Wie im Interview, so auch hier, Becker fährt mit grossen Begriffen auf, beruft sich auf die und auf den, ohne eigentlich eigene Denkbewegung.
Der Populismus kann also eine wahre Utopie nur verdammen.
Was nun ist 'Populismus', was 'Utopie'? Nun gut, die Politik einiger Rechter in Europa wird als populistisch apostrophiert und das scheint einzig und allein zu bedeuten, dass sie ein 'Wir' definieren und ein 'Die', wer immer letzere sein mögen, politische Feinde, Fremde. Das ist gewiss nicht falsch, aber für eine Populismus-Definition, die unversehens mit Faschismus in eins gesetzt wird, denn doch reichlich dürftig. 'Populismus' bleibt schwammig, 'Faschismus' gar nicht erfasst. Wodurch sich eine 'Utopie' auszeichnet, über das hinaus, was 'Nicht-Ort' sagt, bleibt erst recht im Dunkeln.
Die Linken sollten wieder die Demokratie verteidigen, verstanden als System, das für Gleichheit und Teilhabe steht, nicht für Ideologie, Propaganda und Ausgrenzung.
'Ideologie' haben nur die die Fehlgewickelten, der Recht... Gläubige - drängt sich mir auf - hat so etwas nicht, hat so etwas nicht nötig. 'Ideologie' scheint so etwas wie eine chemische Waffe zu sein, etwas offensichtlich Abzulehnendes, daher Verbotenes. Das ist naiv, macht blind für die eigne.
Und welche 'Demokratie' sollen die Linken verteidigen? Etwa die bürgerliche, die vorgibt, die einzig denkbare zu sein? Die aber nur im nichtkommerziellen Bereich stattfindet, während der kommerzielle weiterhin partikular und diktatorisch geführt wird? Was eine Zeitlang im antiken Athen praktiziert wurde, nennt man auch Demokratie, ist aber wesentlich etwas anderes als die bürgerliche Repräsentation des Begriffs, was schon beweist, dass damit die Staatsform nur sehr vage umrissen ist.
In Polen ist die PIS an die Macht gekommen, weil ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung nicht genügend konditioniert wurde für den neoliberal völlig enthemmten Wirtschaftsliberalismus eines Tusks, dafür fehlen einige Jahrzehnte westeuropäische Kapitalismuserfahrung, deren Wirkkraft allerdings, wie man kürzlich in Frankreich sehen konnte, auch schon fast verbraucht ist. Die PIS spaltet nicht bloss in Erwünschte und Unerwünschte, sondern verfolgt, wie kürzlich auch hier bei TP zu lesen war, eine erfolgreiche Sozialpolitik, nicht unähnlich sozialdemokratischen Ansätzen (der früheren Form, nicht der heutigen). Denn, ich wiederhole mich, zuerst kommt das Fressen...
Einerseits von Marx zu reden, andererseits das zentrale Ideologem der bürgerlichen Herrschaftsform, ihre Form von 'Demokratie', als positiv besetzten Zustand erhalten zu wollen, zeugt bestenfalls von geistiger Inkonsequenz. Als Ansatz für eine Reemergenz einer Linken taugt das jedenfalls nicht.