Es ist eine gute Frage, wann Telepolis mal journalistische
Mindeststardards einführt. Sei es bei der Verschwörungstheorie um das
WTC, dem Amoklauf von Erfurt... wann kommt eigentlich die erste Story
über Opferzahlen im 3. Reich? Die Einschlägigen Kreise haben ja
längst den Schulterschluß mit den WTC-Verschwörungstheoretikern
geübt.
Man nehme mal die Fakten.
Das "Triumvirat von albanischen Paramilitärs, Mafiabanden und
Terroristen" hat auch Webpräsenzen:
<http://www.nato.int/kfor/welcome.html> oder
<http://www.einsatz.bundeswehr.de/einsatz_aktuell/kfor/ueberblick/kfo
r_ueb.php> und <http://www.uno.de/frieden/kosovo/unmik.htm>.
Wenn man natürlich in einem Elfenbeinturm aus Verschwörungstheorien
lebt, dann "vergißt" man schnell mal eine Krisenregion. Ich würde
nicht sagen, daß die Öffentlichkeit den Kosovo vergessen hat. Daß es
lange keine Berichte über Kriegshandlungen und Massaker gab, könnte
was mit UNO und KFOR zu tun haben. Wo es was nicht mehr gibt, kann
man auch nicht darüber berichten (in der seriösen Presse). Ich gebe
allerdings zu, die Bundeswehr könnte vielleicht auch aktueller und
agressiver über ihren Einsatz informieren.
Da sie allerdings ständig mit immer niedrigeren Budgets zu kämpfen
hat, kann man es ihr wohl verzeihen. Sie hat genug zu tun, die
Kastanien für die Gemeinschaft aus dem Feuer zu holen.
Was die Aussagen anbetrifft, mindestens so gut recherchiert wie
seinerzeit die WTC-Artikel (die es sogar als Titelstory in den
SPIEGEL geschafft haben -
<http://www.spiegel.de/spiegel/inhalt/0,1518,ausg-1157,00.html>),
kann man getrost davon ausgehen, daß jeder Hauptgefreite, der aus dem
Kosovo kommt, ein besseres Bild der Lage hat.
Ich will es kurz machen. Was mich an diesem (und vielen anderen)
Artikeln nervt, ist das schwarz-weiß-Denken. Niemand in UNO oder KFOR
würde auch nur im Traum auf die Idee kommen, eine Seite als "gut" zu
bezeichnen oder Serben wie Albaner pauschal zu verurteilen.
Was ich (nicht nur) hier sehe, ist aber eine blanke Übernahme der
Propaganda einer der Konfliktparteien - Anfangs der UCK, jetzt
Milosevics. Dann wird noch von eigentlich eher links ausgerichteten
Kräften, die sich offenbar gerade in einer Art
"Horst-Mahler-Transformation" befinden, der Untergang des
christlichen Abendlandes durch drängende moslemische,
kopftuchbewaffnete Massen beschworen - eigentlich könnte man solche
Artikel auch in anderen Zeitungen suchen
<http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/12701/1.html>.
Ethnische Spannungen gibt es (oh, welch' Wunder!) im Kosovo genügend.
Die Lage ist alles andere als friedlich. Kostprobe?
Ein serbischer Bauer "entwendet" bei seinem albanischen Nachbarn eine
Schützenabwehrmine, die dieser um sein Hab' und Gut verlegt hat
(weil: Billiger als Zäune) und vergräbt sie ihm unter der
Türschwelle.
Die Kinder der beiden sind noch sehr klein, und haben noch nicht die
schwarz-weiß-Herren-Untermenschenpropaganda mitbekommen. Also spielen
sie gemeinsam.
So wird der Sohn des Serben getötet, als er zu seinem Spielkameraden
ins Nebenhaus gehen will.
Die NATO ist das einzige, was die Leute davon abhält, sich die Köpfe
einzuschlagen (und mittlerweile bei den Serben teils beliebter als
den Albanern ist). Deshalb redet auch niemand, wie der Autor glauben
machen will, von einem "Ende" der Mission - im Gegenteil betonen die
Verteidigungsminister immer wieder, daß ein Ende von SFOR und KFOR
nicht abzusehen ist (wobei Bosnien-Herzegovina sich langsam
stabilisiert). Von einem romantisch-spinnerten Bild vom "Reich des
Bösen", in dem arme, sich niemals etwas zu Schulden kommen gelassen
habende Serben von Massen von Albanern überrannt werden, am besten
noch unterstützt vom "US-israelisch-moslemisch-faschistischen
Großkapital" (was'n Humbug!), ist sowohl der Kosovo als auch jedes
andere Land weit entfernt - und den Brandstifter Milosevic, der die
ganz Misere dort erst angefangen hat, auch noch zur Lichtgestalt zu
erheben, empfinde ich als eine unglaubliche Geschmacklosigkeit allen
Opfern des Balkan-Konflikts seit 1990 auf allen Seiten gegenüber.
Vielleicht sollten einige Leute mal versuchen, eine Zeit lang aus dem
Kosovo selbst zu berichten oder einfach aufwachen. Eine derartige
Berichterstattung jedenfalls widert mich an.
