
ueberall geguckt, aber wer schaut denn mal die Schueler / Eltern an?
Ich denke der Grundstein fuer das Leben wird im Elternhaus gelegt,
bei mir waren immer Buecher verfuegbar, ich hab angefangen zu Lesen
was das Zeug hielt als ich in der ersten Klasse war, hab mit 8 Jahren
den Herrn der Ringe gelesen weil ich das Buch im Buecherregal meiner
Eltern fand. Viele Klassenkameraden die ich hatte die hatten keine
Buecher zuhause, die fanden mich komisch wenn ich lieber ein Buch
gelesen habe anstatt die WWF anzuschauen.
Siehs mal so: Solange die Eltern nicht selbstkritisch sind und
erkennen das Wissen / Lesen nichts schlechtes ist wird sich das nicht
aendern. Da waehren wir dann wieder bei Prioritaeten und fuer die
meisten ist es Essen am Ende des Tages auf dem Tisch zu haben, wie
das interressiert nicht.
> > > - Ein Bildungsnachweissystem: Nicht jeder Arbeitgeber möchte oder
> > > kann es selbst leisten, Wissen oder Können umfassend festzustellen.
> > > Es darf kein allgemeines Bildung-Zertifikat geben, sondern nur
> > > speziell Themenbezogene. Den potentiellen Arbeitgeber interssiert
> > > sich beim Netzwerkadmninistrator vermutlich auch gar nicht dafür, ob
> > > er die Geschichte des Mittelalters beherrscht. Mit den vorhandenen
> > > Bildungsnachweisen kann man versuchen, sich zu bewerben; wenn das nix
> > > wird, kann man versuchen herauszubekommen, was denn fehlt und sich
> > > entsprechend weiterbilden, falls man einen Job in einem bestimmten
> > > Bereich haben möchte.
> >
> > Wenn ich einen Job in einem Bestimmten bereich moechte dann sollte
> > ich mich aber selber um die Ausbildung kuemmern und nicht darauf
> > hoffen das mir ein Betrieb sagt was ich lernen muss, oder?
>
> Doch der Betrieb muß ja im Stellenangebot sagen, welche
> Bildungsnachweise er denn so fordert. Aus dem Sammelsurium kann man
> sich dann ein passendes Bouquet zusammenstellen, was man für
> konkurrenzfähig gegenüber anderen Bewerbern hält.
>
Schau dir mal das Chaos heute an, die Bedingungen (insbesondere in
IT) sind durchaus Astronomisch, wenn Du jetzt auf einmal anfaengst
das ganze "open ended" zu machen wird das ganze garantiert nicht
besser, eher schlimmer da jetzt der Arbeitgeber nach Gutduenken
Qualifikationen fordern kann.
> > > - Wenn man selbstständig arbeiten möchte, kann man Bildungsnachweise
> > > als Werbung benutzen, man benötigt sie formal aber eigentlich nicht,
> > > außer vielleicht in Berufen, denen die Gesellschaft - demokratisch
> > > legitimiert - eine Zugangskontrolle auferlegt. Ein Arzt sollte z.B.
> > > bestimmte Minimalfähigkeiten haben, um nicht in Ermangelung von
> > > Wissen oder Fähigkeiten herumzupfuschen.
> > >
> >
> > Nicht nur ein Arzt, das gilt auch durchaus fuer andere Berufe, was
> > ist mit dem Techniker der den Kernspin Tomographen repariert z. B.?
>
> Ja, in der Tat. Sollte nur ein Beispiel sein.
> Obwohl den Kernspin Tomographen halte ich für gut testbar. Man kann
> ganz allgemein Geräte nicht ohne eine gewisse Kritikfähigkeit sicher
> verwenden, man muß ja auch einen Defekt erkennen können und sollte
> ihn nicht für einen Tumor halten. Man sollte etwas nur regeln, wenn
> es notwendig ist: Bei Arzt z.B. kann ja der Patient nicht beurteilen,
> ob der Arzt gut genug ist (ist heute aber auch vielfach so...) bzw.
