Der Herr Vidoq gründete die erste moderne Kriminalpolizei, die
Pariser Sureté. An Vidoq ist ist interessant, daß er, bevor er
Chefpolizist Frankreichs wurde, auf der anderen Seite arbeitete: Er
war halt ein sog. "Krimineller", saß lange Jahre im Knast.
Von ihm selbst ist das Bonmot überliefert, daß man Verbrecher sein
müsse, um Verbrecher fangen zu können. Vidoq fing als Spitzel an und
etablierte später auch ein Spitzel- bzw. Klientelsystem.
Wer jetzt auf die Idee kommt, die Polizei sei nichts weiter als eine
kanalisierte Verbrecherorganisation, der liegt damit nicht ganz
falsch. Die französische Methode, Verbrecher zu Verbrecherjägern zu
machen wurde fast überall kopiert.
Letztendlich ist das so: Die Gesellschaft steht vor der Wahl,
entweder jede Menge Kriminelle, Schläger oder auch Pyromanen zu
tolerieren, oder diese Schädlinge zu kanalisieren: Dies geschieht
dann über Polizeien, Bereitschaftspolizeien oder im Falle der
Pyromanen über die Feuerwehr: Wer, wenn nicht der Brandmeister, ist
der Meister im Legen von Bränden?
Letztendlich kommt man mit Schutzgeldzahlungen (Steuern, aus denen
dann Polizei und Feuerwehr bezahlt werden) an *eine* zentrale
Schutzorganisation weitaus billiger weg, als wenn diese ganzen Irren
frei herumlaufen würden und keine Uniform hätten und in kleine
Fraktionen zerfallen würden.
Ich kauf doch lieber der Feuerwehr ein neues großes Tatütata-Auto,
als daß bei dem Verein einer austickt und ein ganzes Viertel
abfackelt. Früher gab es private Feuerwehren, die durchaus durch das
Legen von Bränden für Nachfrage nach ihrer Dienstleistung "Löschen"
sorgten... Derartige Zustände sind nicht wünschenswert.
Daß zentrale Schutzorganisationen billiger sind, sehen wir sehr
deutlich dort, wo konkurrierende Schutzorganisationen am Markt aktiv
sind. Das bekannteste Beispiel ist Mafiaclan A vs. Mafiaclan B vs.
Polizei.
Hier kann durchaus der Fall auftreten, daß an Clan A UND B UND an die
Polizei Schutzgeld abgeführt werden muß. Das verteuert Waren und
Dienstleistungen extrem. Und oftmals scheitert es einfach daran, daß
die Dreifachbelastung nicht geleistet werden kann, weil der Händler
die Schutzgeldkosten nicht auf die Preise umlegen kann: Wenn
Gemüsetürke Achmed nicht nur Schutz-Steuern (für die Polizei) sondern
auch noch Schutzgeld an zwei Clans abdrücken muß, dann muß seine
Melone teurer werden: Irgendwann werden diese teuren Melonen nicht
mehr nachgefragt und dann setzen Marktbereinigungsprozesse ein: Mehr
als zwei Schutzgeldorganisationen (Polizei + ein Clan) überleben
i.d.R. nicht.
Neben der "offiziellen" Schutzorganisation Polizei und den
"inoffiziellen" Schutzorganisationen der Mafia gibt es noch die
Gruppe der "halb-offiziellen" Schutzdienstleister: Man nennt sie
dann: "Wach- und Schließgesellschaft" oder halt "privater
Sicherheitsdienst". Viele Firmen erledigen die Sicherheit in-house,
da heißt das dann "Werkschutz", "Türsteher" oder "Kaufhausdetektiv".
All diesen Organisationen ist gemein, daß in ihnen Leute arbeiten,
die nicht nur für Sicherheit, sondern auch für größte Unsicherheit
sorgen können. Und oft genug kommen diese Leute auch von der "anderen
Seite": Die Polizei versuchte früher Mafia-Leute zu rekrutieren,
umgekehrt schmierte die Mafia auch die Polizei...
Daß sich Verbrecher in den Reihen der Polizei finden ist keine
Ausnahme sondern logisch. Im Optimalfall gelingt es, diese
kriminellen Neigungen zu kanalisieren und zu legitimieren. Man muß
verstehen, daß es letztendlich sinnvoller ist, sich eine
Bereitschaftspolizei zu halten, die ab und an mal ein paar Leute
verprügeln darf, ansonsten allerdings in ihren Polizeikasernen
weggesperrt wird und dort ihre Uniformknöpfe oder den Wasserwerfer
putzt.
Denn die Alternative dazu ist die Auflösung der Bereitschaftspolizei:
Dann wird man aber viele konkurrierende Prügelbanden in den Straßen
bekommen, was der Sicherheit sicherlich nicht zuträglich ist:
Der Kriminalkomissar weiß um den perfekten Mord.
Der Feuerwehrmann weiß um den perfekten Brand.
Der Wach- und Schließ-Mensch kann nicht nur zuschließen, sondern auch
aufschließen.
Der Bereitschaftspolizist wäre auch ein guter Hinterhofschläger.
Bei der Sitte arbeiten die Perversen.
Und als dialektische Spiegelung: Die Mafia weiß nicht nur um das
Verbrechen, sondern auch um die Gewährleistung von Sicherheit.
Verbrechen ist destruktiv, Sicherheit konstruktiv: Die Maf hätte sich
nie so lange halten können, wenn sie allein auf Zerstörung gesetzt
hätte.
