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  • Guckstu

mehr als 1000 Beiträge seit 18.03.2024

Re: Scheitern setzt erklärtes Ziel voraus

Fizzlefritz schrieb am 04.11.2024 01:02:

... und die Erwartung, dass eine direkter Angriff auf den US-Dollar angekündigt würde, ist vor allem eben genau das gewesen: Die Erwartung externer Beobachter und keine offizielle Ankündigung, die nicht eingehalten wurde.

Ich hätte auch erwartet, dass man evtl. ein BRICS-weites Interbanken-Transaktionssystem wie CIPS oder SPFS ankündigen würde, oder sogar eine interne Verrechnungswährung ähnlich des ECU damals, aber ich muss auch eingestehen, dass das letztendlich nur eine Vermutung war und nicht gesagt wurde, dass man das hier und jetzt genau so umsetzen wolle.

Diese "Vermutung" hast du allerdings recht offensiv vertreten.
Aber gut.

Dass man jetzt hier angeblich ein "Scheitern eigestehen musste" klingt also für mich ein wenig wie die westlichen Medienberichte zum Ukraine-Konflikt wo man zuerst jede Menge Spekulationen anstellt, was denn die eigentlichen Pläne der Russen seien und dann später ein Scheitern dieser Pläne attestiert, ohne je gewusst zu haben, was die tatsächlichen Pläne sind.

Na na na.
Die ursprünglichen russischen Pläne sind wirklich gut bekannt, das war Enthauptungsschlag gegen Kiew plus möglichst viel Land besetzen, damit jede etwaige Rumpfarmee den Kampf möglichst geräuschlos aufgibt, plus die Erwartung, dass sich die Ukrainer begeistert ihren "Befreiern" anschließt.
Dazu gibt es genügend Quellen, es passt perfekt zu den offiziellen Aussagen, es passt perfekt zum üblichen Vorgehen anderswo, es passt perfekt zur russischen Militärdoktrin, und es gibt keinen einzigen Hinweis darauf, dass die Pläne je anders waren.
Das muss man nicht schönreden, die anfänglichen Kriegsziele hat Moskau verfehlt. Das ist ja auch nichts Ungewöhnliches, im Krieg scheitern viele Pläne.

Das "Scheitern" bezieht sich also nur auf unsere eigenen Erwartungen. Ob die jemals zutrafen, weiß aber niemand wirklich.

Im Fall von Brics ist in der Tat viel erwartet, aber wenig verlautbart worden.
Im Fall von Russland gegen die Ukraine haben wir eine viel bessere Quellenlage.

Möglicherweise will man die Sache auch etwas weniger überstürzt angehen. "Mit dem Kopf durch die Wand" ist nicht immer die beste Strategie für ein erfolgreiches Projekt.

Das glaube ich nicht.
Russland ist nicht für langfristiges, umsichtiges Planen bekannt, die anderen Brics-Staaten auch nicht.

Wenn vor allem die Chinesen etwas gut können, dann ist das, langfristige Pläne zu schmieden und auch umzusetzen.

Das ist mit Xi deutlich schlechter geworden.
Dass sie die Schulden aus gescheiterten Seidenstraßenprojekten gnadenlos eintreiben, auch wenn die Schuldnerstaaten kaum zahlungsfähig sind, da zerschlagen sie grad ungeheure Mengen diplomatisches Porzellan. Es gibt sogar Aussagen, dass sie Chinesen schlimmer seien als die Weltbank, die hätte einem wenigstens vorgerechnet, wenn ein Projekt gar nicht funktionieren kann... d.h. die Chinesen haben nicht mal aus den westlichen Projektfehlschlägen gelernt.
Umsichtiges Planen und Umsetzen ist was Anderes.

Mein Eindruck? Xi will unbedingt als der in die Geschichtsbücher eingehen, der China zum Weltmachtstatus geführt hat, und hat die umsichtigen, langfristigen Pläne dafür geopfert, weil er gemeint hat, dass China jetzt stark genug ist.
Umsichtig wäre gewesen, nochmal 50 Jahre abzuwarten und erstmal die eigene Wirtschaft aus dem stürmischen Wachstum in gleichmäßige Produktivität zu führen.

Und wenn die Russen etwas gut können, dann ist es das Spiel internationalen Diplomatie.

Nö. Mit den albernen Lügengeschichten machen sie sich nur unglaubwürdig.
Die anderen Staaten tun nur so, als würden sie das glauben, weil Russland grad den Westen anscheißt damit, das ist ein Stück weit in deren Interesse - aber dir ist sicherlich schon aufgefallen, dass niemand Russland Geschenke zukommen lässt, wo immer die Russen Dinge verkaufen, werden die Preise gnadenlos gedrückt.
Russland hat keine Freunde.

Die Tatsache, dass BRICS so viele Staaten des Globalen Südens anspricht und überhaupt ein solcher Gegenpol entstanden ist, ist nämlich ganz gewiss kein Zufallsereignis.

Hat aber nichts mit den aktuell hochkochenden Kriegen zu tun, das läuft ja schon länger.
Und kommt auch schon seit längerer Zeit nur millimeterweise vom Fleck.

Brics ist Geschichte, sobald ein Zusammenschluss auf stabilerer Grundlage entsteht, welcher auch immer das sein mag.

Es bleibt also abzuwarten, wie sich die Situation weiter entwickeln wird. Die USA geben sich jedenfalls sichtlich Mühe, den Niedergang des US-Dollars auch ohne fremdes zutun herbeizuführen: Willkürliche Sanktionen,

Willkürlich sind die nicht.
Die Sanktionen gegen Russland waren die Antwort auf einen Eroberungskrieg, noch dazu waren die klar und deutlich angekündigt: Tut das nicht, sonst beispiellose Sanktionen.

Enteignungen von Zentralbankvermögen und Goldreserven

Was meinst du damit?

und das Verbummeln Saudi-Arabiens als einem der wichtigsten Stützen des Petrodollars.

Ein Land kann man nicht verbummeln, das wäre Vergessen... das ist bei Saudi-Arabien kaum möglich.

Die Saudis wirtschaften sich selbst zugrunde, die wissen nicht, wie man sinnvoll Städte plant und versenken ihr Geld in lauter Luxusprojekten ohne echten Nutzen, statt eine Alternative zur Ölindustrie aufzubauen.
Ist allerdings auch schwierig. Für die "holländische Krankheit" gibt es keine gute Therapie.

Zu dem Thema gibt es auch ein recht interessantes Interview mit Gilbert Doctorow. Seine Einschätzungen zu dem Thema sind sehr informativ und beleuchten m.E. einen etwas weiteren Horizont als es ein einzelner Artikel aus einer doch eher westlich orientierten Hongkonger Publikation hergibt:

https://www.youtube.com/watch?v=jbTe2t80Ykc

Hm. Volle zwei Minuten darüber, wie gut der Gipfel doch geplant wurde und wie wohl sich die Staatsoberhäupter gefühlt haben, und was für ein toller Erfolg das für Russland doch war.
Das ist eine Menge um den heißen Brei.

Woanders meint er, die Ukraine sei bereits erledigt.
Weiß nicht. Der klingt wie ein Putin-Schoßhund.

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