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Avatar von Stephan Geue
  • Stephan Geue

mehr als 1000 Beiträge seit 07.08.2011

Re: Oh boy, dass das nicht von heut auf morgen von Statten geht, sollte eh klar

Die Schwierigkeit bei BRICS - im Vergleich zur EU - besteht darin, dass das eine noch viel heterogenere Gruppe ist als die Länder der EG, was den Entwicklungsstand und die politischen Systeme angeht. (Damit will ich nicht leugnen, dass Portugal und Spanien lange Zeit Diktaturen waren und in Spanien und Nordirland Bürgerkriege herrschten.) Und im Gegensatz zu den EU-Ländern, die fast alle Mitglied der NATO sind, sind die BRICS auch kein Militärbündnis. Sie sind also ziemlich souverän im Vergleich zu den damaligen und heutigen west- und mitteleuropäischen Ländern. Und das betrifft auch ihre nationalen Währungen. Die Wechselkurse zwischen diesen Währungen sind also kaum vorhersehbar, weil jedes Land auf seine Weise daran drehen kann. Das wäre dann kein so großes Problem, wenn die Handelsbilanzen zwischen den BRICS-Ländern ausgeglichen wären und es auch bleiben würden. Auch wenn dies wünschenswert ist (oder sein sollte im Interesse der wirtschaftlichen Stabilität und der Wahrung politischer Unabhängigkeit), gibt es dafür kein Zaubermittel und - sollte es doch irgendwie zu irgendeinem Zeitpunkt gelingen - auch keine Haltbarkeitsgarantie. Also gibt es bei Verwendung der nationalen Währungen - jeder kauft Waren gegen Zahlung von Beträgen in der Verkäuferwährung oder verschuldet sich in entsprechender Höhe - ein ziemlich wahrscheinliches Szenario, bei dem sich die meisten BRICS-Staaten bei China verschulden, da China für den Rest produziert. Selbst Russland ist dagegen nicht gefeit, denn abgesehen von ihren Rohstoffreserven geraten die Russen technologisch tendenziell ebenso wie alle anderen gegenüber China ins Hintertreffen, und China wird sich zunehmend von Rohstoffimporten unabhängig machen, in ein, zwei Jahrzehnten von Energieimporten und später vermutlich auch von Mineralien. Was tendenziell China hemmen wird, sind die Verschuldungshöhe des Staates und die Sättigung der Bevölkerung, die vor einigen Jahren die Lust verloren hat, Kinder in die Welt zu setzen, und bald die Lust verlieren wird, sich für eine Steigerung des BIP krumm zu machen. Das kommt vermutlich in Indien später und bei allen Ländern, die noch mehr aufzuholen haben, noch später. Die Frage ist, ob China bis dahin seine Innovationen in KI-Farmen ausgelagert haben wird, sodass sein Vorsprung uneinholbar wird. Aber man liest ja, dass KI, die nur noch von KI lernen kann, allmählich Krebs kriegt und dann nichts Brauchbares mehr produziert.

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