Zitat:
> Die Zahl der Selbstständigen hat deutlich zugenommen, das gilt
> insbesondere für die Ein-Personen-Betriebe im Dienstleistungssektor.
> Kein Wunder, denn man braucht kein großes Kapital und die
> Bundesagentur hat solche Existenzgründungen auch noch gefördert.
Das ist aber seit ca. Mitte letzten Jahres fast vollständig
eingestellt worden. Einstiegsgeld wird zum Beispiel so gut wie
überhaupt nicht mehr bewilligt und die Jobcentersachbearbeiter
drängen viele aufstockende Selbständige massiv in Maßnahmen oder
erpressen sie regelrecht zur Aufgabe der Tätigkeit, indem sie falsche
Bescheide ausstellen, irgendwelche kuriosen Coaches dazwischen
schalten, deren Ziel "die Liquidierung des Unternehmens" als
sogenannte "Phase III" vordefiniert ist und deren ersten beiden
Phasen die Bestandsaufnahme (also Bestandsaufnahme über vorhandenes
Betriebsvermögen) sowie die eher oberflächliche Beratung zur
Verbesserung der Einkommenssituation ("Machen Sie mehr Werbung und
kaufen Sie günstiger ein") darstellen.
Es geht primär um Phase III und die Rückführung des Selbständigen in
die Verwertungsmaschinerie des Arbeitsamtes:
Maßnahmen, 1-Euro-Jobs, Zeitarbeit, Prekärjobs.
Kapital ist auch das Stichwort: Es darf nicht aufgebaut werden! Das
ist im SGB schon entsprechend festgelegt, dass der Selbständige nur
dann Geschäftsausgaben seinen Einnahmen entgegen rechnen kann, wenn
diese notwendig und "dem Leistunsgbezug eines ALG-II-Empfängers
angemessen" sind. Das heisst: Der Selbständige darf nur aus ärmlichen
Mitteln und mit ärmlichen Mitteln auf dem Markt agieren.
Was das letzten Endes heisst, wenn es darum geht, potentielle und vor
allem potente Auftraggeber zu finden, kann sich jeder selbst denken.
Wer mit diesen Mitteln und unter diesen Vorzeichen arbeitet und dabei
auch Gewinne erzielt, leistet oftmals Herausragendes!
Denn es sind weder Rücklagen zur Unternehmenssicherung vorgesehen,
noch können großartig Gewinne angespart werden (100 Euro Gewinn pro
Monat + 20% darüber hinaus, der Rest wird angerechnet).
Dass man im KiK-Lumpenanzug mit Billig-Inventar und
Billig-Arbeitsmitteln keinen Aufraggeber an Land ziehen kann, der
entsprechend bezahlt, sollte hier deutlich werden.
Es bleiben also immer nur die Reste übrig, welche die anderen wegen
finanzieller Unattraktivität links liegen lassen. Die kann man unter
dem Vorzeichen "aufstockender Selbständiger" bedienen. Für alles
andere fehlen Mittel und Kapazitäten.
Was meint ihr, was passiert, würde ich als aufstockender
Selbständiger mal eben für ein paar Stunden im Monat eine 450
Euro-Kraft engagieren? Da wäre aber "Polen offen" im Jobcenter und
man müsste wieder monatelang um Anerkennung dieser Ausgaben kämpfen.
Sowieso absurd:
Guckt mal ins Elo-Forum in den Bereich "Selbständigkeit", wenn ihr
euch dafür interessiert und lest Euch mal die Beiträge durch, wo es
um die Anerkennung von Betriebsausgaben geht, oder auch um das völlig
absurde Prozedere der "vorausschauenden EKS-Prognose" (vEKS aka
gewürfelte Zahlen, welche verwendet werden, um den tatsächlichen
Lebensunterhalt der kommenden Monate zu berechnen) und der
abschließenden Angaben (aEKS).
Da dürfte sich einigen der Magen umdrehen, um was für kleinkarierten
Nonsens man oft monatelang kämpfen muss - weil im Jobcenter eben
alles daran gesetzt wird, eine Selbständigkeit zu blockieren... klar,
die macht in der Abrechnung auch mehr Arbeit, allerdings schaffen
sich die Jobcenter diese Arbeit auch selbst, indem einem
Selbständigen bis weit in die Unterhosen hinein misstraut wird und
der (auch wenn es der Bundesdatenschutzbeaufragte anders sieht)
sämtliche, oftmals betriebsinternen Daten offenlegen muss, nur damit
auch ja alles geprüft werden kann.
Würde man abrechnen:
"Wieviel Gewinn haben Sie im letzten Abschntt gemacht?"
Wäre das eine Sache von Minuten... Einkommen eingeben, auf die Monate
verteilen. Fertig. Aber nein, die prüfen wochen- und monatelang jeden
einzelnen Centbetrag auf "Notwendigkeit" und "Angemessenheit" - und
beschweren sich dann, weil es Arbeit macht.
Selbständige Aufstocker unter Generalverdacht.
