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377 Beiträge seit 03.05.2002

Warum die Schüler den Ansprüchen nicht mehr folgen können

> Die eigentliche Kernaussage des Textes hat merkwürdigerweise, außer
> einem Emailschreiber, der das persönlichan mich adressiert hat,
> niemand entdeckt. Sie lautete:

> >>Ein Großteil des bildungspolitischen Dilemmas resultiert ja daraus,
> das über ein Drittel der Schülerschaft im falschen Bildungszweig
> "sitzt" und mit den dortigen Anforderungen schlichtweg überfordert
> ist. Den Mut, dies laut auszusprechen, hat aber niemand<<

Ich bin auch drauf eingegangen: Ich habe vorgeschlagen, die
Pflichtkomponente im Schulsystem einfach ganz abzuschaffen, damit ist
das Problem der Überforderung trivialerweise gelöst ;-)


Warum meiner Ansicht nach die Schüler den Ansprüchen nicht mehr
folgen können:

1. Strukturelles Problem
Das Bildungssystem wird konservativ organisiert, will sagen, es wird
verordnet, was gelehrt wird und die vielen schulsystemnahen Menschen,
die bestimmen, was gelehrt wird, haben alle ihre ganz persönliche
Auffassung davon, was wichtig sei. Das summiert sich halt im Laufe
der Zeit, weil viele der Forderungen im System verankert werden und
kann obendrein nicht von realitätsbezogenen, von außen definierten
Zielsetzungen beeinflußt werden.

2. Motivationsproblem
Heutzutage ist es unter Schülern schon üblich geworden, einen starken
Wunsch nach Markenklamotten, nach "was sein durch was haben" zu
leben.
-> Daraus folgt, daß man später einen gut(bezahlten) Job braucht und
die Schule wird als Filter dafür wahrgenommen.
-> Daraus wiederum folgt das eigentliche Problem, nämlich daß bei
diesem Gedankengang das Interesse für die Inhalte der Bildung
verloren geht. Aus dieser mangelnden inhaltlichen Motivation folgt
m.E. daß die Schüler nicht mehr den Lehrinhalts-Ansprüchen gewachsen
sind.


> Die Schulen lösen das Problem, indem sie entweder die
> Leistungsanforderungen senken (leichtere Proben und Tests), oder
> indem sie Fehlerstufen und Punktesyteme anheben und bessere Noten
> verteilen. Der Durchschnitt darf schließlich nicht über 4,5 sein.
> Sonst ist etwas faul, der Unterricht, der Lehrer etc..

Das relative in der Bewertung verstärkt logischerweise die Abkopplung
vom Inhalt.
Man bräuchte eine sehr detaillierte, kritische Hinterfragung des
Schülerwissens, über die offen geredet werden kann, also die Abkehr
vom Filtergedanken (Noten entscheiden wer einen guten Job bekommt):
Nicht die Schüler sollten aus der Gesellschaft ausgefiltert werden,
sondern die Oberflächlichkeit aus den Schülern ;-)


> Im Klartext bedeutet das (und deswegen ist die Adresse Luhmann, ob
> tot oder lebendig spielt keine Rolle, passend), dass die Schule ihrer
> Aufgabe, nämlich "Platzanweiser" für Begabungen zu sein, nicht mehr
> nachkommt, weil
> a) Selektion grundsätzlich als etwas Schlechtes und Böses angesehen

Ist es auch, s.o.

> wird. Doch was ist an Planung und Steuerung denn eigentlich schlecht?

Planwirtschaft hat schon abgewirtschaftet.
Das einzige, was funktioniert, ist Selbstorganisation.

> b) schulfremde Instanzen wie Eltern und andere sich zu Experten
> aufschwingen, obwohl sie in aller Regel vom Ablauf an den Schulen
> keine Ahnung haben.

Weia. Siehe 1. (s.o.)
Wenn der Ablauf an den Schulen das Qualitätskriterium ist, ist das
System sein eigenes Limit!
Wenn es schon unbedingt SchulPFLICHT geben soll, dann muß der Inhalt
doch natürlich auch gesellschaftlich diskutiert werden.

> Früher gab es, um das zu regeln, zentrale Aufnahmeprüfungen. Doch
> seitdem Prüfungen und Tests von Pädagogen und Psychologen als
> "persönlichkeitshemmend" gedeutet werden, entscheiden nicht mehr
> Experten, sondern Laien.

Ist egal ob Experten oder Eltern das entscheiden, würde ich sagen,
denn es ist nie der, der es entscheiden sollte, nämlich der
Betroffene.


> Was die Vielzahl "förderungsresistenter" Schüler und Schülerinnen
> angeht, so bin auch ich ratlos. Das ist ein Phänomen der Medien- und
> Informationsgesellschaft. Ihm kann man wohl nur dadurch beikommen,
> indem man in Grundschulen den Lernstoff radikal zusammenstreicht, und
> das lernt, worauf es letztlich immer ankommt, nämlich Lesen, Rechnen
> und Schreiben. Aber auch dazu fehlt der Mut. Deswegen wird auch die

Vernünftige Forderung, 1. (s.o.) rückgängig zu machen...

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