So wie man heute – wieder – als Pazifist automatisch ein Freund des Bösen ist, heute heißt der Putin, früher, je nach Zeit, der Franzose oder der Kommunist.
Zunächst einmal lehnt meines Wissens nach ein Pazifist jede Form von Krieg ab. Demnach müsste jeder Pazifist eigentlich gegen den Kriegstreiber Russland demonstrieren und diesen auffordern, den (von Russland) angefangenen Krieg sofort und unverzüglich zu beenden. Richtig?
Meines Wissens nach setzt ein Pazifist im Falle einer bewaffneten Besetzung zum Beispiel lieber auf die Mittel der sozialen Verteidigung oder des zivilen Ungehorsams. Auch wird sehr oft von Pazifisten die These vertreten, daß unbewaffnete Länder gar nicht erst angegriffen werden.
Tja… Leider hat das Beispiel Russland diese Weltanschauung knallhart in ihre Grenzen verwiesen und jeder ehrliche Pazifist wird vermutlich zähneknirschend zugeben müssen, daß die Anwendung der oben erwähnten Mittel gegen einen Aggressor wie Russland ziemlich sicher zum Verlust des eigenen Lebens geführt hätten - Theorie vs. Praxis.
Das kann es m.E. ja dann auch nicht sein, weswegen ich persönlich der Meinung bin, daß man seine Weltanschauung ab und an ruhig auch mal die Welt anschauend den aktuellen Gegebenheiten anpassen darf bzw. sollte. So geschehen zum Beispiel in der Schweiz:
Der bekannteste Pazifist der Schweiz, Jo Lang, ist damit einverstanden, dass Waffen in das Kriegsgebiet in der Ukraine geliefert werden.
https://www.20min.ch/story/die-linken-merken-jetzt-dass-frieden-ohne-armee-wunschdenken-ist-218347327381
Anders als damals darf man dabei aber nicht mehr ein Arafat-Tuch tragen, denn dann ist man heute automatisch ein Antisemit, früher war man nur "Alternativ".
Bitte niemals selbst zensieren! Man kann (eher muss) m.E. z.B. die Gräueltaten der Hamas an feiernden, unschuldigen Menschen genauso auf das Schärfste verurteilen, wie gleichzeitig z.B. die Bombardierung des Gazastreifens durch Israel, bei der zivile Einrichtungen unnötig zerstört werden oder den Menschen dort der Zugang zu Wasser verwehrt wird. Wieso sollte ich deshalb Antisemit sein? Als Atheist finde ich zum Beispiel orthodoxe Juden (die mit dem Reifen auf dem Kopf) genauso befremdlich wie z.B. fanatische Islamisten. Ich persönlich erkenne zudem auch nicht, wieso es z.B. bedingungslose Blanko-Staatsräsons auf Lebenszeit geben sollte. Ich würde meine Unterstützung immer davon abhängig machen, wer der zu unterstützende zu dem Zeitpunkt genau ist.
Kurzum: Vertritt ruhig deine Meinung und zieh bitte an, worauf du Lust hast. Wer in Schubladen denkt, ist nämlich i.d.R. derjenige mit Vorurteilen. Also Scheiß drauf. Ich bin da z.B. ganz kölsch: Levve un leeve losse, denn jede Jeck es anders!
Zum Krieg in der Ukraine abschließend noch ein Zitat von Albert Einstein:
„Das Problem zu erkennen, ist wichtiger als die Lösung zu finden. Denn die genaue Darstellung führt fast automatisch zur richtigen Lösung.“
In diesem Sinne, Baxter