> Nun zeigt sich aber, dass viele Geschäftsmodelle in keiner Weise
> überlebensfähig sind. Das ist hochproblematisch.
Das gibt es auch, vor allem weil Alleinunternehmer eben oft nur
kleine Aufträge abarbeiten können -> Fehlende Kapazitäten. Das
heisst, dass deren Ideen oftmals tragfähig wären - hätten sie größere
Kapazitäten und Budgets. Also bleibts beim kleine Brötchen backen...
oftmals ganz kleine Brötchen.
Das ist aber vom Gesetzgeber her offenbar auch so gewollt, denn die
Freiheiten wurden so arg eingeschränkt, dass ein freies Arbeiten
faktisch unmöglich gemacht wird. Am Ende, klar, da zeigt man dann mit
dem Finger drauf: "Seht her, wir habens doch gewusst, dass der es
nicht kann."
Klar... Ich drücke einem Angler eine Angel in die Hand und lasse ihn
gegen einen Fischkutter antreten und zeige hinterher:
"Seht her, wie wenig der Angler gefangen hat im Vergleich zum
Fischkutter."
> Wenn Selbständige nicht einmal ihr eigenes Existenzminimum
> sichern können, haben sie erst recht kein Geld, um für die
> Rente oder Fälle der Berufsunfähigkeit vorzusorgen. Das
> bedeutet: der Weg in die Altersarmut ist vielfach vorgezeichnet.
Ja, aber *gähn*
Diese "Altersarmut" greift heute bei jedem, der weniger als 3.000
Euro brutto im Monat verdient, ist also keine gültige
Argumentationskette.
Es mag sein, aber das betrifft letzten Endes wohl eher 50% aller
Deutschen.
Für den aufstockenden Selbständigen ist es primär erst einmal ein
Zusatzeinkommen, alles andere ergibt sich dann entsprechend mit der
Zeit - letzlich sind es doch viele, die, natürlich nach einigen
Jahren erst, den Sprung schaffen. Und bis dahin werden ihnen wahre
Felsbrocken in den Weg geworfen.
Berufsunfähigkeit ist eh ein zweischneidiges Schwert, denn wenn man
so eine Versicherung hat und diese dann in Anspruch nehmen
will oder muss, dann tut diese alles dafür, dass sie doch nicht
zahlen muss. Verdienen tut an diesen Versicherungen meist nur der
Versicherungskonzern, wenns hart auf hart kommt, zahlen die eh nicht
und winden sich heraus.
> Die Zahl der Selbstständigen hat deutlich zugenommen, das gilt
> insbesondere für die Ein-Personen-Betriebe im Dienstleistungssektor.
> Kein Wunder, denn man braucht kein großes Kapital und die
> Bundesagentur hat solche Existenzgründungen auch noch gefördert.
Das ist aber seit ca. Mitte letzten Jahres fast vollständig
eingestellt worden. Einstiegsgeld wird zum Beispiel so gut wie
überhaupt nicht mehr bewilligt und die Jobcentersachbearbeiter
drängen viele aufstockende Selbständige massiv in Maßnahmen oder
erpressen sie regelrecht zur Aufgabe der Tätigkeit, indem sie falsche
Bescheide ausstellen, irgendwelche kuriosen Coaches dazwischen
schalten, deren Ziel "die Liquidierung des Unternehmens" als
sogenannte "Phase III" vordefiniert ist und deren ersten beiden
Phasen die Bestandsaufnahme (also Bestandsaufnahme über vorhandenes
Betriebsvermögen) sowie die eher oberflächliche Beratung zur
Verbesserung der Einkommenssituation ("Machen Sie mehr Werbung und
kaufen Sie günstiger ein") darstellen.
Es geht primär um Phase III und die Rückführung des Selbständigen in
die Verwertungsmaschinerie des Arbeitsamtes:
Maßnahmen, 1-Euro-Jobs, Zeitarbeit, Prekärjobs.
Kapital ist auch das Stichwort: Es darf nicht aufgebaut werden! Das
ist im SGB schon entsprechend festgelegt, dass der Selbständige nur
dann Geschäftsausgaben seinen Einnahmen entgegen rechnen kann, wenn
diese notwendig und "dem Leistunsgbezug eines ALG-II-Empfängers
angemessen" sind. Das heisst: Der Selbständige darf nur aus ärmlichen
Mitteln und mit ärmlichen Mitteln auf dem Markt agieren.
Was das letzten Endes heisst, wenn es darum geht, potentielle und vor
allem potente Auftraggeber zu finden, kann sich jeder selbst denken.
Wer mit diesen Mitteln und unter diesen Vorzeichen arbeitet und dabei
auch Gewinne erzielt, leistet oftmals Herausragendes!
Denn es sind weder Rücklagen zur Unternehmenssicherung vorgesehen,
noch können großartig Gewinne angespart werden (100 Euro Gewinn pro
Monat + 20% darüber hinaus, der Rest wird angerechnet).
