Es ist schon schwer zu verstehen, warum das größte Land der Erde meint, neue Territorien erobern zu müssen. Schon mit seiner bestehenden Größe hat das Land Probleme zuhauf. Auch die Sicherheit Russlands war niemals in Gefahr - auch wenn die Ukraine ins NATO-Bündnis aufgenommen worden wäre. Wer will schon ein Land mit dem größten Arsenal an Atomwaffen angreifen?
Tatsächlich ging es den Kremls Führern um andere Dinge - um mehr Respekt als Großmacht, um das Einsickern des "Liberalismus" nach Russland zu verhindern, um der eigenen Bevölkerung zu zeigen, wir sind eine starke Nation, die sich nimmt, was sie will und wir haben eine starke Führung - nicht solche Schwächlinge wie der Westen.
Alle Ziele des russischen Angriffskriegs wurden verfehlt. Kiew wurde nicht in 14 Tagen erobert, die russischen Truppen erfuhren eine bittere Niederlage. Im Donbass setzt man auf Abnutzung, man bombadiert mit zahlenmäßig überlegener Artillerie den Gegner und lässt eine Angriffswelle der anderen folgen. Verluste an Menschen und Material spielen keine Rolle. Doch jetzt brennen jede Nacht die Munitionsdepots hinter der Front und setzen jener Strategie ein Ende.
Schon jetzt hat der Krieg auf russischer Seite mehrere 10 tausend Tote gefordert, die genauen Zahlen sind Geheimsache. Die Verluste an Material sind enorm - ca. 4.700 Fahr- und Flugzeuge wurden zerstört oder aufgegeben, darunter knapp 900 Panzer. (Deutschland hat etwa 300 Kampfpanzer).
Langsam beginnen auch die Wirtschaftssanktionen zu wirken. Die Arbeitslosigkeit nimmt zu, der Produktion fehlen die Zulieferer für wichtige Komponenten, der Automobilbau existiert nicht mehr, Konsumgüter sind knapp und teuer und täglich ziehen die Prozessionen mit gefallenen Soldaten selbst durch kleine Gemeinden.
Da wundert es nicht, dass die öffentliche Meinung langsam sich wendet. Eine unter Verschluss gehaltene Umfrage im Auftrag der russischen Regierung veröffentlichte Meduza:
Nach den Ergebnissen derselben Umfrage sind in der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen 56 % für ein Ende des Krieges und nur 19 % für eine Fortsetzung. Unter den Russen im Alter von 25 bis 34 Jahren unterstützen 43 % das Ende des Krieges und 41 % die Fortsetzung der Feindseligkeiten. Im Allgemeinen gilt: Je älter die Befragten, desto mehr unterstützen sie den Krieg. Unter den Befragten über 60 Jahren sprachen sich beispielsweise 72 % der Befragten dafür aus, die Invasion fortzusetzen.
Der Krieg entlarvt auch die technische Rückständigkeit Russlands - über ein Jahrzehnt beglückten die russischen Staatsmedien ihre Leser mit Sensationsmeldungen aus der Rüstungsindustrie. Die unüberwindbaren Panzer, die hyperschnellen Raketen, die U-Boote, die nicht zu orten wären usw sollten den technischen Fortschritt der Industrie zeigen.
Der Krieg zeigt - alles Makulatur. Russland ist im technischen Bereich im letzten Jahrhundert stecken geblieben. Von jenen Wunderwaffen keine Spur, man führt Krieg wie vor 40 Jahren mit Gerätschaften aus dieser Zeit. Und Drohnen bezieht man vom Iran...
Der Krieg wird enden - die Bedingungen wird nicht Moskau stellen.