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3 Beiträge seit 23.02.2003

Ich war dabei

Was in dem Artikel von Katja Schmid fehlte:

Horst Mahler hatte sich ganz offiziell angemeldet für diese
Veranstaltung. Also mindestens Veranstalter Ronald Thoden hätte ihn
einfach ausladen oder ihm Saalverbot erteilen können. Ganz einfach,
ohne große Probleme und im Voraus.
Und der NPD-Chef war keineswegs alleine da. Neben ihm saß die
erwähnte alte, weisshaarige Frau, daneben der Bodyguard: ein bulliger
Typ mit eindeutigem Adolf-Haarschnitt und Hitler-Schnurbart in rotem
Hemd.
Als der eine Typ schrie: „Pearl Harbour, was kümmert ihr euch darum?
Ihr werdet noch nicht mal mit einem Nazi im Saal fertig. Shame on
you! Shame on you!“  brüllten etliche junge Männer mit gepflegten
kurzen Haaren und Poloshirts aus Mahlers Hintereihen: „Verpiss Dich,
Du linker Asi-Arsch!“ und „Raus! Raus!“. Ich glaube nicht, dass das
der Jargon der Verschwörungsfans war. Zumindest nicht von denen, die
sich für links halten.
Nebenbei gesagt: Schreien mussten ja auch die Redner die ganze Zeit,
so sensationell schlecht war die  Verstärkeranlage.
Insgesamt haben die "Experten" ihre noch „offenen Fragen“ über den
11. September noch einmal sehr schön wiederholt. Besonders die Pearl
Harbour Theorie hat mir sehr gefallen. Vielleicht sollte sich Andreas
von Bülow mal mit Gerloh Reisegger zusammensetzen. Der glaubt das
nämlich auch. Wer das ist? „Ein selbständiger Unternehmensberater,
zuvor Geschäftsführer eines Informatik-Unternehmens.“ Sein Buch heißt
„Wir werden schamlos irregeführt. Vom 11. September zum Irak-Krieg“
und er meint: „Amerika ist bankrott, und zwar in solchem Ausmaß, dass
damit auch das Motiv für ein zweites Pearl Harbour gefunden war.“
Auch er findet, „dass der 11. September ein Akt beispielloser
Desinformation war, um die Welt reif für `Krieg gegen den Terror` zu
machen.“
Also der könnte doch beim nächsten Mal auch auf dem Podium sitzen!
Oder wie wär´s mit ein paar anderen Autoren, die im gleichen Verlag
mit ihm publizieren? Die haben so tolle Bücher geschrieben wie „Die
Falschspieler. Amerika: die große Zumutung“. Eine „Chronik der
amerikanischen Zumutungen, anhand unzähliger Zitate und
Quellenbelege.“ Super! Das spart viel Selberdenken! Und machen wir
uns doch nichts vor: „Bevorzugtes Opfer der amerikanischen
Großmachtspolitik waren über ein Jahrhundert lang die Deutschen.“
Diese tollen Buchtipps habe ich von einem Vierfarb-Infoblatt, das
dort gestern abend freizügig verteilt wurde. Das andere Flugblatt,
leider ganz ohne Bilder, war auch nicht schlecht.
Der 11. September 2001 war demnach „eine geschichtsmächtige Täuschung
der gesamten Menschheit, um innerhalb und außerhalb der USA
Unterstützung für den militärischen Amoklauf der Ost-Küste zu
mobilisieren und dadurch diesen Kräften den III. Weltkrieg zur
Unterjochung Chinas und Russlands zu ermöglichen.“ Aha, also von der
Ostküste über Deutschland in den Osten. Die Verfasser müssen beim
nächsten Mal unbedingt mitdiskutieren! Da gäbe es wenigstens was zu
lachen. Weiterhin wird ein Fernsehkanal gefordert, auf dem die
Untersuchungen zum 11. September übertragen werden sollen. Denn „Das
deutsche Volk ist in Gefahr.“ Und „Die Septemberverbrecher und ihre
Helfershelfer auf Deutschem Boden sind zur Rechenschaft zu ziehen!“
Der Deutsche Gerichtshof quasi, täglich live auf dem brauen Kanal
(Kalauer, Kalauer). Aber doch eine tolle Maßnahme, gegen den gestern
viel Beklagten "Mainstream-Journalismus". Was ist das eigentlich
genau?
Als Internetempfehlung wurde auf dem Flugblatt übrigens auch
heise/telepolis.de angegeben.
Warum wurde in dem Artikel nicht erwähnt, dass die Veranstaltung
vorzeitig von Ronald Thoden abgebrochen wurde, „aus
Sicherheitsgründen“  - eben weil die Tumulte nicht aufhörten und die
Nazis ebenfalls rumpöbelten?
Dabei hatte Mahler natürlich „polizeilichen Personenschutz“. Zwei
Kripobeamte, die ihn dann mit Unterstützung einiger junger Herren
sicher über einen Nebenausgang hinaus brachten.
Also, ich freu ich schon auf die nächste Veranstaltung zu den
„Widersprüchen des 11. Septembers“.
Und statt ausladen- einladen! Den Horst Mahler und seine
Gesinnungsgenossen der Einfachheit halber gleich mit aufs Podium.
Denn wie sagte gestern doch jemand: Demokratie muss das aushalten.
Dann müsste man sich nur darauf einigen, wie der Feind denn nun
heißen soll: „Ostküsten-Elite“ oder „Bush-Regime“.


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