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  • geheim

mehr als 1000 Beiträge seit 23.01.2000

Interressante Ideen, aber.... (Teil 1 da Limit von 10000 Zeichen)

FunzeligLicht schrieb am 21. Juli 2002 12:28

> Als Grundlage eines neuen Systems würde ich vorschlagen:
>  - Der Staat bietet seinen Bürgern BildungsMÖGLICHKEITEN, ein Recht
> auf Bildung.

Die Idee ist gut, aber wie wuerdest Du es als Gesellschaft werten
wenn Leute sich dann dazu entschliessen NICHT an dem System
teilzunehmen? Was ist mit neu hinzugezogenen Auslaendern die u. U.
der Deutschen Sprache nicht maechtig sind und sich aus diesem Grund
heraus zwar vielleicht fuer das Bildungssystem interressieren es aber
einfach nicht verstehen / nicht daran teilnehmen koennen?


>  - Kinder bekommen Vorschläge oder unverbindliche Empfehlungen, was
> sie lernen sollten.


Gute Idee, hat aber einen gewaltigen Haken: Wenn das Kind / der
Erwachsene es nichct gewohnt ist von sich alleine aus zu Lernen dann
wird dieses System ins Chaos fuehren. Wieviele Kinder / Jugendliche
kennst Du die von sich aus in die Buecherei gehen wuerden um nach
etwas bestimmten zu suchen? 




> Das reicht eigentlich schon. Davon ausgehend kann man ein optimales
> Bildungssystem erstellen, was man sich etwa so vorstellen kann:

> Kinder genauso wie jeder erwachsene Bürger kann sich über die
> Angebote informieren und nutzen.

Kann / Koennte, ja, nur wieviele wuerden denn wenn sie nicht muessen?
Ich erinnere mich noch an meine Schulzeit, sobald jemand 18 wurde und
nicht mehr nen Schrieb von den Eltern brauchte verschwanden die
meisten fuer einige Zeit aus dem Unterricht.


> Jeder kann eigene Interessen entwickeln, sei es aufgrund
> eigenständigen Denkens oder angeregt durch das Bildungsangebot oder
> aufgrund von Notwendigkeiten im alltäglichen Leben. 

Und das geht im jetzigen System nicht? Alle Lehrer die ich hatte,
hatten kein Problem damit wenn ich mit Fragen zu ihnen kam, falls die
keine Antworten auf meine Fragen hatten konnte ich jederzeit in die
Buecherrei gehen und dort nachschlagen.


> Ich bin davon
> überzeugt, daß jeder auch irgendwelche Interessen findet. Das
> Bildungsangebot muß natürlich auch nach der Nachfrage konstruiert
> sein. Wenn also z.B. ein Kurs "Kritikfähigkeit gegenüber Medien und
> wirtschaftliche Hintergründe" angeboten wird, wird auch ein
> Fernsehjunkie vielleicht mal die Hintergründe seines Konsumobjekts
> genauer herausbekommen wollen, weil er sich sonst zumindest weiterhin
> fragen müßte, an welchen fremden Fäden er denn womöglich gelenkt
> wird.

Wobei Du jetzt aber unterstellst das der Fernsehkonsument sich
ueberhaupt darueber im Klaren ist das er gelenkt wird. Deine Idee ist
durchaus interressant, kommt aber von einem Akademischen Hintergrund
in dem automatisch davon ausgegangen wird das Wissen etwas ist das
jeder Besitzen will, die meisten Menschen scheinen jedoch gluecklich
zu sein solange sie den Status Quo erhalten koennen.



> Lehrer im herkömmlichen Sinne wird man kaum noch brauchen, weil das
> einer effizienten Struktur widerspräche. Eine effiziente Struktur
> kann einfach nicht darauf aufbauen, daß zu ein und demselben Thema
> zigtausende Leherer ihr eigenes Lehrsüppchen kochen. Da ist es doch
> sehr viel sinnvoller, daß sich ca. 2 bis 4 kleine Gruppen der besten
> Experten zum Thema zusammensetzen und das Thema sorgfältig
> aufbereiten.


Kleiner vergleich zum Sport, wenn man anfaengt fuer
Ausdauersportarten zu trainieren ist das erste an dem man arbeitet
die Basis, das ist lang, langweilig und im Endeffekt sieht man keine
wirklichen Erfolge, die kommen erst spaeter wenn man z. B. gezielt
anfaengt fuer Geschwindigkeit zu trainieren, oder um das ganze in die
Bildung zu uebertragen: Die Schule soll den Grundstein fuer eine
etwaige Weiterbildung in den Universitaeten legen, von dahher macht
der Unterricht wie er im moment gehalten wird durchaus sinn, ihn zu
ersetzen hingegen nicht.


> Da kann man dann auch mit größerem Aufwand drangehen,
> weil das ja nur 2 bis 4 mal gemacht wird. Also: 2 bis 4 mal der
> hundertfache Aufwand ist immer noch Kostengünstig. Die modernen
> Medien müssen genutzt werden, um die so erarbeiteten Inhalte klar und
> ansprechend zu transportieren. Natürlich müßten es verschiedene
> Medien sein. Einer braucht halt eine graphische Repräsentation, ein
> anderer hört besser dem gesprochenen Wort zu ein dritter braucht es
> als Text oder Multimediaprogramm, so daß er das Tempo besser anpassen
> kann u.s.w.
>

Und wie gehst Du mit Leuten um die die Zusammenhaenge z. B. nicht
verstehen weil ihnen anderes Grundwissen fehlt? Ich denke die Idee an
sich hat was, macht aber erst Sinn sobald man Universitaets Niveau
erreicht.