Die Leistungskraft unserer Gesellschaft basiert auf der Kanalisierung
atavistischer Neigungen und dem Ausbalancieren konkurrierender
Gruppen/Organisationen:
Denn wir sind alle Verbrecher.
mfG, yossarian
Pariser Sureté. An Vidoq ist ist interessant, daß er, bevor er
Chefpolizist Frankreichs wurde, auf der anderen Seite arbeitete: Er
war halt ein sog. "Krimineller", saß lange Jahre im Knast.
Von ihm selbst ist das Bonmot überliefert, daß man Verbrecher sein
müsse, um Verbrecher fangen zu können. Vidoq fing als Spitzel an und
etablierte später auch ein Spitzel- bzw. Klientelsystem.
Wer jetzt auf die Idee kommt, die Polizei sei nichts weiter als eine
kanalisierte Verbrecherorganisation, der liegt damit nicht ganz
falsch. Die französische Methode, Verbrecher zu Verbrecherjägern zu
machen wurde fast überall kopiert.
Letztendlich ist das so: Die Gesellschaft steht vor der Wahl,
entweder jede Menge Kriminelle, Schläger oder auch Pyromanen zu
tolerieren, oder diese Schädlinge zu kanalisieren: Dies geschieht
dann über Polizeien, Bereitschaftspolizeien oder im Falle der
Pyromanen über die Feuerwehr: Wer, wenn nicht der Brandmeister, ist
der Meister im Legen von Bränden?
Letztendlich kommt man mit Schutzgeldzahlungen (Steuern, aus denen
dann Polizei und Feuerwehr bezahlt werden) an *eine* zentrale
Schutzorganisation weitaus billiger weg, als wenn diese ganzen Irren
frei herumlaufen würden und keine Uniform hätten und in kleine
Fraktionen zerfallen würden.
Ich kauf doch lieber der Feuerwehr ein neues großes Tatütata-Auto,
als daß bei dem Verein einer austickt und ein ganzes Viertel
abfackelt. Früher gab es private Feuerwehren, die durchaus durch das
Legen von Bränden für Nachfrage nach ihrer Dienstleistung "Löschen"
sorgten... Derartige Zustände sind nicht wünschenswert.
Daß zentrale Schutzorganisationen billiger sind, sehen wir sehr
deutlich dort, wo konkurrierende Schutzorganisationen am Markt aktiv
sind. Das bekannteste Beispiel ist Mafiaclan A vs. Mafiaclan B vs.
Polizei.
Hier kann durchaus der Fall auftreten, daß an Clan A UND B UND an die
Polizei Schutzgeld abgeführt werden muß. Das verteuert Waren und
Dienstleistungen extrem. Und oftmals scheitert es einfach daran, daß
die Dreifachbelastung nicht geleistet werden kann, weil der Händler
die Schutzgeldkosten nicht auf die Preise umlegen kann: Wenn
Gemüsetürke Achmed nicht nur Schutz-Steuern (für die Polizei) sondern
auch noch Schutzgeld an zwei Clans abdrücken muß, dann muß seine
Melone teurer werden: Irgendwann werden diese teuren Melonen nicht
mehr nachgefragt und dann setzen Marktbereinigungsprozesse ein: Mehr
als zwei Schutzgeldorganisationen (Polizei + ein Clan) überleben
i.d.R. nicht.
Neben der "offiziellen" Schutzorganisation Polizei und den
"inoffiziellen" Schutzorganisationen der Mafia gibt es noch die
Gruppe der "halb-offiziellen" Schutzdienstleister: Man nennt sie
dann: "Wach- und Schließgesellschaft" oder halt "privater
Sicherheitsdienst". Viele Firmen erledigen die Sicherheit in-house,
da heißt das dann "Werkschutz", "Türsteher" oder "Kaufhausdetektiv".
All diesen Organisationen ist gemein, daß in ihnen Leute arbeiten,
die nicht nur für Sicherheit, sondern auch für größte Unsicherheit
sorgen können. Und oft genug kommen diese Leute auch von der "anderen
Seite": Die Polizei versuchte früher Mafia-Leute zu rekrutieren,
umgekehrt schmierte die Mafia auch die Polizei...
Daß sich Verbrecher in den Reihen der Polizei finden ist keine
Ausnahme sondern logisch. Im Optimalfall gelingt es, diese
kriminellen Neigungen zu kanalisieren und zu legitimieren. Man muß
verstehen, daß es letztendlich sinnvoller ist, sich eine
Bereitschaftspolizei zu halten, die ab und an mal ein paar Leute
verprügeln darf, ansonsten allerdings in ihren Polizeikasernen
weggesperrt wird und dort ihre Uniformknöpfe oder den Wasserwerfer
putzt.
Denn die Alternative dazu ist die Auflösung der Bereitschaftspolizei:
Dann wird man aber viele konkurrierende Prügelbanden in den Straßen
bekommen, was der Sicherheit sicherlich nicht zuträglich ist:
Der Kriminalkomissar weiß um den perfekten Mord.
Der Feuerwehrmann weiß um den perfekten Brand.
Der Wach- und Schließ-Mensch kann nicht nur zuschließen, sondern auch
aufschließen.
Der Bereitschaftspolizist wäre auch ein guter Hinterhofschläger.
Bei der Sitte arbeiten die Perversen.
Und als dialektische Spiegelung: Die Mafia weiß nicht nur um das
Verbrechen, sondern auch um die Gewährleistung von Sicherheit.
Verbrechen ist destruktiv, Sicherheit konstruktiv: Die Maf hätte sich
nie so lange halten können, wenn sie allein auf Zerstörung gesetzt
hätte.
Die Leistungskraft unserer Gesellschaft basiert auf der Kanalisierung
atavistischer Neigungen und dem Ausbalancieren konkurrierender
Gruppen/Organisationen:
Denn wir sind alle Verbrecher.
mfG, yossarian