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186 Beiträge seit 03.03.2022

Verkehr, ein selbst geschaffenes Problem

Zu Zeiten des Wiederaufbaus nach dem Krieg gab es noch die alten Strukturen, Arbeitsplatz in der Nähe, in Industriegebieten, die Wohnsiedlung direkt hinterm Werk, Einkaufsmöglichkeiten und die Kneipe direkt vor Ort. Auch die nächste Schule war um die Ecke. Alles fußläufig erreichbar. Nur wenige Menschen mußten lange Strecken zurücklegen, um zur Arbeit zu kommen.

Dann begann ein Strukturwandel, Arbeitnehmer sollten plötzlich mobil sein. Der Arbeitsplatz in einer anderen Stadt als dem eigenen Wohnort, wurde vielfach zur Regel. Und damit wurde das eigene Auto nicht mehr nur zum Wunsch sondern zur puren Notwendigkeit. Zumal es für junge Menschen "modern" wurde, nicht mehr in "Papas Stahlwerk" zu arbeiten, sondern was ganz Anderes zu machen.

Im Zuge von Gebietsreformen wurden kleine Dorfschulen geschlossen, plötzlich hatten die KinNder lange Wege vor sich, man mußte Schulbuslinien einrichten. Mit dem Aufkommen von Supermärkten auf der grünen Wiese, die aufgrund ihrer Größe erheblich billiger einkaufen und anbieten konnten, verschwanden die Nahversorger (Tante Emma Läden) aus den Dörfen und außen liegenden Stadtteilen. Und wieder wurden Wege länger und man benötigte ein Verkehrsmittel. Erneut nahm der Verkehr zu.

Mit der Auslagerung von Industrieproduktion in Billiglohnländer kam dann nochmals ein Schub. Das Stahlwerk, die Textilfabrik, die tausende Menschen in der direkten Umgebung beschäftigte mußte schließen, die neuen Arbeitsplätze irgendwo anders, in einer anderen Stadt, weit draußen auf der grünen Wiese in neu errichteten Industriegebieten. Erneut - weite Wege für weitere Menschen.

Und dann wollten die Menschen mehr, mehr Einkauf, mehr Auswahl, von allem ein bischen mehr. Und dieses "mehr" kam immer öfter von weit her, herbeigekarrt von einer Endlosschlange an LKW, die die Waren durch halb Europa karrten, weil man auch im Winter Tomaten und frische Erdbeeren essen wollte und eben nicht mehr heimische Lageräpfel. Die Möbel werden nun in China gefertigt und nicht mehr im waldreichen Oberfranken. Textiles kommt aus Bangla Desh und nicht mehr aus der schwäbischen Alb. All das bringt weiteren Verkehr.

Das war alles abzusehen. Und eines ist klar, das Lastenfahrrad wird das genau so wenig richten, wie noch mehr ÖPNV. Sondern nur Regionalisierung. Alles was regional produziert werden kann, sollte auch wieder regional produziert werden. Das schafft zudem viele regionale Arbeitsplätze, die Wege verkürzen oder überflüssig machen.

Wenn dann irgendwo auf der Welt, wegen einer Seuche oder eines Krieges die Lieferketten schwächeln, kann man sich nämlich entspannter zurücklehnen, denn man ist nicht lebensnotwendig darauf angewiesen.

Und statt frischer Heidelbeeren aus Peru oder Chile, tut es dann auch mal der Apfel aus dem alten Land oder aus der Pfalz, statt Tofu und Seitan aus Ostasien die popelige preußische Kartoffel aus Brandenburg. Wer weniger Verkehr will, muß auch bei sich selbst anfangen.

Und was auch noch wichtig ist, wir sollten auf dieser Welt und auch im eigenen Land keinesfalls mehr werden, denn das alles funktioniert nur, wenn tatsächlich nur so viele Menschen in einem Land leben, wie auch dortselbst ernährt werden können. Über die Jahre dürfen es dann auf ganz natürliche Weise auch ein paar weniger werden, auch das reduziert dann den Verbrauch und den Verkehr.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (09.04.2022 10:20).

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