in der Forumsgemeinde, besonders auch bei jenen, die einen ständigen Wohnsitz im Forum bezogen haben, sind verständlich. Immerhin bezichtigt er uns als Kommentatoren unverblümt des Wahnsinns.
Aber, um mit Goethe zu sprechen:„Wer sich nicht selbst zum Besten haben kann, der ist gewiss nicht von den Besten" (sinngemäß). Und, irgendwie geht darauf kaum einer ein, jedenfalls habe ich so was nicht gelesen, schließt er in seine Betrachtung des Kommentieren als pathologische Erscheinung, die Kommentierten, die eigentlichen Textproduzenten mit ein. Das ist OK so. Unterhaltsam und amüsant ist es auch und das Phänomen ist im Kern lustig beschrieben. Dass unsere Fähigkeit, über uns selbst zu lachen, nicht sehr ausgeprägt ist, sollte man nicht dem Autoren vorwerfen.
Gegen Kritik immunisiert er sich in sehr prinzipielle Weise, in dem er den Anspruch des virtuellen gesamtgesellschaftlichen Kommentatoren, es besser zu wissen als der jeweilige Autor, als Symptom dessen Wahns beschreibt. Wie oft kommt man zur gleichen Feststellung, wenngleich natürlich nur bei andren. Wir selber, also jeder für sich, haben ja Recht und wissen es besser. Klar doch.
Also in Kenntnis der Diagnose des geschätzten Autoren und seiner (verbalen) Unerreichbarkeit durch einen Kommentatoren am Rande des Wahns: er hat Unrecht. Und das meine ich ernst. Das amüsant analysierte Phänomen ist natürlich kein neues. Menschen, seit sie über Sprache und damit Gedanken verfügen, bewerten alles was sie erfahren und erleben. Immer und ohne Unterbrechung. Sie reflektieren darüber und tauschen sich miteinander aus. Sie stimmen zu, lehnen ab, werden wütend, freuen sich. Neu ist nur, dass durch das Netz jede Stimme potentiell hörbar wird. Das war seit tausenden Jahren Privileg der Herrschaften, kommuniziert durch ihre Priester, Pfaffen, später durch ihre Medien. Die meisten kennen den Spruch von Sethe: "Pressefreiheit (Meinungsfreiheit) ist die Freiheit von 200 reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten…"
Es ist absehbar, dass sie alles, wirklich alles tun werden, um diesen Zustand wieder zurück zu bekommen. Und ich erwarte übrigens, dass sie es schaffen werden.
Wir alle leben unter Zuständen , deren Verfassheit wir nicht selber bestimmt haben, die wir nicht mal in messbare Größe verändern können. Wir haben alle, jedenfalls die reflektierteren von uns, eine Idee, wie wir sie uns wünschen und eine Idee davon, dass es nichts gibt, womit das erreicht werden könnte. Diese politischen Optionen, an deren Existenz der Autor glaubt, wie er am Ende seines Textes schreibt - es gibt sie nicht. Wir haben als Individuen nicht mal die Fähigkeit, den Frieden als grundlegende Existenzbedingung zu erhalten. Das ist nicht schön, aber das ist so.
Aus dieser Ohnmacht heraus bleibt kaum mehr, als einen wütenden, traurigen, klugscheißerischen, aufgeregte, wichtigtuerischen......Kommentar zu schreiben. Und ja, man könnte es auch lassen.