> welche Fähigkeitsnachweise er haben sollte, und die Schäden können
> irreparabel sein.
>
Ebenso wenn die Roentgenmaschine falsch repariert wird. Ich mag die
Idee hinter deinen Ideen, ich denke aber im richtigen Leben kann das
nicht funktionieren, leider.
> > > Aber das stimmt nicht. Durch Zwang funktioniert es ja meistens erst
> > > recht nicht, wie die Performance unseres gegenwärtigen
> > > Bildungssystems beweist (trotz Vorhandenseins von sehr viel Zwang
> > > können 20% Prozent nicht mal klar den Inhalt von etwas gelesenm
> > > verstehen *weia*).
> >
> > Stimmt, aber wieviele waehren es ohne den Zwang? Versteh mich nicht
> > Falsch, wir hatten "Lesestunden" in der 9. Klasse bei mir in der
> > Schule.
>
> 20%? 5%? Hmm... keine Ahnung, mehr jedenfalls nicht, würde ich
> vermuten. Aber auf das Experiment können wir wahrscheinlich lange
> warten...
Ich denke es wuerde schlimmer werden, die Welt wuerde sich
warscheinlich extrem in eine Gruppe von "lesern" und damit
"Fuehrungsriege" und "nicht-lesern" aka Konsumenten spalten.
> Was ich sagen wollte: Viel schlimmer kann's gar nicht mehr kommen,
> finde ich.
Oh doch, ich denke es kann.
> > > - Ein Dialog mit einem allgemeinen Betreuer (auch anonym und mit
> > > Schweigepflicht): Falls man Probleme mit sich selbst hat. Seien es
> > > persönliche Probleme oder Probleme etwas zu kapieren. So kann jeder
> > > auch versuchen herauszubekommen, warum ihm bestimmte Themen
> > > unzugänglich sind, obwohl sie ihn augenscheinlich interessieren.
> >
> > Das verlang Selbstkritik.
>
> Ja, deswegen Schweigepflicht etc.
> Aber es ist evtl. die einzige Möglichkeit: Das Verhältnis zu den
> Eltern ist bei den meisten zu vorbelastet (besonders in der Pubertät)
> und die Eltern sind für vieles selbst in diesem Bereich gar nicht
> kompetent. Dann brauchen Menschen insbes. Kinder eine
> Ausweichmöglichkeit.
>
Das Problem ist das die meisten Leute Fehler nicht bei sich selbst
sondern im System suchen. Siehe die jetzige Pisa Studie, es wird
ueberall geguckt, aber wer schaut denn mal die Schueler / Eltern an?
Ich denke der Grundstein fuer das Leben wird im Elternhaus gelegt,
bei mir waren immer Buecher verfuegbar, ich hab angefangen zu Lesen
was das Zeug hielt als ich in der ersten Klasse war, hab mit 8 Jahren
den Herrn der Ringe gelesen weil ich das Buch im Buecherregal meiner
Eltern fand. Viele Klassenkameraden die ich hatte die hatten keine
Buecher zuhause, die fanden mich komisch wenn ich lieber ein Buch
gelesen habe anstatt die WWF anzuschauen.
Siehs mal so: Solange die Eltern nicht selbstkritisch sind und
erkennen das Wissen / Lesen nichts schlechtes ist wird sich das nicht
aendern. Da waehren wir dann wieder bei Prioritaeten und fuer die
meisten ist es Essen am Ende des Tages auf dem Tisch zu haben, wie
das interressiert nicht.
> > > - Ein Bildungsnachweissystem: Nicht jeder Arbeitgeber möchte oder
> > > kann es selbst leisten, Wissen oder Können umfassend festzustellen.
