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  • szul

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Re: Ich hatte das Glück

khr schrieb am 10.12.2020 11:47:

in Geschichte Leistung einen Lehrer gehabt zu haben der uns darauf trainierte Texte wie römische Senatsreden zu analysieren.

- Wer sagte es
- Wo sagte er es
- Warum sagte er es

Konsequent angewendet hilft es auch bei Zeitungsartikel oder Politiker Reden zu erkennen was dahinter steht. Lustigerweise unterscheidet sich eine römische Senatsrede von einer Rede im Bundestag nur marginal.

Er brachte uns bei immer zu hinterfragen und versuchen andere Information einzubeziehen (z.B die Antworten auf die Rede auch zu lesen).

Warum dies gerade in Geschichte gemacht wurde? Wahrscheinlich lag es am Lehrer, mein Deutschlehrer war eher der Typ "Meine Interpretation ist korrekt und Du liegst falsch wenn Du was anderes darin siehst"

Ich hatte das gleiche Glück,
ebenfalls im Geschichtsunterricht.
(Der Lehrer hat aber auch Deutsch unterrichtet,
scheint also am Menschen und nicht am Fach zu liegen.)

Ein guter Lehrer der uns immer wieder angehalten hat genau zu prüfen
nicht nur "was" (Inhalt) gesagt wurde,
sondern auch "wer" (Quelle),
"wem" (Adressat),
und "wann" (Zeitzeuge oder nicht).
Letzteres ist wohl bei aktuellem Weltgeschehen nicht so relevant.

Aber gerade erst die Mitbetrachtung von Sender und Empfänger
ermöglicht es, den Inhalt richtig zu interpretieren.

Und das können beliebige Quellen sein,
nicht nur politische Reden.

Und abgesehen davon hat es das Fach ungemein aufgewertet,
da es nicht mehr nur darum ging "das Datum eines Ereignisses auswendig zu lernen",
sondern man die Motive der Protagonisten verstehen konnte,
und so viel besser verstand "warum" Dinge so passiert sind wie sie passiert sind,
und eben nicht nur stumpf einfach "wann".

(Die ganzen Anführungsstriche dienen der Betonung, nicht der Relativierung.)

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