DingoSaar schrieb am 18. Februar 2004 4:30
>
> Wenn man natürlich in einem Elfenbeinturm aus Verschwörungstheorien
> lebt, dann "vergißt" man schnell mal eine Krisenregion. Ich würde
> nicht sagen, daß die Öffentlichkeit den Kosovo vergessen hat. Daß es
> lange keine Berichte über Kriegshandlungen und Massaker gab, könnte
> was mit UNO und KFOR zu tun haben.
Kriegshandlungen und Massacker gibt es keine, Kriegshandlungen gab es
_vor_ dem
"Fördern" der UCK durch Dritte aber auch nicht,
> Wo es was nicht mehr gibt, kann
> man auch nicht darüber berichten (in der seriösen Presse). Ich gebe
> allerdings zu, die Bundeswehr könnte vielleicht auch aktueller und
> agressiver über ihren Einsatz informieren.
>
> Da sie allerdings ständig mit immer niedrigeren Budgets zu kämpfen
> hat, kann man es ihr wohl verzeihen. Sie hat genug zu tun, die
> Kastanien für die Gemeinschaft aus dem Feuer zu holen.
>
> Was die Aussagen anbetrifft, mindestens so gut recherchiert wie
> seinerzeit die WTC-Artikel (die es sogar als Titelstory in den
> SPIEGEL geschafft haben -
> <http://www.spiegel.de/spiegel/inhalt/0,1518,ausg-1157,00.html>),
> kann man getrost davon ausgehen, daß jeder Hauptgefreite, der aus dem
> Kosovo kommt, ein besseres Bild der Lage hat.
Das wage ich zu bezweifeln. Zumindest die XYZ-gefreiten, die ich je
kennengelernt habe, hatten das Denklen, wenn sie es denn je konnten,
zuhause gelassen, als sie zur Bundeswehr gingen.
>
> Ich will es kurz machen. Was mich an diesem (und vielen anderen)
> Artikeln nervt, ist das schwarz-weiß-Denken. Niemand in UNO oder KFOR
> würde auch nur im Traum auf die Idee kommen, eine Seite als "gut" zu
> bezeichnen oder Serben wie Albaner pauschal zu verurteilen.
Auch das wage ich zu bezweifeln. Zumindest, wenn ich mir so die
Aktionen der Chefs vor Ort ansehe.
>
> Was ich (nicht nur) hier sehe, ist aber eine blanke Übernahme der
> Propaganda einer der Konfliktparteien - Anfangs der UCK, jetzt
> Milosevics. Dann wird noch von eigentlich eher links ausgerichteten
> Kräften, die sich offenbar gerade in einer Art
> "Horst-Mahler-Transformation" befinden, der Untergang des
> christlichen Abendlandes durch drängende moslemische,
> kopftuchbewaffnete Massen beschworen - eigentlich könnte man solche
> Artikel auch in anderen Zeitungen suchen
> <http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/12701/1.html>.
Leg das Feinbild Milosevic endlich mal ab.
Hast Du damals die Verhandlungen verfolgt, bei denen die Albright der
UCK sich regelrecht als Luftwaffe aufgedrängt hat?
> Ethnische Spannungen gibt es (oh, welch' Wunder!) im Kosovo genügend.
> Die Lage ist alles andere als friedlich. Kostprobe?
> Ein serbischer Bauer "entwendet" bei seinem albanischen Nachbarn eine
> Schützenabwehrmine, die dieser um sein Hab' und Gut verlegt hat
> (weil: Billiger als Zäune) und vergräbt sie ihm unter der
> Türschwelle.
> Die Kinder der beiden sind noch sehr klein, und haben noch nicht die
> schwarz-weiß-Herren-Untermenschenpropaganda mitbekommen. Also spielen
> sie gemeinsam.
> So wird der Sohn des Serben getötet, als er zu seinem Spielkameraden
> ins Nebenhaus gehen will.
Das würde ich nicht nur als ethnische Spannung bezeichnen, das geht
doch etwas weiter. "Ethniasche Spannungen" gab es zu Titos Zeiten,
als die verschiedenen Volksgruppen noch mehr oder weniger friedlich
zusammenlebten. Aber auch damals war es der Presse schon strikt
untersagt, darüber zu berichten, daß Albaner an einem Vorfall
beteiligt waren. Das nur, um die "Spannungen" nicht eskalieren zu
lassen. Es gab auch damals schon genug Vorkommnisse. Schau Dir
einfach mal die Entwicklung der Bevölkerungszahlen im Kosovo an, die
spricht Bände.
