Wollen wir wirklich Menschenleben in Geld aufwiegen? Bei Flugzeugunglücken u.ä. ist das anders, weil die betroffenen Familien jetzt die Hilfe brauchen, weil z.B. das Einkommen wegfällt und man im schlimmsten Fall ganz schnell auf der Straße sitzen würde.
Die Diskussion, ob die Bundesrepublik Rechtsnachfolger des Deutschen Kaiserreiches ist, ist juristische Plänkelei, weshalb es nicht nur keine eindeutige Beantwortbarkeit gibt, die Diskussion ist auch nicht zielführend. Letzteres ist auch einer der Gründe, warum sie überhaupt geführt wird. Die deutsche Sprache ist hinsichtlich "Verantwortung" interessanterweise recht aufschlussreich. Man kann jemanden zur Verantwortung ziehen, wozu den Betroffenen aber ganz offensichtlich die militärischen finanziellen und auch sonstigen Druckmittel fehlen. So liegt es letztendlich bei uns, ob wir eine Verantwortung ablehnen oder übernehmen wollen.
Die Menschen heute haben selbstverständlich nichts mehr mit dem vor 100 Jahren "passierten" also den damals verübten Verbrechen zu tun. Hier nicht und dort auch nicht. Heißt das, dass wir keine Verantwortung haben? Nein, natürlich nicht. Wir haben sie immer noch, wenn auch indirekt und nach so vielen Jahrzehnten eher in einem allgemeinen Sinn. Das bedeutet, wir könnten die historische Verbindung zum Anlass nehmen, uns bei der Entwicklungshilfe auf dieses (geographische) Gebiet zu konzentrieren. Dass Entwicklungshilfe notwendig ist, wird wohl keiner bestreiten und dass ein Abbau der wirtschaftlichen Unterschiede auf lange Sicht uns allen in menschlicher, gesellschaftlicher und nicht zuletzt auch wirtschaftlicher Sicht zugute kommt, ist auch logisch. Darüber hinaus ergibt sich durch die Wirtschaftspolitik der Industrienationen auch eine direkte Verantwortung, aber das ist ein anderes Thema.
Das Problem des oben Geschriebenen liegt bei "auf lange Sicht", denn darauf wollen sich heutzutage weder Wirtschaft noch Politik einlassen. Man agiert vollkommen visionslos und nur noch die Quartalszahlen, die nächste Hauptversammlung, die kommende Wahl"veranstaltung" oder erfolgreiche Lobbyarbeit als Vorsorge für den späteren Übergang in die Privatwirtschaft im Blick.
Gleiches trifft auf die Entwicklungshilfe zu, denn auch da gibt es keine längerfristige Kontrolle des Erreichten. Geld für einen Schulbau ausgegeben? Ok. Aber ob diese auch längerfristig genutzt wird, ob es ausgebildete Lehrer und Lehrpläne gibt, ob und wie die potentiellen Schüler zur Schule kommen können oder der Weg viel zu weit ist oder sie doch weiter ihren Beitrag zum familiären Einkommen leisten müssen bzw. Ihnen wegen religiösen oder anderen Vorstellungen der Schulbesuch ganz verboten wird, das interessiert keinen mehr. Denn der "Erfolg" wird hauptsächlich an Zahlen, die die ausgegebene Geldsumme widerspiegeln, gemessen.
Obiges trifft auch nur für den Fall zu, dass überhaupt derartige zivile Aufbauhilfe geleistet wird. Doch mit welcher Naivität, man könnte auch sagen Blödheit, tatsächlich agiert wird, zeigt die "Lehre", die der Leiter eines Militärcamps der Bundeswehr in Mali aus dem Afghanistaneinsatz zieht: "die wesentliche Lehre, die wir (nach 15(!) Jahren Militäreinsatz) gezogen haben, ..., es geht nicht nur mit militärischen Mitteln". Das kommt u.a. davon, wenn man blind dem großen Bruder USA folgt und es bei dem Versuch belässt, ihm alles nachzumachen. Eines der wenigen Länder, die es nach einer Militärintervention geschafft haben, eine recht stabile Gesellschaft aufzubauen, sind die Vietnamesen. Aber die haben es es nicht wegen dieser geschafft, sondern weil diese gescheitert ist und nicht anschließend von einer neuen abgelöst wurde.
Weltspiegel: "Mali: Frieden schaffen mit Waffen?"
> http://www.ardmediathek.de/tv/Weltspiegel/Mali-Frieden-schaffen-mit-Waffen/Das-Erste/Video?bcastId=329478&documentId=35203920
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (22.05.2016 06:25).