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  • maibaum1

593 Beiträge seit 17.07.2006

Wunschdenken

> ... möchte man endlich erfahren, ob das Kriegsrecht tatsächlich das "kleinere 
> Übel" war und mit dessen Einführung eine Invasion der sowjetischen Armee 
> verhindert wurde.

So verständlich dieser Wunsch auch ist: Das wird man leider nie
erfahren - so wenig wie man erfahren würde, was geschehen wäre, wenn
dieses oder jenes Hitler-Attentat gelungen wäre, Napoleon bei
Waterloo gesiegt hätte, etc. Natürlich kann man aufgrund vorhandener
Indizien über solche "Alternativwelten" spekulieren - aber eben nur
spekulieren. Seriöse Historiker scheuen solche Spekulationen nicht
ohne Grund wie der Teufel das Weihwasser. Erst recht lässt sich
anhand solcher Spekulationen kein faires Strafverfahren führen.
Abgesehen davon, dass allein schon die Anklage "Bildung einer
kriminellen Vereinigung" eine alberne populistische Farce ist -
Jaruzelski hatte seinerzeit gute Gründe für die Annahme, mit dem
Kriegsrecht einer sowjetischen Intervention zuvorzukommen, (Zumal man
auch in Oppositionskreisen davon ausging, dass es dazu hätte kommen
können, wie der Artikel korrekt erwähnt.) Um ihn schuldig zu
sprechen, müsste man nicht nur nachweisen, dass a) eine sowjetische
Intervention unter keinen Umständen stattgefunden hätte, sondern auch
dass b) Jaruzelski von dieser Unmöglichkeit wusste bzw. hätte wissen
müssen. Beides wird nicht möglich sein. Im besten Falle kann man
sagen, dass hier versucht wird, mit ungeeigneten juristischen Mitteln
Geschichtswissenschaft zu betreiben. Im schlimmsten Fall haben wir es
mit einer Instrumentalisierung der Justiz für eine rein politische
Auseinandersetzung zu tun. 


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