> Die NATO ist das einzige, was die Leute davon abhält, sich die Köpfe
> einzuschlagen (und mittlerweile bei den Serben teils beliebter als
> den Albanern ist). Deshalb redet auch niemand, wie der Autor glauben
> machen will, von einem "Ende" der Mission - im Gegenteil betonen die
> Verteidigungsminister immer wieder, daß ein Ende von SFOR und KFOR
> nicht abzusehen ist (wobei Bosnien-Herzegovina sich langsam
> stabilisiert).
Das ist ja auch genau das, was die NATO wollte: eine massive Präsenz
auf dem Balkan.
Schau Dir die Grenzen der NATO nach der Osterweiterung an und
versuch, militärstrategisch zu denken.
Dann schau Dir die Geschichte der USA an, die die NATO dominiert, und
deren Rücksichtslosigkeit bei der Durchsetzung eigener Interessen,
dann sind die "Verschwörungstheorien" nicht mehr so weit hergeholt.
> Von einem romantisch-spinnerten Bild vom "Reich des
> Bösen", in dem arme, sich niemals etwas zu Schulden kommen gelassen
> habende Serben von Massen von Albanern überrannt werden, am besten
> noch unterstützt vom "US-israelisch-moslemisch-faschistischen
> Großkapital" (was'n Humbug!), ist sowohl der Kosovo als auch jedes
> andere Land weit entfernt - und den Brandstifter Milosevic, der die
> ganz Misere dort erst angefangen hat, auch noch zur Lichtgestalt zu
> erheben, empfinde ich als eine unglaubliche Geschmacklosigkeit allen
> Opfern des Balkan-Konflikts seit 1990 auf allen Seiten gegenüber.
Hast Du hier keine Schwarz-weiß-Sicht?
Ich will Milosevic bestimmt nicht verteidigen, er ist da, wo er
hingehört, vor Gericht.
Aber Brandstifter auf dem Balkan waren andere.
Schau Dir übrigens mal Berichte aus Den Haag an: viele der
Hauptanklagepunkte gegen Milosevic wurden inzwischen fallengelassen.
Ich halte nicht viel von den Quellen, die Kritiker20 oder seine
Reinkarnation hier anführen, aber Milosevics Rede, die immer als
"Brandrede" bezeichnet wird, ist dort einigermaßen korrekt
wiedergegeben.
Ich habe sie im Original gehört. ohne die Verfälschungen durch die
westlichen Medien.
Tudjman und Izhetbegovic waren schon zu Titos Zeiten wegen
Nationalistischer Umsturzversuche im Gefängnis.
Hast Du Dir nie überlegt, woher plötzlich die propagandistische
Infrastruktur kam, von der militärischen ganz zu schweigen, wenn doch
angeblich Militär und Medien fest in serbischer Hand waren?
Trotz der Warnungen, daß eine internationale Anerkennung der
Teilstaaten die Lage auf dem Balkan zur Eskalation bringen würde,
haben sich vor allem die USA und Deutschland als damals noch treuer
Vasall regelrecht überschlagen, wer denn jetzt zuerst anerkennen
durfte.
Ich kenne Jugoslawien schon viele Jahre. Mir und vielen anderen war
klar, daß dieses Land wahrscheinlich zerfallen würde, wenn Tito als
Gallionsfigur wegfallen würde. Man hat einfach versäumt rechtzeitig
einen Nachfolger aufzubauen, der von allen Volksgruppen akzeptiert
wurde.
Aber die Aggrssion und Gewalt hat mich sehr überrascht.
Dich kotzt die Berichterstattung an?
Mich kotzen die Dinge an, die ich mit eigenen Augen gesehen habe.
Das Land hätte die Chance gehabt, sich friedlich zu trennen. Aber das
Lag nicht im Interesse vieler anderer Mächte.
s.o. Erinnere Dich an Rambuillet oder such Dir die Berichtertattung
raus.
Immer wenn die Regierung Milosevic nachgegeben hat, kam die UCK mit
neuen unmöglichen Forderungen, unterstützt von Madeleine Albright im
Namen der USA.
