rhytidiadelphus schrieb am 28.03.2023 12:04:
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... aber es sind schon die "normalen" wirtschaftspolitischen Erwägungen, die - siehe z.B. Verkehrspolitik - dazu führen, die Klimafrage hintanzustellen. Der Krieg ist die Fortsetzung der - vor allem wirtschaftlichen - Staatenkonkurrenz mit anderen Mitteln.
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Gutes Stichwort.
Keine Frage, in der Verkehrspolitik ist extrem viel zu tun.
Selbst unter Berücksichtigung der kapitalistischen Staatenkonkurrenz halte ich das Konzept unserer Regierung für klimapolitischen Etikettenschwindel.
Es würde eine (sinnvolle) Generationaufgabe darstellen, den Individualverkehr zumindest zum Teil durch ein angemessenes ÖPV-Konzept zu ersetzen. Soweit sichtbar, sind da nicht mal Konzepte in Vorbereitung.
Aber auch die Maßnahmen im Individualverkehr erscheinen widersinnig und kaum mit den Erfordernissen des ausgerufenen Klimanotstands erklärbar.
Ein Auto verbraucht zu seiner Herstellung etwa soviel Primärenergie wie während seiner ganzen Betriebszeit. Jetzt auf Biegen und Brechen so schnell wie möglich alle Verbrenner durch eMobile zu ersetzen, reduziert also weder Ressourcenverbrauch noch CO2-Emissionen, sondern treibt sie sogar noch an. Um so mehr, wenn man nicht von vorneherein etwas an den wesentlichen Faktoren für den Energieverbrauch im Betrieb ändert: Fahrzeuggewicht und gefahrene Geschwindigkeit.
Solange sich die Politik nicht mal auf das, ohne jede Belastung für den einzelnen realisierbare, Tempolimit einigen kann, glaube ich nicht mal ansatzweise, dass es bei den vorgeschlagenen Maßnahmen ums Klima oder die Umwelt geht. Es ist nicht weniger als typische, kapitalistische Wirtschaftsförderung mit einem auf's Alarmistische gedrehten Konsumanreiz.
Strom wird, allen Beteuerungen von Herrn Habeck zum Trotz, noch viele Jahre knapp bleiben - sei es, weil Speichermöglichkeiten fehlen, sei es, dass das Stromnetz erst an die Anforderungen angepasst werden muss, sei es, weil einfach nicht genug Strom produziert werden kann. Dasselbe gilt voraussichtlich für fossile Brennstoffe. Warum also nicht von vorneherein möglichst energiesparende Lösungen begünstigen, indem man z.B. die Besteuerung am Fahrzeuggewicht orientiert und sehr schwere PKW unerschwinglich macht?
Das hätte dann auch noch den Vorteil, dass die überschweren, ressourcenverschwendenden, spritfressenden SUV als erste von den Straßen verschwinden - egal, wie sie angetrieben werden.
Wenn's denn wirklich um Primärenergieeinsparung im Verkehrssektor ginge, wäre vermutlich am meisten gewonnen, wenn man Anreize schafft und Druck ausübt, dass die vorhandenen Fahrzeuge möglichst lange genutzt werden.
Das jetzt beschlossene Verbrenner-Aus kann man in diese Richtung interpretieren: Die Fahrzeugbesitzer werden ihre fahrbaren Untersätze voraussichtlich in Zukunft behandeln wie ein rohes Ei und jede denkbare Möglichkeit nutzen, um die Nutzungsdauer zu verlängern. Die Kosten bleben beim Einzelnen - sinnvoll wäre es, wenn man auch die Hersteller hinsichtlich der Fahrzeuglebensdauer der Bestandfahrzeuge in die Pflicht nehmen würde (z.B. Ersastzteilversorgung, technische Upgrades).
Das ist nicht mal angedacht.
Das, was uns als "Klimapolitik" verkauft werden soll, ist in allererster Linie eine Politik zur Wirtschaftsförderung, die private Haushalte mit grünen Scheinargumenten zur Kreditaufnahme motivieren soll.
Und möglicherweise spielen auch noch dieselbe bellizistischen Autarkieüberlegungen eine Rolle, die schon vor 90 Jahren en vogue waren.
microB