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  • unbekannte Unbekannte

214 Beiträge seit 25.08.2022

Am Kern Sache etwas vorbei

Die militärische Entwicklung der letzten Jahrzehnte war durch zwei Hauptfaktoren bestimmt:

A) Die grösseren Konflikte waren samt und sonders asymetrisch - es kämpften keine grossen Staaten mit grossen Armeen gegeneinander - sondern gegen Aufständische, Rebellengruppen, etc...

B) Die modernen Waffensysteme wurden intelligenter und wirksamer - aber auch komplexer, spezialisierter, teurer - was auch die nötige Infrastruktur, Personal, Wartung und Unterhalt betrifft.

In der Folge wurden fast alle Armeen zahlenmässig kleiner, qualitativ aber leistungsfähiger - es macht also überhaupt keinen Sinn, die Anzahl bestimmter Waffensysteme von heute mit dem Stand vor 30 Jahren zu vergleichen.

Bis zum Ukraine-Konflikt. Hier kämpft eine -anders als zu Beginn des Konflikts- moderne Armee - die von der Nato finanziert, ausgerüstet, ausgebildet, mit Aufklärungsdaten versorgt, und zumindest in Teilen auch direkt geführt wird - kurz, eine moderne Nato-Armee mit ukrainischer Bemannung - gegen Russland.

Was auf beiden Seiten zu Fehleinschätzungen und recht steilen Lernkurven führte. So konnte Russland bis heute keine klare Luftüberlegenheit herstellen. Da ist man mit dem Einsatz neuesten Materials sehr vorsichtig geworden, nachdem die ersten Flieger von den Ukrainern vom Himmel geholt wurden, oder moderne Kampfpanzer wie der T90M in ihre Hände fielen - einer sogar voll funktionstüchtig.

Das gleiche gilt für die andere Seite - von den hochgelobten (und zu Beginn hochwirksamen) türkischen Kampfdrohnen hört man kaum noch was. Auch die als "Gamechanger" verkauften Himars- und andere Mehrfachraketenwerfer des Westens brachten nach Anfangserfolgen nicht mehr die erhoffte Wirkung im Kampf - die Russen haben gelernt, sie effektiv abzufangen - jetzt werden sie vorzugweise gegen schwach verteiditgte Infrastruktur eingesetzt.

Allerdings setzt (noch) keine der beiden Seiten wirklich die modernsten ihrer Waffensysteme ein - die Russen lassen ihre schweren Bomber und Armata-Kampfpanzer zuhause - aber auch die gelieferten Raketen- und Luftabwehrsysteme wie das deutsche Iris-T entsprechen keinesfalls dem neuesten Stand - nicht nur extrem teuer - auch das Risiko, dem jeweiligen Feind in die Hände zu fallen.

Dafür gibt es eine ganz andere Entwicklung in Richtung Low-Tech - von ukrainischer Seite etwa kleine hochmobile Gruppen mit nur leicht gepanzerten Fahrzeugen und "Jihad-Trucks", die mit angepasster Taktik den Russen ernsthafte Schwierigkeiten gemacht haben - auf der anderen Seite die anfangs anfangs verlachten iranischen (oder von den Russen in Lizenz produzierten) Drohnen. Die sind zwar billig, aber extrem effektiv - die Ukraine hat nicht etwa zu wenig Luftabwehr, die vorhandene kann sie aber nicht wirklich wirksam bekämpfen ...
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Der langen Rede kurzer Sinn - die Art der Kriegsführung befindet sich im Umbruch - die Zeit der (potentiellen) Grosskonflikte kehrt zurück - und niemand weiss wirklich, wie sich ein solcher, etwa zwischen USA und China entwickeln würde. Und natürlich schreit das Militär auf allen Seiten nach mehr Geld.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (19.10.2022 11:37).

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