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  • Ignoramus-et-Ignorabimus

mehr als 1000 Beiträge seit 07.11.2017

Wenn Imperialisten sich die Welt ...

... schön saufen, kommen Artikel wie der von Sachs zustande. Und dabei ist es eigentlich egal welche 'Weltmachtinteressen' die sich gerade zu eigen machen. Der Grundgedanke ist schliesslich immer derselbe. Die gerade gepushte 'Weltmacht' hat ein Gott gegebenes Recht auf Einflussphären, sprich über die Geschicke der Nachbarstaaten mit zu entscheiden. Und Konflikte entstehen dann daraus, dass sich die 'Weltmächte' über das Ausmass ihrer jeweiligen Einflussphären ins Gehege kommen.

Im Grunde ist das ein Politikansatz aus dem 19. Jahrhundert als diese Einflussphären durch die europäischen Grossmächte noch weltweit in Form von Kolonien verhandelt wurden. Und ähnlich argumentieren dann ja auch deren fossile Vertreter heutzutage. Es wird gejammert über die Übergriffigkeit der anderen 'Weltmächte' und man versucht den 'Platz an der Sonne' zu restaurieren. Zur Not dann eben mit Waffengewalt.

So ganz zwanglos funktiniert dieser Erklärungsansatz dann aber doch nicht mehr. Deshalb muss man ihn sich eben schön saufen. So kann man vergessen, dass in Europa das Ergebnis zweier Weltkriege und eines Kalten Kriegs war, dass man sich auf eine gemeinsame Basis auf Grundlage der Souveränität und territorialen Integrität der Staaten verständigt hat. Festgehalten in der Schlussakte von Helsinki und der Charta von Paris. Da sind Einflussphären nicht vorgesehen.

Dieser Respekt vor der Souveränität von Staaten ist beispielsweise in der EU bis zum Preis der eigenen Handlungsunfähigkeit verankert. Da kann durch das Einstimmigkeitsprinzip vieler Entscheidungen im EU-Rat ein Land wie Malta mit einer halben Million Einwohner im Prinzip Entscheidungen der restlichen 450Mio Einwohner blockieren.

Auch tunlichst ausblenden beim Stehenbleiben im vorletzten Jahrhundert muss man dann noch, dass die Nato kein Staat ist, sondern eine Organisation, deren Mitglieder sowohl eigene Interessen haben, als auch verfolgen. Das einzig gemeinsame Interesse ist, sich gegenseitig zu schützen. Eine 'Weltmacht' ist das nicht.

Also liebe Mearsheimers, Kissingers, Sachs's, Putins und eure Brüder im Geiste dieser Welt, lasst mal die Finger eine Weile von den Drogen, und erinnert euch daran, dass es gute Gründe, ja Abermillionen gute Gründe dafür gab, euer imperialistisches Denken in die Tonne zu treten. Und das es eure Generation war, die die Grundlagen für ein friedliches Zusammenleben in Europa gelegt hat.

Wenn euch jetzt also die verklärten Erinnerungen an ein goldenes imperialistisches Zeitalter überkommmen, wird's Zeit, sich einzugestehen, dass es sich nur um einen altersbedingten Schwindel des Gedächtnis handelt, und das es Zeit wird in den wohlverdienten Ruhestand zu gehen, die Sonne zu geniessen und ansonsten die Klappe zu halten.

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