Die sieben Jahre sind nicht genutzt worden, um die Gesundheitsvorsorge auf eine derartige Pandemie vorzubereiten. Stattdessen ist die Privatisierung der Krankenhäuser vorangetrieben worden und der Empfehlung der Bertelsmann-Stiftung gefolgt, ihre Zahl zu reduzieren. Standen 1991 noch 661000 Betten zur Verfügung, so waren es 2018 nur noch 498000, die Anzahl der Kliniken sank von 2.411 auf 1.925. Das bedeutet einen Rückgang um 25 Prozent. Folgerichtig wurde der erste Lockdown mit der Gefahr der Überforderung des Gesundheitssystem begründet.
Die Aussage das die Politik es versäumt hat Deutschland auf die Pandemie vorzubereiten wird kaum jemand anzweifeln wollen. Bemerkenswert sind aber die Zahlen mit denen argumentiert wird: "Standen 1991 noch 661000 Betten zur Verfügung, so waren es 2018 nur noch 498000"
Warum werden hier die Zahlen von 1991 als Ausgang genommen? Wären die von 2013, dem Zeitpunkt der Risikoanalyse des RKI, nicht passender? Wer den Artikel sorgfältig liest findet die Antwort im Zitat der RKI-Analyse:
Der aktuellen Kapazität von 500.000 Krankenhausbetten (reine Bettenanzahl, von denen ein Teil bereits von anders Erkrankten belegt ist, die Bettenzahl ließe sich durch provisorische Maßnahmen leicht erhöhen) stehen im betrachteten Zeitraum (1. Welle) mehr als 4 Millionen Erkrankte gegenüber
Demnach waren bereits 2013 in Deutschland nur noch 500.000 Betten vorhanden. Also wurde die Zahl der Krankenhausbetten in den sieben Jahren nach dem Erscheinen der Risikoanalyse in Deutschland gerade um 0,5% reduziert und nicht um 25% wie der Autor impliziert. Impliziert, weil er mit Nennung des Datums von 1991 für die Ausgangslage sich gerade genügend Deckung verschafft das man ihn formal nicht der Lüge bezichtigen kann sollte sich jemand über ihn beschweren.
Damit diskreditiert sich der Autor aber selbst. Vor allem da unsere Regierenden mit ihrem Handeln mehr als genügend Munition geliefert haben sollten das man auf solche Tricksereien verzichten kann.