Während der Euromaidan-Proteste 2013/2014 hat das ukrainische Volk klar zum Ausdruck gebracht, daß es die europäische Integration der Ukraine wünschte und den pro-russischen Kurs des Präsidenten Janukowytsch ablehnte. Am Ende flüchtete Janukowytsch und eine neue, freiheitlich orientierte Regierung konnte in Kiew gebildet werden. Doch Rußland nutzte das vorübergehende Chaos aus, um die Krim zu annektieren und Terroristen in die Ostukraine zu infiltrieren.
Das war die erste Provokation. Der friedlichen Ost-Erweiterung der EU wurde durch brutale Gewalt ein jähes Ende bereitet. Putin trat die europäischen Werte mit Füßen und zeigte deutlich, daß für ihn nur blanke Machtausübung zählt.
Die zweite Provokation fand Anfang 2022 statt, als Rußland zu einem erneuten Angriff auf die Ukraine ansetzte. Rußland hat kein Recht, von der NATO einen Verzicht auf die Aufnahme neuer Mitglieder zu verlangen. Seit 2008 bestehende Pläne für einen NATO-Beitritt der Ukraine und von Georgien können daher nicht als Rechtfertigung für einen Angriffskrieg dienen.
Es ist nicht der Westen, der Rußland mit seiner Freiheit und Offenheit provoziert. Es ist Rußland, das unverhohlen gegen die regelbasierte Ordnung verstößt und so den Westen provoziert. Der Vorschlag, daß der Westen den Konflikt durch die Aufgabe der eigenen Werte hätte verhindern können, ist einfach nur idiotisch. Appeasement ist keine Lösung. Wenn die Amerikaner vor 80 Jahren so gedacht hätten, dann hätten sie nicht 1945 Nazi-Deutschland besiegt.