Porcupine17 schrieb am 17.05.2022 08:30:
Es sind sehr oft die kleinen, vergessenen Leute, das eine kleine Rad von hunderten im Getriebe, das sich nicht so dreht wie es soll, welche einen großen Einfluss auf die Geschichte haben können. Sowohl im Guten wie auch im Schlechten.
Als Gegenbeispiel zu Petrow sei Lieutenant Kermit Tyler erwähnt, auch um zu zeigen welches Risiko Petrow mit seiner Entscheidung einging. Tyler war am 7. Dezember 1941 der Offizier vom Dienst in der Luftüberwachungszentrale von Hawaii. Als die Radar-Station Oahu eine große Menge Flugzeuge mit Kurs auf die Insel meldete entschied er sich die Meldung zu ignorieren, obwohl die Radarstation darauf bestand das könnten nicht die paar B-17 aus den Staaten sein. Aber so wie Petrow sich nicht vorstellen konnte das die USA einen Angriff auf die Sowjetunion mit einer einzelnen Rakete starten würden, so konnte sich Tyler nicht vorstellen das irgendjemand einen massiven Angriff auf Hawaii starten würde...
https://en.wikipedia.org/wiki/Kermit_Tyler
Wenn ich die Geschichte über Kermit Tyler lese, dann beschleicht mich der Eindruck, dass er gar nicht fähig war, die Lage in irgendeiner Weise korrekt einzuschätzen.
Als Gegenbeispiel zu Petrow würde ich Tyler daher nicht sehen. Während Petrow 1983 bereits mehr als 10 Jahre Erfahrung mit den Systemen der Raketenabwehr hatte, war Tyler neu auf dem Posten. Nach einer Untersuchung durch ein Naval Board of Inquiry im August 1942 wurde ja auch festgestellt, dass Tyler mit wenig oder keiner Schulung, ohne Aufsicht und ohne Personal, mit dem er arbeiten konnte, dem Informationszentrum zugewiesen worden war.
Während 1983 als heroische Tat von Petrow gesehen werden kann, der die Lage auf Basis seiner Erfahrungen korrekt einschätzen konnte, war Hawaii vielmehr ein Systemversagen des US-Militär. Tyler würde ich seine Entscheidung, die Meldung nicht weiterzugeben, und die daraus resultierenden Folgen nicht ankreiden. So entschied es später ja auch die US-Untersuchungskommission.