WAS die Schule machen sollte ist die Kinder / Jugendliche darauf
vorzubereiten eigenstaendig zu lernen.

 
> Ein Bildungskonsument kann sich so mit einem Thema beschäftigen: 
>  - Konsum dieser Medien (wenn ihm das nicht verständlich erscheint,
> kann er noch das Ergebnis einer der anderen Expertengruppen
> ausprobieren)


Interressante Wortwahl, aber ist Konsum nicht passiv?


>  - Ein Dialog, in Gruppen. Dort kann man einfach hingehen, um über
> die Themen zu diskutieren, Fragen loszuwerden, festzustellen, was man
> noch nicht richtig kapiert hat. Da es nicht bewertet wird, kann man
> auch "dumme" Fragen stellen oder hingehen, obwohl man eigentlich noch
> nicht gut genug vorbereitet ist. Da ist auch nix böses bei, wenn man
> sich schon vorher mal anhört, wie Menschen in ähnlicher
> Bildungssituation über die Themen diskutieren, denn das motiviert
> vielleicht erst, den Rest dazu zu lesen (bzw. anzuhören oder zu
> sehen). Diese Gruppen könnten teilweise betreut werden.

"Fragen stellen" klingt so einfach, aber so wie ich das sehe beissen
die meisten sich lieber die Zunge ab bevor sie eine Frage stellen,
denn: Wer Fragen stellst ist ja Dumm. Oder so wird zumindest meistens
Gedacht.


>  - Ein selbständigees oder gemeinsames Experimentieren mit dem Wissen
> (Nutzungsmöglichkeiten von Laboren zu nicht(direkt)kommerziellen
> Zwecken). Das Bildungssytem liefert Mittel und organisiert, daß man
> jemanden oder Leute findet, mit dem man etwas ausprobieren möchte.

Geht auch heute schon in Schulen (oder ging zumindest bei mir vor 10
Jahren).


>  - Ein Dialog mit einem Fachbetreuer, falls man nicht von den
> vorhandenen Gruppen ausreichend profitiert, zu schüchtern ist oder
> weiß ich was (z.B. Fragen hat, die über das Lehrangebot hinausgehen -
> so können dann auch Anregungen für eine Weiterentwicklung des
> Bildungsangebots transportiert werden). 


Auch hier, ich konnte mit meinen Lehrern immer ueber Fragen nach dem
Unterricht diskutieren wenn ich wollte, das hat Stichwort hier ist
"Wollen".


>  - Ein Dialog mit einem allgemeinen Betreuer (auch anonym und mit
> Schweigepflicht): Falls man Probleme mit sich selbst hat. Seien es
> persönliche Probleme oder Probleme etwas zu kapieren. So kann jeder
> auch versuchen herauszubekommen, warum ihm bestimmte Themen
> unzugänglich sind, obwohl sie ihn augenscheinlich interessieren.

Das verlang Selbstkritik.


>  - Ein Bildungsnachweissystem: Nicht jeder Arbeitgeber möchte oder
> kann es selbst leisten, Wissen oder Können umfassend festzustellen.
> Es darf kein allgemeines Bildung-Zertifikat geben, sondern nur
> speziell Themenbezogene. Den potentiellen Arbeitgeber interssiert
> sich beim Netzwerkadmninistrator vermutlich auch gar nicht dafür, ob
> er die Geschichte des Mittelalters beherrscht. Mit den vorhandenen
> Bildungsnachweisen kann man versuchen, sich zu bewerben; wenn das nix
> wird, kann man versuchen herauszubekommen, was denn fehlt und sich
> entsprechend weiterbilden, falls man einen Job in einem bestimmten
> Bereich haben möchte.

Wenn ich einen Job in einem Bestimmten bereich moechte dann sollte
ich mich aber selber um die Ausbildung kuemmern und nicht darauf
hoffen das mir ein Betrieb sagt was ich lernen muss, oder? 



>  - Wenn man selbstständig arbeiten möchte, kann man Bildungsnachweise
> als Werbung benutzen, man benötigt sie formal aber eigentlich nicht,
> außer vielleicht in Berufen, denen die Gesellschaft - demokratisch
> legitimiert - eine Zugangskontrolle auferlegt. Ein Arzt sollte z.B.
> bestimmte Minimalfähigkeiten haben, um nicht in Ermangelung von
> Wissen oder Fähigkeiten herumzupfuschen.


Nicht nur ein Arzt, das gilt auch durchaus fuer andere Berufe, was
ist mit dem Techniker der den Kernspin Tomographen repariert z. B.?


> Nun wird mancher vielleicht einwenden: Da wird ja keiner mehr Mathe
> lernen wollen, vielleicht sogar nicht mal richtig lesen.

Stimmt, die meisten wuerden das vermutlich nicht mehr machen.

 
> Aber das stimmt nicht. Durch Zwang funktioniert es ja meistens erst
> recht nicht, wie die Performance unseres gegenwärtigen
> Bildungssystems beweist (trotz Vorhandenseins von sehr viel Zwang
> können 20% Prozent nicht mal klar den Inhalt von etwas gelesenm
> verstehen *weia*).

Stimmt, aber wieviele waehren es ohne den Zwang? Versteh mich nicht
Falsch, wir hatten "Lesestunden" in der 9. Klasse bei mir in der
Schule.




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