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  • Boomerang_66

846 Beiträge seit 25.08.2019

Staatliche Desinformation verursacht Wut!

Auch ich bin im letzten Jahr mit Desinformation in sozialen Medien in Berührung gekommen. Mein Sohn zeigte mir einen Beitrag, in dem Bill Gates für die Pandemie verantwortlich gemacht wurde. Sein Problem: Es gab als Beleg sogar einen Link auf ein Patent der Gates Stiftung im Zusammenhang mit einem Coronavirus. Dieser Link hat ihn tatsächlich daran gehindert, den Beitrag mit Sicherheit als "Fake News" zu klassifizieren.

Aber die Unsicherheit ließ sich ohne Probleme beseitigen, es ging bei dem Patent um ein anderes Coronavirus, nicht um Sars-Cov-2!

Aber diese Art der "Desinformation", um die es im Artikel geht, ist doch gerade im Hinblick auf unsere freiheitlich demokratische Staatsordnung gar kein relevantes Problem!

Das große Problem ist die Desinformation in den Mainstreammedien. Über die bin ich 2015 beim Thema Syrien gestolpert. Da wurde in einem Artikel auf ZON über eine Konferenz der dort involvierten Länder behauptet, Iran und Russland einerseits und USA, EU und Co andererseits seien sich einig, dass Wahlen unter Aufsicht der UN die beste Lösung für Syrien seien, die Konferenz sei aber daran gescheitert, dass Iran und Russland darauf bestanden, dass auch Assad bei diesen Wahlen antreten dürfen müsse.

Das schien mir unlogisch, da Assad bekanntlich als sein eigenes Volk massakrierender "böser Mann" geframed wurde. Da ein solcher Präsident doch sowieso keine Chancen bei einer ehrlichen Wahl hätte, erschien mir nicht nachvollziehbar, warum die Frage, ob er antreten dürfe, so wichtig sein sollte.

Die Frage ließ sich recht schnell klären, beim Independent gab es eine in ganz Syrien durchgeführte Meinungsumfrage, aus der klar ersichtlich war, dass zumindest eine relative Mehrheit der Syrer hinter Assad stand, während die vom Westen unterstützte Exilregierung nach dem IS die zweitunbeliebteste politische Gruppierung überhaupt war.

Also ergab der Artikel über die Konferenz Sinn, das Problem waren all die anderen Artikel über die heldenhaften moderaten Rebellen und den Fassbomben werfenden Massenmörder Assad.

Dass es in Syrien in Wahrheit um einen vom Westen und unseren arabischen Verbündeten initiierten Regimechange ging, zeichnete sich bei den Recherchen zwar ebenfalls schnell ab, aber wirklich zuverlässige Quellen zu finden (vom US General Wesley Clark, über Wikileaks, bis zu Jabr al Thani, dem damaligen Premierminister Katars) hat wesentlich länger gedauert.

Festzustellen, dass derartige Desinformation in den Medien kein Einzelfall ist, war dann auch nicht mehr schwierig. Vom Kosovokrieg bis zum Maidanmassaker, nirgends hielt das in den Mainstream Medien (und von unseren Politikern!) gezeichnete Bild einer kritischen Überprüfung stand!

Wie so viele Propagandaartikel mit Desinformation in die Mainstream Medien geraten, konnte ich mir zunächst aber nicht erklären. Dass 1953 beim Sturz Mossadeghs im Iran einfach einige einflussreiche Reporter von der CIA bestochen wurden und der Rest dann erwartungsgemäß abgeschrieben hat, steht natürlich in den veröffentlichten CIA Akten. Dass die CIA im Zusammenhang mit der Zerschlagung Jugoslawiens einfach eine PR Agentur angeheuert hat, während Herr Scharping laut Oberstleutnant Jochen Scholz die spezifisch deutsche Propaganda direkt im Verteidigungsministerium erstellen ließ, ist Geschichte.

Aber heutzutage geht es ja nicht mehr um Propaganda im Zusammenhang mit einzelnen Ereignissen, sondern um ein ununterbrochenes propagandistisches Dauerfeuer an 365 Tagen im Jahr. Zumindest einen Teil der Erklärung dafür hat Tom Curley, damals Chef der weltgrößten Nachrichtenagentur AP, bereits 2009 geliefert. Ihm zufolge saßen damals 27000 PR Berater in Diensten des Pentagon in einer ehemaligen Luftwaffenbasis in Texas, deren Artikel zum Teil unter falschem Namen ins System eingeschleust wurden. Er kritisierte damals den Ausbau des Pentagon zu einer weltweit agierenden Propagandamaschinerie unter Präsident Bush.

Das mag nur die Spitze des Eisbergs sein und ist auch nicht sonderlich aktuell, aber dass 27000 Pentagonschreiberlinge einen Teil der von den großen Nachrichtenagenturen verbreiteten Texte verfassen, ist zumindest eine ausreichende Erklärung für die Desinformation in unseren Mainstreammedien!

Vor allem aber bestätigt es, wie recht der Autor hat, wenn er angesichts von Desinformation um unsere freiheitliche Demokratie fürchtet. Immerhin, unsere Bundeswehr hat sich 2015 der US geführten Koalition in Syrien angeschlossen, wobei aber selbst in der Begründung der Bundesregierung für die Abgeordneten, die das beschlossen haben, nur die belgischen Terroristen, die in Paris einen Anschlag verübt hatten, als Begründung für den Kampf gegen den IS herangezogen wurden. Dass die US geführte Koalition neben der Pentagon Operation gegen den IS auch die CIA Operation gegen Assad unterstützte wurde dagegen naturgemäß nicht erwähnt, erst recht nicht begründet, warum unsere Tornados die Aufklärung für deren Bodentruppen von Al Kaida und Co übernehmen!

Was mir allerdings unverständlich ist: Über all das was ich hier geschrieben habe wurde erfreulicherweise auch bei Telepolis berichtet. Da ist es doch naheliegend, dass "Desinformation in den sozialen Medien" nicht unser Problem ist, sondern ein willkommener Vorwand es künftig zu erschweren, das Internet zu nutzen, um Regierungspropaganda zu entlarven und zu widerlegen.

Wäre das nicht ein viel besseres Thema für einen Artikel? Und ist es wirklich sinnvoll mit einem Artikel wie diesem zwar vor der Gefahr zu warnen, dabei aber in eine vollkommen falsche Richtung zu deuten?

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