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  • DasWoelfchen

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Re: Mal wieder Stalinismus ignorieren?

Kanickel schrieb am 28.06.2024 14:39:

In dem Artikel stehen sehr viele fragwürdige bis grundfalsche Dinge. Diese alle zu widerlegen ist jedoch zu gefährlich. Dieses Mal nehme ich mir das heraus, was nicht geschrieben wurde: Stalin.

Der Kommunismus/Sozialismus der 40er Jahre, der in diesem Artikel sehr positiv behandelt, bzw. Maßnahmen zur seiner Eindämmung negativ, war der Stalinismus. Einschließlich gigantischer Säuberungen und Hungersnöte. Er war sicher besser als der Faschismus, aber für die Menschen, die unter ihm litten eine absolute Katastrophe, weil es ein sehr schlimmes und menschenverachtendes, diktatorisches System war.

Dieser Gefahr sah man sich ausgesetzt. Und folgerichtig waren z.B. die 68er-Proteste hinter dem eisernen Vorhang undenkbar. Dort wurden Proteste mit Panzern niedergewalzt. 1953, 1956, usw. usw.

Wenn man mit diesem, gesicherten Wissen, den Artikel liest, dann stoßen einem viele Dinge sehr auf. Aber wir diskreditieren gerne und regelmäßig die Maidan-Proteste. Genau wie 1953 die Proteste in Berlin als "durch die CIA gesteuert" diskreditiert wurden. Historische Parallelen.

Stalin starb bereits 1953 und sein Nachfolger Chruschtschow leitete die "Tauwetter-Period" ein. Deutschland war aber, wie man dem Artikel richtig entnehmen kann, bis 1955 nicht souverän und stand unter Militärbesatzung.
Du bist also der Auffassung, dass die 10 Jahr von Kriegsende bis 1955 unter Militärbesatzung - nebst der vehementen Bekämpfung aller moderaten sozialistischen und sozial-demokratischen Strömungen in Deutschland, allein der Existenz des Stalinismus zu verdanken sind?

Allerdings treten die entsprechenden Tendenzen in den USA, alle sozialistischen oder kommunistischen Bestrebungen zu bekämpfen, schon in der Period der "1. Roten Angst" von 1917-1920 auf und damit deutlich vor der Stalinzeit und dem Stalinismus. In dieser Zeit waren die Bemühungen allerdings auf die US-amerikanische Innenpolitik beschränkt.

In den Zeitraum der "2. Roten Angst" (1947-1957) - auf die Du dich beziehst und die auch als McCarthy Ära bekannt ist - fallen z.B. die CIA Operation TPAJAX (1953), die den demokratisch gewählten iranischen Präsidenten Mossadeqh stürzte, und die Operation PBSUCCESS (1954), die den demokratisch gewählten Präsidenten von Guatemala stürzte und dem Land einen fast 40-jährigen Bürgerkrieg gegen die meist rechtsgerichteten herrschenden Militärdiktaturen bescherte.
Beide Operationen waren mehr durch wirtschaftliche Interessen von "befreundeten Unternehmen", als durch politische/demokratische Erwägungen stimuliert.

Eine der Ursachen des Konflikts war ein 1954 vom US-Auslandsgeheimdienst CIA als Geheimoperation initiierter Militärputsch unter dem Decknamen Operation PBSUCCESS. Dabei flogen national unkenntlich gemachte US-Flugzeuge Angriffe gegen das Land. Dies führte wie geplant zum Sturz des demokratisch gewählten, bürgerlich-konservativen Präsidenten Jacobo Árbenz Guzmán und hatte eine gravierende innenpolitische Destabilisierung zur Folge.

https://de.wikipedia.org/wiki/Guatemaltekischer_B%C3%BCrgerkrieg

Die Operation PBSUCCESS (auch Operation SUCCESS) war eine 1954 vom US-amerikanischen Auslandsgeheimdienst CIA durchgeführte Geheimdienstoperation mit dem Ziel, den demokratisch gewählten Präsidenten von Guatemala, Jacobo Árbenz Guzmán, zu stürzen. Nachdem im August 1953 die Regierung Mossadegh im Iran durch die CIA Operation TPAJAX erfolgreich gestürzt wurde, war es die erste große verdeckte Operation der 1949 gegründeten CIA in Zentralamerika und wurde wegen ihres zunächst innerhalb der US-Regierung so gesehenen „Erfolgs“ zum Vorbild für weitere derartige Aktivitäten in Lateinamerika und in vielen Ländern weltweit. Ein kleiner Teil der CIA-internen, lange als Geheimsache unter Verschluss gehaltenen Akten zu der Operation, ist mittlerweile öffentlich zugänglich.

Die Aktion ging unter anderem auf das Drängen des US-Lebensmittelkonzerns United Fruit Company (heute Chiquita Brands International) zurück, der ausgedehnten Grundbesitz in Guatemala besaß und durch die von Arbenz geplante Landreform seine Interessen gefährdet sah. UFCO-Direktor Sam Zemurray gelang es dank des Propagandaspezialisten Edward Bernays, den westlich orientierten, integren Präsidenten als Kommunisten und Handlanger Moskaus zu diffamieren.[1]

Der damalige CIA-Direktor Allen Welsh Dulles war nebenbei als Rechtsanwalt und Lobbyist für das Unternehmen tätig, ebenso wie sein älterer Bruder John Foster Dulles, der ab 1953 Außenminister der Vereinigten Staaten wurde. Die CIA bildete eine Ad-hoc-„Befreiungsarmee“ von ungefähr 400 Kämpfern in Nicaragua aus und versorgte sie mit Waffen. Unter dem Befehl von Castillo Armas drang diese am 18. Juni 1954 über Honduras nach Guatemala ein. Arbenz musste daraufhin am 27. Juni 1954 zurücktreten.

Der so herbeigeführte völkerrechtswidrige[2] Staatsstreich verursachte erhebliche politische Instabilität in dem sich damals gerade in einer Stabilisierungsphase befindlichen bzw. friedlichen Land und markierte den Beginn von vier Jahrzehnten repressiver Gewaltherrschaft verschiedener, sich gegenseitig ablösender Militärdiktaturen, die von den USA politisch und militärisch unterstützt wurden.[3] Während dieses Bürgerkriegs wurden bis zu seinem Ende 1996 zwischen 140.000 und 200.000 Guatemalteken getötet. Die meisten wurden vom Militär und staatlich gesteuerten, inoffiziellen paramilitärischen Todesschwadronen ermordet. Eine große Zahl wurde dabei zum Opfer der Praxis des so genannten Verschwindenlassens, sie werden auch als Desaparecidos bezeichnet.

https://de.wikipedia.org/wiki/Operation_PBSUCCESS

Ergebnis von beiden Operationen waren Diktaturen, die ihre Machtansprüche mit Gewalt, Terror und Säuberungsaktionen durchsetzten.

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