Ich gehe davon aus, dass grobe Lügen, die im Netz oder in sonstigen Medien verbreitet werden, von vielen Rezipienten durchaus als solche erkannt werden.
Schwieriger wird es, wenn es um strittige Fragen und die entsprechenden Debatten dazu geht.
Wer legt fest, was im Rahmen solcher Debatten "Desinformation" ist und was nicht?
Wer hat die allein seligmachende Wahrheit gepachtet und darf alles, was dieser Wahrheit widerspricht, als "Desinformation" abtun?
Ich möchte mir ein eigenes Urteil bilden, daher misstraue ich staatlichen Stellen (oder angeblich unabhängigen Organisationen), die mir aufdringlich zu "erklären" versuchen, was ich als wahr und was ich als unwahr anzusehen habe.
Meiner Meinung nach geht es allen Beteiligten IMMER darum, die Deutungshoheit über bestimmte Ereignisse zu erobern - denn wer die Deutungshoheit für sich reklamieren kann, der bestimmt auch, was "wahr" und was "Desinformation" ist.
Ich halte es für geboten, ALLE Argumente und Meinungen zuzulassen und anzuhören.
Sollte sich dann "Desinformation" darunter befinden, muss man diese durch sachliche Argumente entkräften.
Ich halte es allerdings für sehr übergriffig, wenn sich irgendwer (seien es staatliche Stellen, seien es angeblich unabhängige "Fakten-Checker", seien es Privatpersonen) anmaßt, sich im Stil einer Gouvernante anderen Menschen aufzudrängen und diese darüber zu belehren, was "wahr" und was "Desinformation" ist.
Denn die auf "der Wahrheit" beruhende Sicht dieser Gouvernanten, die sie anderen Menschen aufzuzwingen versuchen, ist genau so interessengeleitet wie jeder andere Standpunkt auch.
Eine Möglichkeit, etwas Abstand zu gewinnen und sich eine eigene Meinung zu bilden, besteht meiner Ansicht nach darin, sich immer zu fragen: "Wer will warum, dass ich was glaube ...?
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (27.07.2021 11:35).