> > > Es darf kein allgemeines Bildung-Zertifikat geben, sondern nur
> > > speziell Themenbezogene. Den potentiellen Arbeitgeber interssiert
> > > sich beim Netzwerkadmninistrator vermutlich auch gar nicht dafür, ob
> > > er die Geschichte des Mittelalters beherrscht. Mit den vorhandenen
> > > Bildungsnachweisen kann man versuchen, sich zu bewerben; wenn das nix
> > > wird, kann man versuchen herauszubekommen, was denn fehlt und sich
> > > entsprechend weiterbilden, falls man einen Job in einem bestimmten
> > > Bereich haben möchte.
> >
> > Wenn ich einen Job in einem Bestimmten bereich moechte dann sollte
> > ich mich aber selber um die Ausbildung kuemmern und nicht darauf
> > hoffen das mir ein Betrieb sagt was ich lernen muss, oder?
>
> Doch der Betrieb muß ja im Stellenangebot sagen, welche
> Bildungsnachweise er denn so fordert. Aus dem Sammelsurium kann man
> sich dann ein passendes Bouquet zusammenstellen, was man für
> konkurrenzfähig gegenüber anderen Bewerbern hält.
>
Schau dir mal das Chaos heute an, die Bedingungen (insbesondere in
IT) sind durchaus Astronomisch, wenn Du jetzt auf einmal anfaengst
das ganze "open ended" zu machen wird das ganze garantiert nicht
besser, eher schlimmer da jetzt der Arbeitgeber nach Gutduenken
Qualifikationen fordern kann.
> > > - Wenn man selbstständig arbeiten möchte, kann man Bildungsnachweise
> > > als Werbung benutzen, man benötigt sie formal aber eigentlich nicht,
> > > außer vielleicht in Berufen, denen die Gesellschaft - demokratisch
> > > legitimiert - eine Zugangskontrolle auferlegt. Ein Arzt sollte z.B.
> > > bestimmte Minimalfähigkeiten haben, um nicht in Ermangelung von
> > > Wissen oder Fähigkeiten herumzupfuschen.
> > >
> >
> > Nicht nur ein Arzt, das gilt auch durchaus fuer andere Berufe, was
> > ist mit dem Techniker der den Kernspin Tomographen repariert z. B.?
>
> Ja, in der Tat. Sollte nur ein Beispiel sein.
> Obwohl den Kernspin Tomographen halte ich für gut testbar. Man kann
> ganz allgemein Geräte nicht ohne eine gewisse Kritikfähigkeit sicher
> verwenden, man muß ja auch einen Defekt erkennen können und sollte
> ihn nicht für einen Tumor halten. Man sollte etwas nur regeln, wenn
> es notwendig ist: Bei Arzt z.B. kann ja der Patient nicht beurteilen,
> ob der Arzt gut genug ist (ist heute aber auch vielfach so...) bzw.
> welche Fähigkeitsnachweise er haben sollte, und die Schäden können
> irreparabel sein.
>
Ebenso wenn die Roentgenmaschine falsch repariert wird. Ich mag die
Idee hinter deinen Ideen, ich denke aber im richtigen Leben kann das
nicht funktionieren, leider.
> > > Aber das stimmt nicht. Durch Zwang funktioniert es ja meistens erst
> > > recht nicht, wie die Performance unseres gegenwärtigen
> > > Bildungssystems beweist (trotz Vorhandenseins von sehr viel Zwang
> > > können 20% Prozent nicht mal klar den Inhalt von etwas gelesenm
> > > verstehen *weia*).
> >
> > Stimmt, aber wieviele waehren es ohne den Zwang? Versteh mich nicht
> > Falsch, wir hatten "Lesestunden" in der 9. Klasse bei mir in der
> > Schule.
>
> 20%? 5%? Hmm... keine Ahnung, mehr jedenfalls nicht, würde ich
> vermuten. Aber auf das Experiment können wir wahrscheinlich lange
> warten...
Ich denke es wuerde schlimmer werden, die Welt wuerde sich
warscheinlich extrem in eine Gruppe von "lesern" und damit
"Fuehrungsriege" und "nicht-lesern" aka Konsumenten spalten.
> Was ich sagen wollte: Viel schlimmer kann's gar nicht mehr kommen,
> finde ich.
Oh doch, ich denke es kann.