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  • DasKleineDummerchen

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Re: Wird hier Wille mit Nachahmung verwechselt?

Jörg Friedrich schrieb am 15. Januar 2015 09:54

> Es geht an der Stelle um die Frage, woher die Ziele des Willens
> kommen. Meine Antwort lautet, dass sie durch Prozesse in der
> Gemeinschaft bedingt sind. Sie sind einerseits durch Beobachtung des
> Handelns anderer angeregt. Das heißt nicht, dass der Mensch einen
> anderen bloß nachahmt. Aber durch das, was andere tun und was unsere
> Begeisterung auslöst, wird entsteht eine Anregung zur eigenen Tat.
> Andererseits werden solche Ziele auch in der Gemeinschaft, im
> Netzwerk, reflektiert, diskutiert und bewertet. Da der Mensch nach
> Anerkennung strebt, will er Taten vollbringen, die andere
> beeindrucken. Das eben beschreiben auch schon die Dichter, etwa
> Schiller im "Taucher" oder in der "Bürgschaft" und das hat sich bis
> heute nicht geändert, wenn wir z.B. mit Freunden übers Marathonlaufen
> sprechen.

Nunja, Beobachtung spielt sicher bei vielem eine Rolle, aber die
Ergebnisse der Beobachtung dienen doch eher dem Nachahmen, bei
Herdentieren wie dem Menschen. Nur selten führt die Beobachtung dazu
das man aufgrund der Beobachtung andere Wege geht. Und aus meiner
Sicht zeigen eigentlich nur jene einen Willen, die nicht der
Nachahmung verfallen, sondern aus der Beobachtung des Fehlenden, das
Fehlende zur Gesellschaft hinzufügen. Um dies zu tun benötigen sie
einen Willen. Einen starken. Möglicherweise mag es irgendwann und
irgendwo eine Belohnung oder Anerkennung dafür geben. Aber das ist
m.E. nie die Triebfeder eines Willens der handelt. Beispiele
gefällig:

Als ich Zivildienst machte lernte ich einen Arzt aus Afghanistan
kennen, der aufgrund einer fehlerhaften Operation ein verkürztes Bein
hatte. Er hat einen langen und mühevollen Weg auf sich genommen und
ist dann, in hohem Alter, Chefarzt in dem Krankenhaus geworden,
allerdings war er viel viel früher ein fähiger Chirug der selbst
schwierigste Fälle in den Griff bekommen hat. Seine Motivation war,
dass niemandem das zustossen sollte, was ihm passiert ist. Zwar hat
er eine Belohnung bekommen, aber die war nie Ziel seiner Handlungen,
nur etwas über das man sich dann etwas freuen kann.

Oder wenn ich an meinen Weg denke, als Non-Konformist und Autodidakt,
habe ich gegen die Ansichten meiner Familie einen harten und langen
Weg gehabt, der mittlerweile aufgrund der geschaffenen Fakten auch
von meiner Familie als positiv wahrgenommen wurde. Mein Wille war
bestimmt durch den Punkt, dass ich meinen Eltern beweisen werde, dass
sie falsch liegen. Das es auch andere Wege gibt. Also im wesentlichen
war hier die Triebfeder Trotz.

Starker Wille braucht einen starken Antriebsgrund, braucht
Widerstände und den Willen sich Widerständen stellen zu wollen.
Beobachtung ist das genauso nebensächlich wie Anerkennung. Menschen
mit einem starken Willen bekommen Anerkennung sowieso erst, wenn sie
diese nicht mehr benötigen. Warum sich damit aufhalten?

Liebe Grüsse

das kleine Dummerchen


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