Mindeststardards einführt. Sei es bei der Verschwörungstheorie um das
WTC, dem Amoklauf von Erfurt... wann kommt eigentlich die erste Story
über Opferzahlen im 3. Reich? Die Einschlägigen Kreise haben ja
längst den Schulterschluß mit den WTC-Verschwörungstheoretikern
geübt.
Man nehme mal die Fakten.
Das "Triumvirat von albanischen Paramilitärs, Mafiabanden und
Terroristen" hat auch Webpräsenzen:
<http://www.nato.int/kfor/welcome.html> oder
<http://www.einsatz.bundeswehr.de/einsatz_aktuell/kfor/ueberblick/kfo
r_ueb.php> und <http://www.uno.de/frieden/kosovo/unmik.htm>.
Wenn man natürlich in einem Elfenbeinturm aus Verschwörungstheorien
lebt, dann "vergißt" man schnell mal eine Krisenregion. Ich würde
nicht sagen, daß die Öffentlichkeit den Kosovo vergessen hat. Daß es
lange keine Berichte über Kriegshandlungen und Massaker gab, könnte
was mit UNO und KFOR zu tun haben. Wo es was nicht mehr gibt, kann
man auch nicht darüber berichten (in der seriösen Presse). Ich gebe
allerdings zu, die Bundeswehr könnte vielleicht auch aktueller und
agressiver über ihren Einsatz informieren.
Da sie allerdings ständig mit immer niedrigeren Budgets zu kämpfen
hat, kann man es ihr wohl verzeihen. Sie hat genug zu tun, die
Kastanien für die Gemeinschaft aus dem Feuer zu holen.
Was die Aussagen anbetrifft, mindestens so gut recherchiert wie
seinerzeit die WTC-Artikel (die es sogar als Titelstory in den
SPIEGEL geschafft haben -
<http://www.spiegel.de/spiegel/inhalt/0,1518,ausg-1157,00.html>),
kann man getrost davon ausgehen, daß jeder Hauptgefreite, der aus dem
Kosovo kommt, ein besseres Bild der Lage hat.
Ich will es kurz machen. Was mich an diesem (und vielen anderen)
Artikeln nervt, ist das schwarz-weiß-Denken. Niemand in UNO oder KFOR
würde auch nur im Traum auf die Idee kommen, eine Seite als "gut" zu
bezeichnen oder Serben wie Albaner pauschal zu verurteilen.
Was ich (nicht nur) hier sehe, ist aber eine blanke Übernahme der
Propaganda einer der Konfliktparteien - Anfangs der UCK, jetzt
Milosevics. Dann wird noch von eigentlich eher links ausgerichteten
Kräften, die sich offenbar gerade in einer Art
"Horst-Mahler-Transformation" befinden, der Untergang des
christlichen Abendlandes durch drängende moslemische,
kopftuchbewaffnete Massen beschworen - eigentlich könnte man solche
Artikel auch in anderen Zeitungen suchen
<http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/12701/1.html>.
Ethnische Spannungen gibt es (oh, welch' Wunder!) im Kosovo genügend.
Die Lage ist alles andere als friedlich. Kostprobe?
Ein serbischer Bauer "entwendet" bei seinem albanischen Nachbarn eine
Schützenabwehrmine, die dieser um sein Hab' und Gut verlegt hat
(weil: Billiger als Zäune) und vergräbt sie ihm unter der
Türschwelle.
Die Kinder der beiden sind noch sehr klein, und haben noch nicht die
schwarz-weiß-Herren-Untermenschenpropaganda mitbekommen. Also spielen
sie gemeinsam.
So wird der Sohn des Serben getötet, als er zu seinem Spielkameraden
ins Nebenhaus gehen will.
Die NATO ist das einzige, was die Leute davon abhält, sich die Köpfe
einzuschlagen (und mittlerweile bei den Serben teils beliebter als
den Albanern ist). Deshalb redet auch niemand, wie der Autor glauben
machen will, von einem "Ende" der Mission - im Gegenteil betonen die
Verteidigungsminister immer wieder, daß ein Ende von SFOR und KFOR
nicht abzusehen ist (wobei Bosnien-Herzegovina sich langsam
stabilisiert). Von einem romantisch-spinnerten Bild vom "Reich des
Bösen", in dem arme, sich niemals etwas zu Schulden kommen gelassen
habende Serben von Massen von Albanern überrannt werden, am besten
noch unterstützt vom "US-israelisch-moslemisch-faschistischen
Großkapital" (was'n Humbug!), ist sowohl der Kosovo als auch jedes
andere Land weit entfernt - und den Brandstifter Milosevic, der die
ganz Misere dort erst angefangen hat, auch noch zur Lichtgestalt zu
erheben, empfinde ich als eine unglaubliche Geschmacklosigkeit allen
Opfern des Balkan-Konflikts seit 1990 auf allen Seiten gegenüber.
Vielleicht sollten einige Leute mal versuchen, eine Zeit lang aus dem
Kosovo selbst zu berichten oder einfach aufwachen. Eine derartige
Berichterstattung jedenfalls widert mich an.