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  • lwdragon

mehr als 1000 Beiträge seit 11.02.2000

Es geht doch hier um die Verweigerung der Anpassung!!!

Also, nochmals gaaanz langsam, warum das Kopftuch im Öffentlichen
Dienst bei uns nicht erlaubt werden sollte! (Ausnahme, muslimischer
Religionsunterricht!)

Jeder wird mir doch sicherlich zustimmen, das es in sich geschlossene
Kulturkreise gibt, es gibt eine Paarkultur, Familienkultur,
Stadtkultur, usw...

Und wenn Du in einem (ehmaligen) Sozialistischen Land wärst und
würdest Deinen Parteigenossen begrüßen, dann wäre das "normal".
In südlichen Länder wurde man sich umarmen, in Japan verbeugen, und
bei uns gibt man sich die Hand.

So, und wie lautet nun die Regel? Ganz einfach, mache das, was in dem
Kulturkreis als gute Sitte und Anstand gilt, wo Du zu Gast bist:

Beispiele:

Komme ich in ein Haus, wo Rülpsen und Pupsen beim Essen die Regel und
anerkannt sind, dann mache ich das auch! Weil womit bekunde ich den
Respekt und Achtung von einer anderen Kultur, indem ich mich ihrer
mit gewissen Regeln (solange sie mich nicht behindern in meiner
Entfaltung und Menschenwürde oder anderes).
Als gesunder und verständiger Mensch breche ich mir keinen ab, wenn
ich beispielsweise dann die Kleidung und einige Verhaltensweisen mal
kurzweilig anpassen muß, das scheint aber gerade bei dieser Frau eben
so zu sein!

Und in dem Moment, wo man auf seine Verhaltensweise unbedingt
besteht, zeigt das deutlich, daß man eben nicht bereit ist, sich
anzupassen. Ein wirklich gläubiger Mensch trägt den Glauben in seinem
Herzen, und muß dies nicht äußerlich durch so ein scheiß Kopftuch
demonstrieren, was ist das bitte schön für ein Glaube, der auf so
einer Nichtigkeit besteht?

Und man kann mir nicht erzählen, daß alle Frauen bei unserem
Kulturkreis immer gleich sexuell angemacht werden, wenn sie kein
Kopftuch tragen, also, was hat dann bitte schön das Kopftuch für
einen Sinn? Es ist in meinen Augen eine provokante Demonstration
einer Glaubensrichtung, die nun mal, berechtigt oder nicht, gewisse
Assoziationen anhand vieler belegten Beispiele und täglichem Erleben
hervorrufen. In dem Moment, wo man die mächtige Wirkung dieses
Symboles versteht, dann würde ein wirklich emanzipierter Mensch auf
dieses Symbol verzichten. Tut er es nicht, ist das eine Trotzhaltung,
die dem Niveau einen Kindes entspricht (weil man will ja unbedingt
recht haben und sich was beweisen).

U.a. arbeite ich seit einigen Jahren psychotherapeutisch und verstehe
da etwas von Verhaltensmustern, Gruppendynamiken usw., und letztlich
kommt es darauf an, wie sich Menschen untereinander verhalten, da ist
dieses ganze Kulturgeschwätz eh von geringen Belang. Wie begegnen
sich Menschen untereinander, auf was achten sie und auf was nicht?
Und es nützt alle Gutgläubigkeit nichts, wenn ich mit meinem
"vermeidlich richtigem" Verhalten dem anderen vor den Kopf stöße! Und
ich sehe das knallhart, da wo ich Gast bin, habe ich mich so zu
verhalten, daß ich den Gastgeber nicht verärgere! Kann ich das nicht,
dann habe ich dort nichts verloren!

Und wenn mehrer unterschiedliche Kulturen wie bei uns aufeinander
treffen, dann sollte man den "kleinsten" gemeinsamen Nenner finden,
und sich eben nicht voll indivuduell ausleben. Wo ich die Mehrheit
störe, halte ich mich zurück. Was ist daran bitte schön nun das
Problem? Wenn man etwas von Gruppenprozessen und komplexen Systemen
verstehst, dann weißt man auch, je komplexer ein System wird, um so
mehr Regeln sind nun mal notwendig, weil die individuelle Absprache
einfach nicht mehr möglich ist. Sicherlich gibt es Regeln und
Verhaltensweisen, die sinnvoll und weniger sinnvoll sind für
Individuen, aber dafür sind wir nun mal eine Demokratie, und wir
versuchen es allen Recht zu machen.

Kultur kann man, wie hier einige richtig formuliert und bemerkt
haben, oft nicht genau abgrenzen. Und es mag sicherlich so  sein, das
sich die Frage stellt, wo gehört was dazu. Aber dann gilt das
einfache, was ich oben geschrieben habe. Und privat darf doch jeder
machen, was er will. Es geht einfach und schlicht darum, was mache
ich, wenn ich im Aufrag einer Firma/Instituition unterwegs bin? Dann
habe ich die Regel zu befolgen, die mir mein Arbeitgeber vorschreibt,
ansonsten muß ich dann die Arbeit wechseln. Und wenn mir meine Firma
Anzug und Kravatte vorschreibt, weil ich mit großen und alten Firmen
zu tun haben, dann mache ich das, ohne damit ein Problem zu haben.
Und bin ich in einer Heavy-Metal-Band, trage ich dann auch das
entsprechende Outfit, weil es dort angemessen und angebracht ist. Ich
hätte auch kein Problem als Atheist, wenn ich in einer jüdischen
Andacht so ein Käppie trage, oder in der Kirche mit aufstehen, wenn
alle aufstehen, und nicht einfach sitzen bleibe. Da kann der einzelen
Toleranz, Achtung und Respekt vor einer Gruppe und Gemeinschaft
zeigen, und nicht, wie immer umgekehrt gefordert wird, daß die Gruppe
und Gemeinschaft Toleranz dem anderen zeigen muß.

Je größer der Umkreis ist, in dem man sich bewegt bzw. bewegen muß,
umso umsichtiger sollte sich jeder verhalten, um anderen nicht zu
belästigen oder zu stören! Dazu sollte man sich so verhalten, wie es
in dem Kulturkreis ganz und gäbe ist. Ich weiß wirklich nicht, was
daran so schlimm sein sollte.


Und wer das jetzt immer noch nicht verstanden und kapiert hat, dem
ist wirklich nicht zu helfen.
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