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  • Niccus

947 Beiträge seit 27.06.2005

Ochchch, schon wieder diese These von "alle wollen nur Geld machen"

Wenn wirklich alle Leute nichts anderes wollen als Geld zu machen, warum werden dann nicht alle Banker oder gleich Verbrecher?

Das ist so eine eingeengte Weltsicht, die einfach am Leben vorbei geht. Da-könnt'-isch-misch-drüber-aufreschen!

Aber halt: Ich finde den Artikel schon gut. Manchen Aspekt hatte ich bislang nicht im Blick. Es war ein Gewinn, das zu lesen.

Nur der Artikel zeugt auch von einer etwas verzerrten Weltsicht, die meiner Erfahrung nach den meisten Linksintellektuellen anhaftet, und wo ich regelmäßig Bluthochdruck bekomme:

Niemand macht etwas nur aus einem einzigen Grund heraus. Und oft kennt er den Grund gar nicht, warum er etwas macht.

Klar, Firmen oder Einzelpersonen wollen Geld verdienen. Aber sie wollen vielleicht auch noch ganz andere Dinge, die damit gar nichts zu tun haben. Und die Motivationslage wandelt sich auch im Laufe eines Lebens, ja selbst im Laufe einer Firmengeschichte. In jungen Jahren will man vielleicht Arzt sein und armen Kindern in der 3. Welt helfen. Dann wird man erwachsen und weiß nicht, wie man die teuren Leasingraten für den SUV und die teure Waldorfschule bezahlen soll. Tja, da fängt man dann an, "Kompromisse" zu machen.

Oder überhaupt: Auch jenseits von Geld muss die Motivation keineswegs edelmütig sein: Man denke an Dov Charney mit seiner Vorliebe für ausgezogene Models oder Harvey Weinstein für Stars und Sternchen. Nur um mal Einzelpersonen nennen. Deren Motivationslage war bestimmt nicht nur auf Geld hin gerichtet, als sie noch das Sagen hatten in ihren Firmen. Im Gegenteil: Sie haben alles riskiert für ihre abartigen Neigungen.

Was ich sagen will: Die simple Welterklärung eines "Homo Oeconomicus", die offenbar auch in linken Kreisen unbemerkt zu Hause ist, also "Die bösen Kapitalisten machen alles nur wegen Geld", hilft einfach nicht weiter, wenn man wirklich verstehen will, warum die Gesellschaft so ist, wie sie ist, und wie man sie zum Wohle aller verbessert.

Die Welt ist kompliziert. Und wer glaubt, durch Vereinfachungen die Welt besser zu verstehen, wird vermutlich irre gehen.

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