Statt sich auf die (wenigen vorhanden) Quellen zu beziehen, macht der bemühte Interpret seine Argumentation an Autoren fest, die Pilatus als literarische (vielleicht auch als allegorische) Figur für ihre jeweiligen Konstrukte zu diversen (praxeologischen) Themen (missbrauchen) heranziehen.
Der römische (Kolonial-) Beamte Pontius Pilatus hat nachweislich eines archäologischen Fundes tatsächlich als römischer Statthalter in Judäa einige Jahre amtiert. Die Provinz Judäa gehörte zu dem Verwaltungsbereich Syrien. Dem war auch jener Pontius Pilatus untergeordnet. Wir müssen uns ihn also als eine (Führungs-) Person in einer untergeordneten Position vorstellen.
Was uns von diesem römischen Beamten (außerhalb der Evangelien) berichtet wird, zeigt allerdings ein wenig freundliches Bild. Danach handelt es sich um eine Person, die durch Willkür und Brutalität hervorstach. Nach diesbezüglichen jüdischen Beschwerden hat ihn dies wohl auch seinen Job gekostet.
Man kann vielleicht einigen (sog.) Philosophen zugutehalten, dass sie eine literarische Figur der Explikation Ihrer Ideen zugrunde legen, aber dies verschafft der gewählten Figur keine historische Faktizität. Es bleibt eine literarische Figur.
Ein Journalist, der eine solche literarische Figur als historisch „bare Münze“ nimmt, hat wohl die Ebenen der Diskussion etwas verwechselt. Wenn er in diesem Bereich weiter arbeiten (schreiben) will, sei ihm doch eine etwas eingehendere Beschäftigung mit der Methodik der historisch-kritischen Textanalyse empfohlen.