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  • Wilko Fokken

mehr als 1000 Beiträge seit 25.03.2000

Re: Niall Ferguson ist ein mutiger Mann... Danke für den Literaturhinweis

Wie sehr die Umerziehung der Deutschen durch die Alliierten gelungen
ist, erfährt man am drastischsten bei der Selbstanklage über den
Ersten Weltkrieg, der den Deutschen nun wirklich gegen ihren Willen
aufgezwungen wurde.

Die namhaften deutschen Historiker Wolfgang Mommsen und Heinrich
August Winkler reagierten auf den Beitrag Niall Fergusons zu Ursachen
und Verlauf des "vergessenen Krieges", dessen Auswirkungen auf den
weiteren Verlauf der europäischen Geschichte nicht hoch genug
eingeschätzt werden können, erwartungsgemäß mit der bekannten
Selbstkasteiung in nationalen Fragestellungen: Für Mommsen ist das
Buch "ganz besonders problematisch, weil es einer Argumentation
Vorschub leistet, die wir aus den Köpfen vieler Nationalisten gerade
erfolgreich ausgetrieben haben".

Ist es die Aufgabe von Historikern, ideologische Volkspädagogik zu
betreiben oder sollten sie nach Leopold von Ranke nicht herausfinden,
"wie es eigentlich gewesen ist"?

Auf die heutigen deutschen HiWis der alliierten Umerziehung passen
die Ausführungen des Gründers der kaiserlichen Marine, Alfred von
Tirpitz, in seinen "Erinnerungen", 1919 (noch vor dem Versailler
"Friedens"-Vertrag):

"Unser Staat setzt bei seinen Dienern stets jene vornehme Gesinnung
voraus, durch die er unter den preußischen Königen groß geworden war.
Ich erinnere an den Finanzminister, der den Ankauf der preußischen
Bahnen vermittelte und selbst in den schlechtesten Verhältnissen sein
Amt verließ. Die Gehälter standen bei gewissen hohen Ämtern in keinem
rechten Verhältnis zu deren Bedeutung und zu den notwendigen
Aufwendungen.
...
Es war selbstverständlich, daß unsere Beamtenschaft um Ehre
arbeitete. Wir haben mit einem Minimum an Kosten ein Maximum an
schöpferischer Arbeit geleistet. Deshalb war die Staatsverwaltung im
alten Preußen-Deutschland so billig und reinlich wie nirgends in der
Welt. Nach der Verschleuderung von Staatsgeldern, der Schaffung
massenhafter Pfründen, die weniger nach Tüchtigkeit als nach
politischer Gesinnung besetzt werden, ist zu befürchten, daß der neue
Staat dem alten nicht gleicht.

Der alte deutsche Staat ist durch eine Periode der Mittelmäßigkeit in
der höchsten Gefahr schwach und brüchig geworden; aber verloren ist
das deutsche Volk erst, wenn es die Sauberkeit der alten
Staatsverwaltung einbüßt. Der korrupte Deutsche ist noch schlimmer
als der korrupte Italiener oder Franzose, der wenigstens nie sein
Vaterland verrät.

Der Deutsche kann es sich nicht leisten, die Reinheit preiszugeben,
die das Palladium seines alten Beamtenstandes war, denn es fehlen ihm
andere staatliche Eigenschaften, welche bei fast allen fremden
Völkern  das Gift der Korruption teilweise immunisieren. Schon im
letzten Menschenalter konnte man auch in der Oberschicht Deutschlands
den schädlichen Einfluß des eindringenden Materialismus bemerken in
einem Schwächerwerden der Charaktere, in einer Verminderung jenes
idealistischen Plus, welches das deutsche Volk zu seiner
Selbsterhaltung jederzeit wird aufbringen müssen. Denn nur durch
selbstlos-stolze Hingabe an den Staat kann es das Minus seiner
Erdlage ausgleichen, die schlechten Grenzen, die mangelnde
Bodenfläche, die mißgünstigen Nachbarn, die konfessionelle Spaltung
und das zu junge und zu unsichere Nationalgefühl."

Mit anderen Worten hatte schon Bismarck (3 Monate vor Königgrätz)
diesen Aspekt betrachtet:

"Ist Preußens Kraft einmal gebrochen, so wird Deutschland schwerlich
dem
Schicksal Polens entgehen."

Den Charakter der ungezählten deutschen HiWis der alliierten
Umerziehung hatte schon Goethe in seinem "Reineke Fuchs"
gekennzeichnet:

"Ein jeglicher wollte als Nächster
 neben dem Sieger sich blähen."

Zur Wirksamkeit der deutschen Umerziehung erwähnte Goethe zu
Eckermann:

"Man muß das Wahre immer wiederholen,
 weil auch die Lüge um uns her immer wieder gepredigt
 wird und zwar nicht von einzelnen,
 sondern von der Masse, in Zeitungen und Enzyklopädien,
 auf Schulen und Universitäten.
 Überall ist die Lüge obenauf,
 und es ist ihr wohl und behaglich im Gefühl
 der Majorität, die auf ihrer Seite ist."

(Ich habe mir erlaubt, den "Irrtum" im Goetheschen Text durch "Lüge"
zu ersetzen, denn die alliierte Umerziehung des deutschen Volkes
diente und dient der bewußten Paralysierung des deutschen Willens,
sich und seine Kultur zu erhalten.)

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