Es war niemals geplant, den Konflikt zu entschärfen!
>
> Wenn man natürlich in einem Elfenbeinturm aus Verschwörungstheorien
> lebt, dann "vergißt" man schnell mal eine Krisenregion. Ich würde
> nicht sagen, daß die Öffentlichkeit den Kosovo vergessen hat. Daß es
> lange keine Berichte über Kriegshandlungen und Massaker gab, könnte
> was mit UNO und KFOR zu tun haben.
Kriegshandlungen und Massacker gibt es keine, Kriegshandlungen gab es
_vor_ dem
"Fördern" der UCK durch Dritte aber auch nicht,
> Wo es was nicht mehr gibt, kann
> man auch nicht darüber berichten (in der seriösen Presse). Ich gebe
> allerdings zu, die Bundeswehr könnte vielleicht auch aktueller und
> agressiver über ihren Einsatz informieren.
>
> Da sie allerdings ständig mit immer niedrigeren Budgets zu kämpfen
> hat, kann man es ihr wohl verzeihen. Sie hat genug zu tun, die
> Kastanien für die Gemeinschaft aus dem Feuer zu holen.
>
> Was die Aussagen anbetrifft, mindestens so gut recherchiert wie
> seinerzeit die WTC-Artikel (die es sogar als Titelstory in den
> SPIEGEL geschafft haben -
> <http://www.spiegel.de/spiegel/inhalt/0,1518,ausg-1157,00.html>),
> kann man getrost davon ausgehen, daß jeder Hauptgefreite, der aus dem
> Kosovo kommt, ein besseres Bild der Lage hat.
Das wage ich zu bezweifeln. Zumindest die XYZ-gefreiten, die ich je
kennengelernt habe, hatten das Denklen, wenn sie es denn je konnten,
zuhause gelassen, als sie zur Bundeswehr gingen.
>
> Ich will es kurz machen. Was mich an diesem (und vielen anderen)
> Artikeln nervt, ist das schwarz-weiß-Denken. Niemand in UNO oder KFOR
> würde auch nur im Traum auf die Idee kommen, eine Seite als "gut" zu
> bezeichnen oder Serben wie Albaner pauschal zu verurteilen.
Auch das wage ich zu bezweifeln. Zumindest, wenn ich mir so die
Aktionen der Chefs vor Ort ansehe.
>
> Was ich (nicht nur) hier sehe, ist aber eine blanke Übernahme der
> Propaganda einer der Konfliktparteien - Anfangs der UCK, jetzt
> Milosevics. Dann wird noch von eigentlich eher links ausgerichteten
> Kräften, die sich offenbar gerade in einer Art
> "Horst-Mahler-Transformation" befinden, der Untergang des
> christlichen Abendlandes durch drängende moslemische,
> kopftuchbewaffnete Massen beschworen - eigentlich könnte man solche
> Artikel auch in anderen Zeitungen suchen
> <http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/12701/1.html>.
Leg das Feinbild Milosevic endlich mal ab.
Hast Du damals die Verhandlungen verfolgt, bei denen die Albright der
UCK sich regelrecht als Luftwaffe aufgedrängt hat?
> Ethnische Spannungen gibt es (oh, welch' Wunder!) im Kosovo genügend.
> Die Lage ist alles andere als friedlich. Kostprobe?
> Ein serbischer Bauer "entwendet" bei seinem albanischen Nachbarn eine
> Schützenabwehrmine, die dieser um sein Hab' und Gut verlegt hat
> (weil: Billiger als Zäune) und vergräbt sie ihm unter der
> Türschwelle.
> Die Kinder der beiden sind noch sehr klein, und haben noch nicht die
> schwarz-weiß-Herren-Untermenschenpropaganda mitbekommen. Also spielen
> sie gemeinsam.
> So wird der Sohn des Serben getötet, als er zu seinem Spielkameraden
> ins Nebenhaus gehen will.
Das würde ich nicht nur als ethnische Spannung bezeichnen, das geht
doch etwas weiter. "Ethniasche Spannungen" gab es zu Titos Zeiten,
als die verschiedenen Volksgruppen noch mehr oder weniger friedlich
zusammenlebten. Aber auch damals war es der Presse schon strikt
untersagt, darüber zu berichten, daß Albaner an einem Vorfall
beteiligt waren. Das nur, um die "Spannungen" nicht eskalieren zu
lassen. Es gab auch damals schon genug Vorkommnisse. Schau Dir
einfach mal die Entwicklung der Bevölkerungszahlen im Kosovo an, die
spricht Bände.
