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  • Hollerido

90 Beiträge seit 07.05.2023

Re: Professorale Weisheiten

stobar schrieb am 19.05.2023 12:00:

Hollerido schrieb am 19.05.2023 09:18:

Da werden viele Analysen und professorale Weisheiten vorgestellt, die ich oft uneingeschränkt nachvollziehen kann. Ich bin dennoch bestürzt darüber, wie wir sehenden Auges überhaupt in diesen Konflikt kamen. Alle die politisch bis fünf zählen können wussten: das militärische Pimpen der Ukraine mit 5 Milliarden Dollar Waffen in den Donbass-Konflikt würde diesen eskalieren lassen, die Russen werden die Ukraine als Aufmarschgebiet von Natotruppen niemals akzeptieren und die Russen würden ihre Sicherheitsanforderungen rund ums Schwarze Meer durchsetzen, koste es was es wolle. Biden und seine Neocons haben dem Putin die gezeigte Konsequenz nicht zugetraut, sich total verrechnet und Europa wird leider von dressierten Blindfischen ohne Rückgrat und politischen Verstand beherrscht. Und die ukrainische Führung hat es nicht gemerkt, wann der Bogen überspannt wird. Die Ukraine nun einmal ein junger Staat mit ukrainischen Ukrainern und russischen Ukrainern. Und Putin hat sich verhoben, die Leistungsfähigkeit seiner Armee überschätzt, weil er erfolglos gen Kiew zog und nicht den Osten unter Kontrolle brachte. Niemand kann einen Krieg unter Brüdern machen, wenn man diesen inkonsequent macht. Jetzt müssen die Außenstehenden jedoch den kämpfenden Brüdern wieder auf die Sprünge helfen, das Richtige zu tun. Und das Richtige ist Frieden machen. Es ist falsch dem Einen oder Anderem eine Waffe in die Hand zu drücken, in der trügerischen Hoffnung, das einer von beiden das Zeitliche segnet. Das wird aber nicht passieren, allenfalls bleiben zwei Pflegefälle auf dem Schlachtfeld zurück und die Aussenstehenden müssen unendlich viel Aufwand zur Wundversorgung aufbringen. Bringt es das? Die Pfleger wissen jetzt schon, dass sie damit überfordert wären. Und das sind wir! Also müssen wir jetzt die sich prügelnden Kombattanten auseinander bringen und dies so geschickt machen, dass die Pfleger nicht selbst noch die Schnauze poliert bekommen. Dazu benötigt man nämlich diplomatisches Geschick, Kompetenz und Fairness. Ich gestehe: wenn ich dann auf das Pflegepersonal schaue...es wird mir da Angst und Bange. Aber es nützt nichts: es gibt keine Alternative, aus dem Baukasten der genannten professoralen Angebote zum Frieden, Vorschläge zur Lösung des Konflikts ernsthaft auszudiskutieren. Die Ukraine wird neutral und in der EU sein, die Russen behalten die Krim mit freiem Landzugang und ihren Kriegshafen Sewastopol und der Donbass und Luhansk werden durch UN-Truppen (Blauhelme) gesichert, entmilitarisiert und die Bevölkerung wird nach einer festgelegten friedlichen Phase befragt, ob sie einen eigenen neutralen und entmilitarisierten Staat wollen oder eine Sezession mit Anschluss wohin auch immer.

Ich fürchte, derzeit gibt es keine Neutralität mehr. Nicht einmal mehr die Schweiz hält das durch. Schon gar nicht eine völlig bankrotte Ukraine am Tropf westlicher Geldgeber. Derzeit entsteht eine neue Teilung Europas. Die war maßgeblich vom Westen gewollt, weil NATO und EU grundsätzlich nicht dazu konzipiert sind, dass Russland jemals Mitglied sein könnte. Eher fallen allerdings diese Bündnisse auseinander als ein Staat wie Russland - obwohl ja auch darauf schon spekuliert wird. Allerdings hätten wir dann ein ganz übles Staatengemisch an der Backe - dagegen war der Balkan noch ein Kinderspielplatz.

Es wurde bereits Gorbatschow klar mitgeteilt, dass weder die Nato noch die EU für Russland offen steht. Zu dominant wäre Russland in der EU geworden. Das rechtfertigt aber keine unfaire Behandlung wie seit drei Jahrzehnten gegen Russland praktiziert. Die EU wird zukünftig ein übles Staatengemisch an die Hacken bekommen und die Aufnahme der Ukraine wird besonders schlimm sein, weil die Führung total korrupt ist und man bekanntlich einem nackten Mann nicht in die Taschen greifen kann. Aber das ist der Preis für Europa überhaupt Frieden zu bekommen. Denn sonst gäbe es nur eine schleichende Eskalation bis zum Schlimmsten. Mit der Ukraine in der NATO hätte diese immer eine scharf gemachte Handgranate in der Hand. Soviel Dämlichkeit traue ich weder Biden, Macron noch Scholz zu. Und ich bin überzeugt: Neutralität wird wieder in Mode kommen, sogar für Deutschland.

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