Bemerkenswerte Geschichte, geradezu eine Art veranschaulichendes Beispiel vor dem Hintergrund des gestern publizierten Artikel.
Gerade in der Hochkultur ist kulturelle Aneignung weitverbreitet. Impressionismus, Expressionismus und die klassische moderne Malerei haben ganz erhebliche Bereicherungen durch Anregungen aus Afrika, Asien und der Südsee erfahren.
Ein Link in dem Artikel ordnet Amo's Dissertation "Über die Unbeweglichkeit des menschlichen Geistes" als "ontologisch kartesianischer als Descartes" ein, und ich meine folgendes Zitat liefert Hinweise auf eine Bereicherung der Philosophie.
Für Descartes interagieren und vermischen sich Geist und Körper, die unterschiedliche Substanzen sind, in der Zirbeldrüse und erzeugen so die Leidenschaften der Seele. Amo antwortet mit einem „Nein“. Für Amo sind ontologisch unterschiedliche Substanzen notwendigerweise unterschiedlich. Folglich gehört das Empfinden notwendigerweise zum Körper, denn ohne Körper kann man nichts empfinden. Zwischen Geist und Empfindung besteht eine Unempfindlichkeit, denn der Geist ist immateriell und Empfindungen müssen notwendigerweise auf etwas Passives und Materielles (den Körper) erfolgen, was bedeutet, dass Empfindungen immer nur durch den Körper wahrgenommen werden und auf ihm erfolgen können.
Hier erlebt man den Erfolg von Amos Kritik und eine einzigartige Verbesserung von Descartes’ Geist-Körper-Interaktion; doch die Geschichte der Philosophie hat Amo scheinbar vernachlässigt und er ist in den Werken seiner Zeitgenossen, die ihn gekannt haben müssen – der afrikanischen Lehrphilosophie im Europa des frühen 18. Jahrhunderts –, fast nicht existent. Die heutige philosophische Gemeinschaft hat die Macht, diese und zukünftige kontextuelle Versäumnisse zu korrigieren, indem sie die Definition von kanonisch und philosophisch erweitert.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (25.12.2024 16:00).