Becker verdunkelt mit seiner Fehldeutung „nationaler Autarkie und Souveränität“ als „Illusion“, angesichts nur global lösbarer globaler Krisen, die schwerwiegende Tatsache, dass es bereits bisher 1 Mrd. akut hungernder und fast 2 Mrd. unterernährter Menschen gab und dass der Agrarwelthandel bereits seit langem global reguliert wird – leider nicht von der UN, sondern von wenigen, vor allem US-amerikanischen Agrarkonzernen.
Warum also haben diese Konzerne nicht für weniger, sondern für mehr Hunger gesorgt? Wie dumm darf man sich heute noch stellen, um nicht zu wissen, dass die Grundlage dieser Konzerne der Fernhandel auf Kosten regionaler Selbstversorgungsstrukturen ist, die sie systematisch durch hochsubventionierte Agrarprodukte aus den USA und der EU überall in der Welt angreifen und bereits größtenteils zerstört haben um das Welternährungssystem komplett unter ihre Kontrolle zu bringen? Und dies wofür? Um den Hunger zu bekämpfen oder doch eher, um Profit zu machen? Bevorzugt mit Wetten auf steigende Preise, die sie dadurch selbst in die Höhe treiben. Bekanntlich reichen weniger als 2 % Unterdeckung der Nachfrage aus, um exorbitante Gewinne allein durch Spekulationen erzielen zu können, wie in den letzten Wochen anschaulich nachvollziehbar wird.
Dieses Welthandelssystem gibt es im Übrigen bereits seit der frühen Neuzeit und bildete die Grundlage des Reichtums der Neureichen, die nach Befreiung aus dem Feudalsystem strebten.
Interessant auch, dass Kunstdünger und Pestizide plötzlich als besonders „energieintensiv“ und klimaschädlich geoutet werden, wo sie doch noch im vorigen Jahr bei den EU-Ver¬hand-lungen zur künftigen Vergabe der Agrarsubventionen – gegen die ökologische Alternative - als alternativlos für das Wohl und Wehe der europäi¬schen Bauern und Verbraucher gleichermaßen hingestellt wurden!
Will etwa der Artikel von Becker mit seiner ganzen Ahnungslosigkeit ob der kapitalistischen Gemachtheit des Welthungers und der akuten Bedrohung der noch vorhandenen Ernährungssouveränität in afrikanischen, südamerikanischen und asiatischen Staaten durch allein gewinnmaximierende Weltkonzerne eine Bedrohtheit der Welternährung durch den Krieg in der Ukraine konstruieren, um einen global-humanen Grund zum Nato-Eingreifen zu erhalten?
Und was die Flut von Krisen anbelangt, so gibt es darin durchaus eine klar erkennbare Abfolge, die auch zum Krieg in der Ukraine führte:
Der Westen will die Klimakrise bei steigendem Wirtschaftswachstums bewältigen weil nur dadurch die Profite und davon abhängig auch die Arbeitsplätze zu sichern sind. Faktisch bedeutet dies, dass der Westen auf die Ressourcen, die er bisher weltweit zusammenge-kauft hat auch in Zukunft nicht verzichten kann. Letztlich ist es das gravie¬rende und öffentlich nicht diskutierte Missverhältnis zwischen den hohen Gewinn- und Wohlstands-ansprüchen des Westens auf der einen Seite und seiner enormen Rohstoff-Abhängigkeit von anderen Ländern, insbesondere Russland und China andererseits, die die USA als Höchst-Verbraucher und -Klimaschädiger in der Welt zur Aufkündigung aller wichtigen Abrüstungsabkommen und provokativen Annäherung der Nato an die russische Grenze motiviert hat – diese Strategie und die damit verbundenen Ziele sind ja hinlänglich dokumentiert. Dass Putin so reagieren würde wie sie kalkuliert haben, haben die USA ja überdeutlich vorausgesehen.
Dass ausgerechnet jetzt in Deutschland Politiker das Heft in der Hand haben, die den Spatz in der Hand weniger achten als die Schwalbe auf dem Dach und denen deshalb alles ent-fallen ist was vor dem 24.02 war und für die schließlich „Werte“ (vermutlich Kapital¬werte) wichtiger sind als die Sicherheitsbedürfnisse und Zukunftsinteressen der Europäer, ist den USA wohl ganz gelegen gekommen.
Also, ein „Menetekel“ schwebt über der Menschheit seit langem, spätestens seit dem sich die prophezeiten `Grenzen des Wachstums´ im Klimawandel und in der völligen Unfähigkeit der Industriegesellschaften erfüllen, diesem mit der notwendigen Beschränkung von Verbrauch und Wachstum zu begegnen. Wer heute auf Wachstum nicht verzichten kann muss expan¬dieren und da dies mit Handel kaum mehr möglich ist, kommen nur noch Kriege in Frage, die der Westen seit langem zu diesem Zweck führt. Der Ukraine-Krieg scheint da fast willkommen, um von der eigenen Schuld und materiellen Anmaßung abzulenken und einen Vorwand zu bekommen für den finalen Endkampf um Land und Ressourcen.