Dass man im KiK-Lumpenanzug mit Billig-Inventar und
Billig-Arbeitsmitteln keinen Aufraggeber an Land ziehen kann, der
entsprechend bezahlt, sollte hier deutlich werden.
Es bleiben also immer nur die Reste übrig, welche die anderen wegen
finanzieller Unattraktivität links liegen lassen. Die kann man unter
dem Vorzeichen "aufstockender Selbständiger" bedienen. Für alles
andere fehlen Mittel und Kapazitäten.
Was meint ihr, was passiert, würde ich als aufstockender
Selbständiger mal eben für ein paar Stunden im Monat eine 450
Euro-Kraft engagieren? Da wäre aber "Polen offen" im Jobcenter und
man müsste wieder monatelang um Anerkennung dieser Ausgaben kämpfen.
Sowieso absurd:
Guckt mal ins Elo-Forum in den Bereich "Selbständigkeit", wenn ihr
euch dafür interessiert und lest Euch mal die Beiträge durch, wo es
um die Anerkennung von Betriebsausgaben geht, oder auch um das völlig
absurde Prozedere der "vorausschauenden EKS-Prognose" (vEKS aka
gewürfelte Zahlen, welche verwendet werden, um den tatsächlichen
Lebensunterhalt der kommenden Monate zu berechnen) und der
abschließenden Angaben (aEKS).
Da dürfte sich einigen der Magen umdrehen, um was für kleinkarierten
Nonsens man oft monatelang kämpfen muss - weil im Jobcenter eben
alles daran gesetzt wird, eine Selbständigkeit zu blockieren... klar,
die macht in der Abrechnung auch mehr Arbeit, allerdings schaffen
sich die Jobcenter diese Arbeit auch selbst, indem einem
Selbständigen bis weit in die Unterhosen hinein misstraut wird und
der (auch wenn es der Bundesdatenschutzbeaufragte anders sieht)
sämtliche, oftmals betriebsinternen Daten offenlegen muss, nur damit
auch ja alles geprüft werden kann.
Würde man abrechnen:
"Wieviel Gewinn haben Sie im letzten Abschntt gemacht?"
Wäre das eine Sache von Minuten... Einkommen eingeben, auf die Monate
verteilen. Fertig. Aber nein, die prüfen wochen- und monatelang jeden
einzelnen Centbetrag auf "Notwendigkeit" und "Angemessenheit" - und
beschweren sich dann, weil es Arbeit macht.
Selbständige Aufstocker unter Generalverdacht.
> Nun zeigt sich aber, dass viele Geschäftsmodelle in keiner Weise
> überlebensfähig sind. Das ist hochproblematisch.
Das gibt es auch, vor allem weil Alleinunternehmer eben oft nur
kleine Aufträge abarbeiten können -> Fehlende Kapazitäten. Das
heisst, dass deren Ideen oftmals tragfähig wären - hätten sie größere
Kapazitäten und Budgets. Also bleibts beim kleine Brötchen backen...
oftmals ganz kleine Brötchen.
Das ist aber vom Gesetzgeber her offenbar auch so gewollt, denn die
Freiheiten wurden so arg eingeschränkt, dass ein freies Arbeiten
faktisch unmöglich gemacht wird. Am Ende, klar, da zeigt man dann mit
dem Finger drauf: "Seht her, wir habens doch gewusst, dass der es
nicht kann."
Klar... Ich drücke einem Angler eine Angel in die Hand und lasse ihn
gegen einen Fischkutter antreten und zeige hinterher:
"Seht her, wie wenig der Angler gefangen hat im Vergleich zum
Fischkutter."
> Wenn Selbständige nicht einmal ihr eigenes Existenzminimum
> sichern können, haben sie erst recht kein Geld, um für die
> Rente oder Fälle der Berufsunfähigkeit vorzusorgen. Das
> bedeutet: der Weg in die Altersarmut ist vielfach vorgezeichnet.
Ja, aber *gähn*
Diese "Altersarmut" greift heute bei jedem, der weniger als 3.000
Euro brutto im Monat verdient, ist also keine gültige
Argumentationskette.
Es mag sein, aber das betrifft letzten Endes wohl eher 50% aller
Deutschen.
Für den aufstockenden Selbständigen ist es primär erst einmal ein
Zusatzeinkommen, alles andere ergibt sich dann entsprechend mit der
Zeit - letzlich sind es doch viele, die, natürlich nach einigen
Jahren erst, den Sprung schaffen. Und bis dahin werden ihnen wahre
Felsbrocken in den Weg geworfen.
Berufsunfähigkeit ist eh ein zweischneidiges Schwert, denn wenn man
so eine Versicherung hat und diese dann in Anspruch nehmen
will oder muss, dann tut diese alles dafür, dass sie doch nicht
zahlen muss. Verdienen tut an diesen Versicherungen meist nur der
Versicherungskonzern, wenns hart auf hart kommt, zahlen die eh nicht
und winden sich heraus.