> Die NATO ist das einzige, was die Leute davon abhält, sich die Köpfe
> einzuschlagen (und mittlerweile bei den Serben teils beliebter als
> den Albanern ist). Deshalb redet auch niemand, wie der Autor glauben
> machen will, von einem "Ende" der Mission - im Gegenteil betonen die
> Verteidigungsminister immer wieder, daß ein Ende von SFOR und KFOR
> nicht abzusehen ist (wobei Bosnien-Herzegovina sich langsam
> stabilisiert).
Das ist ja auch genau das, was die NATO wollte: eine massive Präsenz
auf dem Balkan.
Schau Dir die Grenzen der NATO nach der Osterweiterung an und
versuch, militärstrategisch zu denken.
Dann schau Dir die Geschichte der USA an, die die NATO dominiert, und
deren Rücksichtslosigkeit bei der Durchsetzung eigener Interessen,
dann sind die "Verschwörungstheorien" nicht mehr so weit hergeholt.
> Von einem romantisch-spinnerten Bild vom "Reich des
> Bösen", in dem arme, sich niemals etwas zu Schulden kommen gelassen
> habende Serben von Massen von Albanern überrannt werden, am besten
> noch unterstützt vom "US-israelisch-moslemisch-faschistischen
> Großkapital" (was'n Humbug!), ist sowohl der Kosovo als auch jedes
> andere Land weit entfernt - und den Brandstifter Milosevic, der die
> ganz Misere dort erst angefangen hat, auch noch zur Lichtgestalt zu
> erheben, empfinde ich als eine unglaubliche Geschmacklosigkeit allen
> Opfern des Balkan-Konflikts seit 1990 auf allen Seiten gegenüber.
Hast Du hier keine Schwarz-weiß-Sicht?
Ich will Milosevic bestimmt nicht verteidigen, er ist da, wo er
hingehört, vor Gericht.
Aber Brandstifter auf dem Balkan waren andere.
Schau Dir übrigens mal Berichte aus Den Haag an: viele der
Hauptanklagepunkte gegen Milosevic wurden inzwischen fallengelassen.
Ich halte nicht viel von den Quellen, die Kritiker20 oder seine
Reinkarnation hier anführen, aber Milosevics Rede, die immer als
"Brandrede" bezeichnet wird, ist dort einigermaßen korrekt
wiedergegeben.
Ich habe sie im Original gehört. ohne die Verfälschungen durch die
westlichen Medien.
Tudjman und Izhetbegovic waren schon zu Titos Zeiten wegen
Nationalistischer Umsturzversuche im Gefängnis.
Hast Du Dir nie überlegt, woher plötzlich die propagandistische
Infrastruktur kam, von der militärischen ganz zu schweigen, wenn doch
angeblich Militär und Medien fest in serbischer Hand waren?
Trotz der Warnungen, daß eine internationale Anerkennung der
Teilstaaten die Lage auf dem Balkan zur Eskalation bringen würde,
haben sich vor allem die USA und Deutschland als damals noch treuer
Vasall regelrecht überschlagen, wer denn jetzt zuerst anerkennen
durfte.
Ich kenne Jugoslawien schon viele Jahre. Mir und vielen anderen war
klar, daß dieses Land wahrscheinlich zerfallen würde, wenn Tito als
Gallionsfigur wegfallen würde. Man hat einfach versäumt rechtzeitig
einen Nachfolger aufzubauen, der von allen Volksgruppen akzeptiert
wurde.
Aber die Aggrssion und Gewalt hat mich sehr überrascht.
Dich kotzt die Berichterstattung an?
Mich kotzen die Dinge an, die ich mit eigenen Augen gesehen habe.
Das Land hätte die Chance gehabt, sich friedlich zu trennen. Aber das
Lag nicht im Interesse vieler anderer Mächte.
s.o. Erinnere Dich an Rambuillet oder such Dir die Berichtertattung
raus.
Immer wenn die Regierung Milosevic nachgegeben hat, kam die UCK mit
neuen unmöglichen Forderungen, unterstützt von Madeleine Albright im
Namen der USA.
Es war niemals geplant, den Konflikt zu entschärfen!