In Holland hat man deshalb das Konzept Shared Space entwickelt. Verkürzt gesagt ist das so etwas wie der sich selbst erklärende Raum. In ihm weiß jeder – egal ob Fußgänger, Auto- oder Radfahrer – wie er sich verhalten muss, um anderen nicht zu schaden oder sich nicht selbst zu gefährden.
Bei uns heißen ähnliche Konzepte "Spielstraße", "verkehrsberuhigter Raum" oder "Fußgängerzone".
Wir haben seit fast einem Jahrhundert über die Sprache die Daseinsberechtigung des Autos verinnerlicht und tief in uns verankert. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Straße ein Ort, wo Kinder gespielt haben, wo man seinen Nachbarn begegnet ist, wo man auch Handel getrieben hat. Es gab Verkehr, aber das war eine von vielen Aktivitäten.
Wer Dinge vermenschlicht, der sollte einmal zum Arzt gehen.
Noch zu Beginn des 20.ten Jahrhundert war das Gros der Straßen in deutschen Städten erdgebunden und das Plumpsklo statt einen Anschluss an Frisch- und Abwasser die Regel. Wer damals, jenseits der Füße, "individual Mobil" sein wollte, der hatte Pferde.
Pferden, wie auch PKW, waren damals absolute Luxusgegenstände. Niemand kam damals auch nur auf die Idee diese Sachen einfach an der nächsten Laterne abzustellen oder anzubinden. Schon der Futterbedarf so eines Gauls überstieg die finanziellen Möglichkeiten eines Arbeiters.
Heute sind die Laternenparker das Hauptproblem. Jeder Hampelmann darf sich eine Karre kaufen und mit dieser monate- und teilweise auch jahrelang ~10-12 m² des öffentlichen Raums blockieren. Das ist auch das Hauptproblem für das Scheitern des Konzepts Spielstraße. Wenn der Ball oder anderes Spielzeug dann eine Beule ins heilig´s Blechle macht, ist wird es mit der guten Nachbarschaft heikel.
Das andere Problem bei dem schiefen Vergleich hört auf dem Namen Wohnfläche:
In München betrug 1904/07 die mittlere Wohnfläche in der Unterschicht 34,0m² (8,9m²
pro Person), in der Oberschicht 72,0m² (18,8m² pro Person)
Heute ist die durchschnittliche Wohnfläche pro Person bei 47m² angekommen. Beim Hartz'ler liegt die Toleranz bis 50 m².
Das sind also grob eine 5-fach größere Wohnfläche.
Da sich seit dieser Zeit aber die Mietskasernen nicht so wahnsinnig vergrößert haben, gilt grob: Heute leben 1/4 bis 1/5 der Leute in den Straßen der Großstädte, die dort früher wohnten. Oder anders herum: Die Strecken der Bewohner haben sich ensprechend verlängert.
Gleichzeitig wird bei unserem Umverteilerstaat die Leistung der Bürger abgegriffen, wie noch nie in der Geschichte der Menschheit.
Ging früher mit dem Mutter mit den Kindern zu Kindergarten und Grundschule und kümmerte sich dann um Haushalt, Einkaufen und Essen, muss heute der ganze Zauber neben dem Job laufen.
Hinzu kommt die deutsche Speziallität des Miet-Adels. Die Gemeinschaft muss den Wohnstatuserhalt zahlen. In der Münchner Innenstadt werden absurd hohe Mieten aufgerufen. Allerdings nicht für die Altmieter, die dort noch für ein Butterbrot mieten können oder gar die Hartz'ler, bei dem der Staat auch die absurd hohe Miete übernehmen muss. Wer in Deutschland umzieht, der macht ein schlechtes Geschäft.
Genauso lohnt es sie für die Alten garnicht in eine kleinere Wohnung umzuziehen.
Die Leute, welche die kurzen Wege zur Arbeit oder für die Kinder bräuchten, müssen weit draußen ihre Bleibe beziehen. Da muss ja praktisch der PKW her.
Wenn man das Dauer-Laternenparken einfach verbieten oder hinreichend teuer machen würde. (~30 € pro Tag) und auch dafür sorgen würde, dass Nähe und kurze Wege durch einen Luxus-Ausgleich finanziert würden, hätte man dieses Verkehrschaos mit den hohen Verbräuchen überhaupt nicht.
Aber halt! Da schreien dann wieder die "Linken", die doch gerne Luxus für alle haben wollen.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (09.04.2022 15:07).