artlan schrieb am 04.07.2021 22:42:
In Wahrheit sind bei Beamten im höheren Dienst bereits die Bruttogehälter gegenüber TVÖD mindestens gleich hoch, in der Regel aber deutlich höher. Nebenbei gibt es für Beamte noch Familien und Kinderzuschläge, die in diesen Fällen die Einkommensdifferenzen noch höher ausfallen lassen.
In Summe verdient ein Beamter im Aktivdienst monatlich bereits mindestens 500 Euro Netto mehr als ein vergleichbarer Nichtbeamter.
Nun sind aber nicht alle Beamten im höheren Dienst, sondern die breite Masse ist im mittleren bis gehobenen Dienst.
Vergleicht man jetzt A12 (Beamter) mit dem Gegenstück E12 (Tarifangestellter) beim Bund, so stehen rd 5250€ brutto den 5.790€ brutto gegenüber. Der Angestellte hat also beim gleichen Arbeitgeber "Bund" 540€ brutto mehr.
Unter Berücksichtigung von Steuern UND (vom Beamten vom "Netto" selbst gezahlten) Krankenkassenbeiträgen ergibt sich eine Differenz von rd 200€ ZUGUNSTEN des Beamten. Das steht und fällt natürlich mit der Krankenkasse des Beamten, da diese ja verdienstunabhängig anfällt. Bei einem jungen A12 kann die Differenz auch bei 350-400€ zu seinen Gunsten ausfallen.
Bei einem alten "A10"er schrumpft die Differenz wiederum deutlich.
Ach ja, zum Märchen mit den niedrigeren Brutto:
Tatsächlich wurde das Brutto vor Jahrzehnten, der Schaffung der A-Besoldung, für Beamte um 7% gegenüber den Angestellten niedriger angesetzt, weil man die nicht nötige Altersvorsorge des Bediensteten nicht "bezahlen" wollte.
Im Zuge vieler Änderungen ist die Besolderung jetzt Ländersache und A12 ist nicht überall gleich hoch. Berlin liegt z.B. deutlich drunter (ca 270€ brutto), fast am Niedrigsten aller Bundesländer.
Meines Wissen gilt aber der TVöD überall gleich.
Und schon wäre die Differenz wieder eine andere...
Kurzum: Das "Märchen über die Besoldungsabsenkung" stimmt, aber die Auswirkung ist über die Jahre eine andere als am Anfang und auch noch von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich