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Die "Toleranz" der Raucher

chronoz schrieb am 25. September 2006 14:11

> criemann schrieb am 24. September 2006 0:49

> > Richtig ist
> > 1. Die Zigarette ist eine suchterzeugende harte Droge.

> Das ist nicht dein Problem.

Mittelbar eben doch, denn der Qualm macht nun mal nicht vor mir als
Nichtraucher halt. Sonst hätten wir die ganze Diskussion doch gar
nicht.

> > 2. Durch den Mitrauchzwang von Passanten im öffentlichen Raum (und
> > vor allem deren Kinder) sind Zigaretten die übelste asozialste Droge
> > überhaupt.

> Gesundheitsapostolischer Schwachsinn aller erster Güte. Kein Mensch
> ist tot umgekippt nur weil er einen Schnaufer Zigarettenqualm auf der
> Strasse eingeatmet hat.

Das ist genau die Art von "Argumentation", gegen die criemann und
viele andere Nichtraucher inklusive meiner Wenigkeit uns wenden. Fakt
ist, daß Passivrauchen genauso krebserregend ist wie Aktivrauchen und
daß massives Passivrauchen wie bei Angestellten in der
Gastronomiebranche heute noch unvermeidlich genauso Lungenschäden
verursacht wie aktives Kettenrauchen. Der Versuch, diese Gefährdung
kleinzureden ist schlicht und ergreifend widerlich.

> >
> > Zigaretten müssen dringend verboten werden und Verstöße gehören als
> > Drogendelikt verfolgt.

> Reiner Fanatismus. Hat mit gesundem Menschenverstand nichts mehr zu
> tun.

Da schießt er allerdings etwas über das Ziel hinaus. Ein absolutes
Rauchverbot in öffentlichen Räumen inklusive Gastronomie ist aber
dringend notwendig. Momentan muß man sich ja sogar im Bürgerbüro
einqualmen lassen, und zwar sowohl vom Publikum als auch von den
SachbearbeiterInnen.

> > Wer sich partout suizidieren will soll bitte sozial verträgliche
> > Methoden wählen und nicht seine Umwelt vergiften.

> Kein Mensch zwingt dich in verrauchte Lokale zu gehen.

Und wie sieht die Alternative aus? Vielfach doch ausschließlich: zu
Hause bleiben, denn z.B. rauchfreie Kneipen gibt es hier in der Stadt
schlicht keine. Abends Essen gehen ist auch problematisch bis
unmöglich. Supi. Das ist die typische "Toleranz" der Raucher.

> >
> > Für das oben stehende Rechtfertigungsgeschreibsel eines
> > offensichtlich Nikotindrogensüchtigen habe ich kein Verständnis. Ab
> > in die Entgiftung und danach Entwöhnung!

> Ich bin selbst Nichtraucher. Was mir allerdings am meisten auf den
> Sack geht sind Leute oder ehemalige Raucher die sich jetzt aufführen
> als seien sie der gottberufene Rächer der Gesundheit persönlich.

Es ist bedauerlich, daß du als Nichtraucher so sehr der Partei der
Raucher auf den Leim gekrochen bist, daß du nicht einmal die
Gefährdung deiner eigenen Gesundheit sowie die Reduzierung deines
eigenen Wohlbefindens noch wahrnimmst. Das Widersinnige an der (noch)
Lage in Deutschland ist, daß man sich als Nichtraucher aktiv und
unter massiver Einschränkung der Bewegungsfreiheit sowie der
Freizeitangebote dafür entscheiden muß, seine Gesundheit und sein
Wohlbefinden zu schützen, anstatt daß man sich wie in Italien,
Frankreich, den USA und noch diversen anderen Ländern aktiv dafür
entscheiden muß, zugunsten der Gesellschaft mit Rauchern diese
Belange zu ignorieren. Der Schutz der Nichtraucher muß endlich
Vorrang bekommen, anstatt daß die Nichtraucher wie bislang üblich als
engstirnige Fanatiker beschimpft und diskriminiert werden.

Zum Abschluß noch ein paar schöne Beispiele zum Thema Toleranz der
Raucher:

1) Als ich am Gymnasium die Schulbank drückte, war im Lehrerzimmer
das Rauchen erlaubt. Obwohl die Nichtraucher unter den Lehrern die
Mehrheit waren, war die Luft dort immer zum Schneiden und das andere
Ende des Zimmers vom Eingang aus kaum sichtbar. Verhandlungen der
Nichtraucher mit den Rauchern, die sich über Monate hinzogen,
brachten keinen Erfolg. Schließlich wurde mit der Mehrheit der
Nichtraucher in einer direkten Abstimmung beschlossen, das Rauchen im
Lehrerzimmer komplett zu verbieten. Den Rauchern wurde dafür ein
eigenes Zimmer direkt nebenan zugewiesen, in das sie zur Befriedigung
ihrer Sucht gehen konnten. Nun aber die Raucher! Da wurde über die
Intoleranz der Nichtraucher gewettert (wohlgemerkt nach fruchtlosen
Verhandlungen, die über 3 Monate gedauert hatten), über die
Zumutung(!), drei Schritte ins Nachbarzimmer gehen zu müssen, die
Wogen der Empörung schlugen hoch. Etliche Raucher versuchten sogar,
unter Ignorierung des neu beschlossenen Rauchverbots weiterhin im
Lehrerzimmer zu rauchen. Erst nach einigen Machtworten und wohl auch
Abmahnungen durch den Chef war die Lage endgültig klar und die
Raucher fanden sich mit der neuen Situation ab. Verständnis für die
Bedürfnisse der (in der Mehrheit befindlichen) Nichtraucher? Absolute
Fehlanzeige.

2) Während meines Studiums wurde an meiner Fachhochschule das Rauchen
in der Mensa zuerst auf ca. 1/3 des Raumes beschränkt und kurze Zeit
später komplett untersagt. Die Reaktion der Raucher darauf entsprach
derjenigen der rauchenden Lehrer im vorigen Beispiel. Auch hier
versuchten die Raucher unter Ignorierung des Rauchverbots
weiterzuqualmen. Da zur Untermauerung des Verbots inzwischen die
Aschenbecher entfernt worden waren, warfen die Raucher ihre Asche und
ihre Kippen einfach auf den Boden. Auch hier bedurfte es erst einiger
Präzedenzfälle mit strengeren Sanktionen, bis die Raucher die
Situation akzeptierten. Verständnis für die Bedürfnisse der (in der
Mehrheit befindlichen) Nichtraucher? Absolute Fehlanzeige auch hier.

3) An einem schönen Sommernachmittag besuchte ich ein
Open-Air-Konzert auf dem Rathausplatz der Stadt, der entsprechend zum
Brechen voll war. Platzwechsel waren so nur unter Ellenbogeneinsatz
und im absoluten Notfall möglich. Das hielt eine Gruppe Jugendlicher
nicht davon ab, sich mitten in der Menge ihre Kippen anzuzünden.
Meine höfliche Bitte, dieses mit Hinblick auf die gedrängte, große
Menschenmenge doch auf später zu verschieben, wurde nur mit blöden
Sprüchen und höhnischem Gelächter kommentiert, die Kippen qualmten
weiter. Verständnis für die Bedürfnisse der (in der Mehrheit
befindlichen und hier massiv betroffenen) Nichtraucher? Absolute
Fehlanzeige auch hier.

Du wirst verstehen, daß sich angesichts solcher Erlebnisse (ich
könnte diese Liste noch lange fortführen) mein Mitgefühl und
Verständnis für Raucher doch sehr in Grenzen hält.

Markus

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