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275 Beiträge seit 07.04.2000

Ein bisschen Zwang muss sein..

FunzeligLicht schrieb am 21. Juli 2002 18:52

> Die Trennung von Freizeit und Arbeit halte ich für falsch, weil damit
> auch noch der Rest von spielerischer Herangehensweise und wirklichem
> Interesse an den Inhalten flöten geht.

Wenn man Dinge nicht zu trennen vermag, verwischt das die Wahrnehmung
der Inhalte. Man verliert den Bezug und weiß nicht, wozu man
eigentlich dasitzt... (Was mache ich hier eigentlich? Ist doch meine
Freizeit!)

> Möchtest Du wirklich in einer den Menschen und seine eigentlichen
> Gedanken verachtenden Arbeitswelt arbeiten? Das als Ziel nehmen? 

Wieso gleich so fundamental? Wer verachtet denn gleich alles, was
Arbeit macht? Arbeit und Spaß sind kein Widerspruch - Arbeit und
Freizeit sollte man dennoch trennen. Man kann auch Spaß an der Arbeit
haben und muss die Arbeitswelt nicht gleich verachten, nur weil man
nicht spielerisch lernt.
Und überhaupt: An der Uni wird man dann wohl kaum alles "spielerisch"
lernen... Die Befürworter der "sanften" Schule verkennen das "harte"
Leben und auch, dass die Unis sich zunehmend über die niedrige
Bildung der Abiturienten beschweren; die Schulen (bzw. Gymnasien)
sollen aber doch für die Uni vorbereiten. An der Uni brechen immer
mehr Leute ihr Studium ab - das könnte auch daran liegen, dass dort
der Zwang zu lernen eben nicht da ist (niemand schreibt einem vor,
was zu tun ist oder bestraft einen bei Nicht-Erledigen), nur am Ende
bestehen einige dann die Prüfungen nicht, weil viele eben dann nichts
lernten, weil sie nichts lernen "mussten".

> Möchtest Du wirklich Menschen für ca. die Hälfte ihrer wachen Zeit
> bloß als Zahrädchen im Getriebe der Wirtschaft sehen wollen?

Möchtest du das ernst gemeint haben? Wie man die Menschen sieht bzw.
sich selbst wahrnimmt, hat mit einem selbst zu tun und geht am Thema
ein wenig vorbei... Es gibt immer Leute, die sich anders wahrnehmen
als andere - auch in autoritäten Systemen.

> Meiner Meinung nach liegt das Hauptproblem darin, daß die Kinder
> keine Motivation mehr haben, wenn sie zur Schule gezwungen werden und
> obendrein die Schule nicht mehr aktuelles Wissen und fast keine
> Fähigkeiten vermittelt.

Also, um mal aus meiner bescheidenen Erfahrung zu sprechen (ich bin
20, also erst ein Jahr weg von der Schule): Die Motivation sinkt
auch, wenn der Lehrer alles locker und aktuell machen will. Wenn man
nur z.B. in Gemeinschaftskunde über aktuelle Themen redet, von denen
man die Hintergründe nicht versteht und daher nichts dazu sagen kann
(wie die meisten, da heutzutage ja Nachrichten out sind, vor allem
Tagesschau), dann geht das auch am Ziel vorbei.
Motivation hängt mehrheitlich vom Schüler ab; wenn man als Lehrer
aber dennoch die Schüler zum Lernen bewegen will, muss man sie z.B.
zwingen, die Hausaufgaben zu machen oder z.B. Referate vorzutragen...
Was dem Schüler heute vielleicht nicht gefällt, dafür wird er später
bei eigenen Vorträgen dankbar sein. 
Überhaupt: Was soll das Gerede über "zur Schule gezwungen"? Sollen
wir die Schulpflicht abschaffen, weil die Kids keine Lust mehr haben?

> Die Leute, die den Anzugträger ernster genommen haben als den
> Menschen sind ja gerade Produkt dieses Zwangssystems: Sie
> interessieren sich in der Folge nicht mehr für die Inhalte (weil
> verschreckt), also nur noch für das Oberflächliche.

Falsch. Vor gut gekleideten Leuten haben die meisten Menschen mehr
Respekt (bei gleicher Qualifikation wirkt die Kleidung einfach
zusätzlich). Wenn es nur auf den Inhalt ankäme, könnten auch völlig
ungepflegte, unrasierte Leute in zerrissenen Jeans als Politiker und
Lehrer rumlaufen. Und daraus zu schließen, dass es einem nur um das
Oberflächliche geht, wenn jemand Respekt vor gut gekleideten Menschen
hat, ist ja auch weit hergeholt.


Coppermine

P.S.: Ich bin ja gerade noch der PISA Studie entkommen und hoffe,
dass das Ganze da oben noch verständlich ist, was ich da so
schreibe... ;-)

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